Meine himmlische Geliebte
war ihr wie jedem Sarnianer völlig zuwider.
"Aber nicht halb soviel, wie du es genossen hast, diesem Neandertaler den Kopf zu verdrehen", warf er ihr vor und funkelte sie an.
Sie schaute ihn an, hin-und hergerissen zwischen Erstaunen und Zorn.
Der Zorn gewann schließlich die Oberhand. "Ich habe nur das getan, was du von mir verlangt hast", fauchte sie.
Er schnaubte verächtlich. "Ich habe dir garantiert nicht gesagt, daß du dir ein Späßchen daraus machen sollst."
Darauf murmelte Julianna einen so undamenhaften und unsarnianischen Fluch, daß Dylans Ärger verrauchte. Er lachte, über sich selbst und die unmögliche Situation, in der sie sich befanden.
"Wenn wir etwas mehr Zeit haben", erklärte er heiter, "zeige ich dir, wie schön es sein kann, wenn man sich nach einem Streit richtig versöhnt." Er schaute rasch auf den bewußtlosen Wachposten. "Aber jetzt müssen wir erst einmal sehen, daß wir von hier verschwinden."
Schweigend kletterte sie in den kleinen Raumgleiter und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Es überraschte sie nicht, daß der Freund ihres Bruders das Bedienungssystem des kleinen Schiffes schon nach wenigen Augenblicken durchschaut hatte. Es hatte zwar eine Weile gedauert, bis sie ihm seine Behauptung abgekauft hatte, er wäre Dylan Prescott, doch nun wußte sie mit hundertprozentiger Sicherheit, daß an ihrer Seite einer der größten Wissenschaftler aller Zeiten saß.
Wie ein Katapult schoß der Raumgleiter in die endlose Schwärze des Universums. Julianna betrachtete Dylan verstohlen von der Seite. Seine Genialität wurde in alten Lehrbüchern gepriesen, aber warum, so fragte sie sich, steht nirgendwo etwas über unwiderstehliche männliche Anziehungskraft?
Sie wünschte, sie hätte den biographischen Informationen über den Wissenschaftler von der Erde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Es gab so vieles, was sie gern gewußt hätte. Die Frage, die ihr am dringendsten auf der Seele brannte, schmerzte sie auch am meisten: war Dylan Prescott verheiratet?
Der Gedanke, er könnte mit einer anderen Frau liiert sein, war ihr unerträglich.
Sie konnte nicht widerstehen und wandte sich um. Die "Piratenbraut" lag zwar schon weit hinter ihnen, wirkte aber dennoch gigantisch. Der Name, die Nummer und der Planet, auf dem das Raumschiff registriert war, waren gerade noch zu lesen.
"Die Klimaanlage funktioniert jetzt wieder normal", meldete sich Dylan zu Wort. "Wenn sie wieder aufwachen und merken, daß wir fort sind, können uns ihre Sensoren längst nicht mehr orten."
Julianna mußte zugeben, daß sein Plan, die Besatzung in einen Fernreise-Tiefschlaf zu versetzen, außerordentlich klug war. Er hatte sogar daran gedacht, den Kurs des Schiffes so zu ändern, daß eine Kommunikation mit Sarnia und Australiana nicht mehr möglich war.
"Wird man sich auf Australiana nicht mit dem Hohen Rat in Verbindung setzen, wenn ich dort nicht rechtzeitig eintreffe?" Endlich stellte sie die Frage, die ihr schon auf der Seele lastete, seit er ihr seinen Plan eröffnet hatte.
"Wahrscheinlich."
"Und? Wie werden wir uns dann verhalten?"
Er warf ihr einen raschen Seitenblick zu und grinste sie fast übermütig an. "Wir pokern mit."
Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, was er damit sagen wollte, doch ehe sie nachhaken konnte, fiel ihr ein altes Erdensprichwort ein, das sie von ihrer Mutter kannte: "Man soll sich nicht um ungelegte Eier kümmern." Es wird schon etwas daran sein, dachte sie und überging Dylans Bemerkung kommentarlos.
Es überraschte Dylan, daß sie vor einer richtigen Panoramafensterwand saßen und nicht vor einem großen Monitor. Während sie durch die Dunkelheit rasten, die vereinzelt durch Sterne erhellt wurde, hatte er das Gefühl, auf dem Bug eines Schiffes zu sitzen.
Der Vergleich mit Seefahrern und Abenteurern längst vergangener Zeiten war gar nicht so weit hergeholt, denn wie diese hatte auch er keine Ahnung, wohin er gerade fuhr.
Obwohl seine Reise absolut nicht so verlief, wie Starbuck und er es geplant hatten, fand Dylan dieses Abenteuer wesentlich reizvoller als seine Forschungsarbeit im Labor. Wenn er ehrlich war, mußte er sich eingestehen, daß er sich noch nie so gut amüsiert hatte.
"Phantastisch", murmelte er. "Ich komme mir vor wie Indiana Jones im zweiundzwanzigsten Jahrhundert."
"Indiana Jones?"
Doch ehe er sie aufklären konnte, begann das Schiff bedenklich zu schwanken.
"Das ist ein Meteoritenschauer", bemerkte Julianna und zuckte zusammen, als die Felsbrocken
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