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Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

Titel: Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Crowley Knut Krueger
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herausnahm. »Der
werd ich zeigen, wie man Leute wieder gesund macht«, murmelte sie vor sich hin.
    »Wie war denn deine Oma?«, fragte Bug. »War sie hübsch?«
    »Hübsch? Keine Spur!« Sie begann, kleine Kartoffeln in einen Topf zu werfen. »Sie war hässlich wie die Nacht. Hatte eine Riesenkartoffelnase, so wie Merilee. Sie war immer in Bewegung. So geschäftig wie eine Kuh beim Fliegenverscheuchen. Sie hat mich allein großgezogen. Schwere Zeiten …«
    »Wie war ihr Name?«, fragte Bug.
    »Wessen Name?«, fragte Grandma, als wäre sie gerade aus einem Traum erwacht.
    »Na, der deiner Oma«, entgegnete Bug, »der hässlichen.«
    »Man darf nicht sagen, dass jemand hässlich ist«, schaltete sich Biswick ein. »Das ist nicht schön.«
    »Sagte das Langohr zum Esel«, entgegnete Grandma.
    »Grandma!«, rief ich. Irgendwas zerbrach in mir, als ginge ein haarfeiner Riss durch einen Eisberg. Wir schauten uns an. Ich packte Biswick am Ellbogen und zog ihn zur Tür. Er runzelte die Stirn, versuchte herauszufinden, was Grandma da gesagt hatte, das mich so auf die Palme brachte. In diesem Moment kam Daddy zur Tür herein.
    »Hug, warte! Warum habt ihr’s denn so eilig?«
    »Ich geh mit Biswick schon zum Lights Festival«, antwortete ich und versuchte, mein wutverzerrtes Gesicht zu verbergen.
    »Ich wollte euch und Bug doch hinbringen!«, rief er mir nach.
    »Wir treffen euch später!«, rief ich zurück und knallte die Haustür hinter uns zu.
     
    Kein Windhauch regte sich an diesem Abend. Die Luft stand still. Alle Lichter waren vorsorglich gelöscht worden. Es war stockdunkel. Die Menschen standen in mehreren Reihen am
Straßenrand. Ich atmete den verführerischen Duft von Karamellpopcorn, Zuckerwatte und langsam geschmorten Fleischgerichten ein, während Biswick und ich den Bürgersteig entlanggingen und versuchten, eine Lücke in der Menschenmenge zu finden. Frida Pinkett teilte fluoreszierende Halsbänder aus und ich nahm mir zwei davon.
    »Wir werden noch den Umzug verpassen«, grummelte Biswick.
    »Geh weiter«, sagte ich zu ihm. Warum hatte er nur so eine schlechte Laune? Ahnte er, dass Veraleen uns verlassen würde? Oder dass sein Daddy bewusstlos auf der Müllkippe gelegen hatte? Wo steckte der Dichter eigentlich? Er konnte jeden Moment hier auftauchen und den großen Macker markieren, und nichts würde darauf hindeuten, dass er noch vor Kurzem ein Schläfchen auf einer alten vergammelten Matratze gehalten hatte.
    Ich stellte mich kurz auf die Zehenspitzen, um zu sehen, ob vielleicht vor dem Sweet Home Diner auf der anderen Stra ßenseite noch Platz für uns war. Aber dort war es genauso voll wie hier. Ich beugte mich nach unten und schaute den Leuten durch die Beine, doch auch direkt an der Straße schien es keinen freien Raum mehr zu geben. Irgendjemand trug aufblasbare Fellschuhe mit Krallen. Obwohl Halloween schon lange her war, hatten sich die meisten Leute verrückt und extravagant ausstaffiert. Das hat an diesem Tag Tradition. Pinell Pigg trug einen großen blauen Filzhut und dachte wirklich, dass er damit was hermacht. Bobo Romaine war früher immer als Bobo der Clown gegangen, bis ihm jemand sagte, er solle das sein lassen, weil er den kleinen Kindern damit Angst mache.
    Plötzlich bestieg unser Bürgermeister, Ferdies Ehemann Frank Frankmueller, ein Podium auf der anderen Straßenseite. Er trug ein Weihnachtsmannkostüm und einen beleuchteten Cowboyhut. Die Menge verstummte. Er hatte die Arme
gehoben wie ein Dirigent. Ich hielt mir die Ohren zu. »Eins!«, rief er. »Zwei!«, stimmten alle mit ein. Und schließlich brüllte die ganze Menge: »Drei!«. In diesem Moment erstrahlten die unzähligen kleinen Lämpchen des Festumzugs, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. Dann flammten die Lichter an den Gebäuden auf. Überall hörte man leise, klickende Geräusche, weil alle ihre selbst leuchtenden Hals- und Armbänder anlegten. Ich half Biswick mit seinem. Sobald ich ihm seinen Reifen um den Hals gelegt hatte, krabbelte er zwischen Dorwood Milton und Otis Stunkel hindurch, die ein Stück zur Seite rückten.
    »Außerordentlich. Entschuldigung«, sagte ich zu Otis, der nicht nur seinen obligatorischen Trenchcoat, sondern auch einen Wikingerhelm aus Plastik trug. Ich war mir ganz sicher, dass sein Stinktier gerade ein Quieken von sich gegeben hatte.
    Der erste Pritschenwagen rollte an uns vorbei. Darauf befand sich das riesige mechanische Huhn von Putt’s Chicken Hutt.
    »Heute ist eine magische

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