Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde
mineralische Ablagerungen, die sich in der Erdkruste befinden, von Autoscheinwerfern reflektiert werden. Vielleicht handelt es sich auch um elektrostatische Entladungen. Mein Vater sagt, er hat solche Entladungen schon auf seiner Ranch zwischen den Hörnern der Rinder beobachtet.« Alle kicherten bei der Vorstellung, wie zwischen den Hörnern eines Rinds die Funken flogen. Yello gab ein lautes »Muh!« von sich.
»Wie steht es um die Überlieferungen von Lichtphänomenen in Mythen und Legenden?«, wollte Mr Bonaparte wissen.
»Ich habe irgendwo gelesen, dass es Geister in den Bergen gibt«, versuchte sich Mona Lisa. »Mein Vater sagt immer, man soll den Bergen nicht zu nah kommen und niemals versuchen, sie zu überqueren. Er sagt, dass die alten Frauen und Kinder der Apachen früher mal vor der Kavallerie auf den Cathedral Mountain geflohen sind. Sie kehrten nie wieder zurück. Und die Lichter sind jetzt ihre Seelen, die sich in der Dunkelheit suchen.«
Für einen Moment war es vollkommen still, bis Scooter raunte: »Gruuuu-selig!« Alle lachten.
»Ja, es existieren zahlreiche Legenden, die sich mit dem Leben der amerikanischen Ureinwohner beschäftigen«, bestätigte Mr Bonaparte. »Und was geschah mit dem Ziegenhirten, falls diese Geschichte wahr ist?«
»Mein Daddy sagt, der ist nur vor seiner zickigen Frau weggelaufen«, kam es von Truman Dearlove unter seinem Cowboyhut. Allgemeines Gelächter.
»Vielleicht haben ihn die Lichter geholt, die indianischen Geister«, schlug Ramona vor.
»Vielleicht«, sagte Mr Bonaparte. »Wer von euch hat die Lichter denn schon mal persönlich gesehen?« Fast alle hoben ihre Hände. »Ich weiß, dass wir sie alle schon mal am Aussichtspunkt gesehen haben. Dort sieht man sie fast in jeder klaren Nacht. Hat jemand von euch sie schon mal woanders beobachtet?« Alle außer Scooter ließen ihre Hände wieder sinken. Vielleicht wollte er eine erfundene Geschichte zum Besten geben. Gideon hielt den Kopf gesenkt und schaute niemanden an.
»Was ist mit euch beiden? Gideon und Miss Schwänzt-die-Schule? Irgendeine Idee?« Mr Bonaparte hatte einen neuen Spitznamen für mich aus dem Ärmel geschüttelt. Obwohl ich am Tag der mündlichen Referate nur eine halbe Stunde eher nach Hause gegangen war, musste ich drei Tage lang nachsitzen, was aber kein großes Problem war, weil ich in dieser Zeit den Müll aufgepickt habe, der im Schulgebäude herumlag.
Gideon schüttelte den Kopf.
Ich auch.
Plötzlich nahm ich eine wachsende Unruhe wahr. Scooter kratzte sich seinen Handrücken. Dann fingen auch Romey und Cairo damit an. »Oh Gott, was ist denn das? OH, MEIN GOTT!«, schrie Romey. Als sie eine Hand in die Höhe hielt, sah ich darauf einen breiten roten Streifen, als wäre ein Heer von Wanderameisen über ihren Handrücken gelaufen.
Ich schaute zu Gideon hinüber, dessen Blick immer noch an der Tischplatte klebte. Doch seine Mundwinkel waren eindeutig nach oben gezogen.
Mr Bonaparte schickte die betroffenen Schüler zur Schulkrankenschwester, holte dann eine Flasche mit Desinfektionsmittel aus seiner Tasche und besprühte damit jede einzelne Tischplatte. Obwohl Romey, Cairo und Scooter kein Wort zu mir sagten, als wir später die Klasse verließen, schauten sie mich alle ratlos und verwundert an. Was immer auch geschehen sein mochte - dieser Punkt ging an mich.
»Sie meint also, dass sie keine Zeit hat, uns beim Kochen zu helfen?«, sagte Grandma, nachdem Biswick und ich nach Hause gekommen waren. Eigentlich hatte Grandma überhaupt keinen Grund, sich zu beklagen, denn auf der Arbeitsplatte türmten sich bereits leckere Speisen: verführerisch duftende Köstlichkeiten wie knusprig gebratene Okraschoten, gebratenes Huhn und saftig geschmorte Schweinekoteletts. Da es auf dem Jumbo Lights Festival genug zu essen geben würde, brauchten wir zu Hause kein ausuferndes Abendessen. Biswick und ich setzten uns zu Bug an den Tisch.
»Also was ist?«, fragte mich Grandma.
»Veraleen geht es nicht gut, Ms Monroe«, antwortete Biswick.
Grandma ignorierte ihn und setzte sich hin. »Schwer zu glauben, dabei wirkt sie so robust wie ein junger Ochse.« Sie kicherte.
»Kommt Veraleen heute denn gar nicht mehr?«, fragte Bug.
»Verdammt!«, rief Grandma und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich werde ihr meine berühmte Hühnerbrühe machen, nach dem Originalrezept meiner Großmutter.« Ich sah Grandma misstrauisch an, während sie zum Kühlschrank stolzierte und verschiedene Gemüsesorten
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