Meine himmlische Geliebte
stammst wie ich von der Erde."
"Ich denke nicht daran, die Frau irgendeines Mannes zu werden", erklärte sie mürrisch. Ihr Vater hatte ihr gestattet, sich ihren Mann selbst auszusuchen, und so hatte sie den Botschafter Zoltar Flavius zurückgewiesen, der doppelt so alt war wie sie. Diese für sarnianische Verhältnisse frevelhafte Tat hatte ihren Vater seine Stellung als Politiker gekostet. Doch ehe sich der verschmähte Botschafter an ihr hatte rächen können, war er bei einem Unfall ums Leben gekommen. Nein, sie, Julianna Valderian, würde nie heiraten und sich einem Mann unterwerfen.
Dylan fluchte. Warum mußte diese Frau bloß so stur sein? "Das ist kein Heiratsantrag, Julianna", stieß er verzweifelt hervor. "Ich versuche nur, dein Leben zu retten."
Sie wußte, daß er es ehrlich meinte, doch wie sollte sie ihm nur ihren Abscheu vor diesem Schmuckstück erklären? Es repräsentierte all die negativen Dinge, gegen die sie seit Jahren so leidenschaftlich kämpfte.
"Wie du sicher weißt", begann er behutsam, "ist es bei uns auf der Erde Sitte, daß Mann und Frau sich bei der Eheschließung die Treue geloben und zum Zeichen dieses Schwurs Ringe austauschen."
"Ich kenne diese Sitte", sagte sie leise. "Meine Eltern haben auch die Ringe miteinander getauscht." Obwohl ihr Vater nicht mehr lebte, trug ihre Mutter seinen Ring, um zu zeigen, daß sie sich immer noch mit ihrem verstorbenen Mann verbunden fühlte. "Aber mein Vater trug auch einen solchen Ring", fuhr sie auftrumpfend fort. "Also war dieser Austausch gleichberechtigt." Ihre Mutter hatte auch ein juwelenbesetztes Hochzeitskollier getragen, aber das verschwieg Julianna lieber, denn das wäre nur Wasser auf Dylans Mühlen gewesen. "Männer müssen keine Hochzeitkolliers tragen, deswegen gilt diese Schmuckstücke ein Zeichen von Abhängigkeit, Ungleichheit und Unterwerfung."
"Ich verstehe dich sehr gut", seufzte er müde. "Und wenn dein Leben nicht davon abhinge, würde ich so etwas auch nicht von dir verlangen. Aber wir beide wissen doch genau, daß es nur ein Spiel ist. Außerdem müßtest du mich langsam gut genug kennen, als daß du mich zum Sklavenhalter abstempelst. So schlimm kann es doch gar nicht sein, dieses Kollier anzulegen."
"Aber ich bekomme den Schlüssel." Wenn sie schon zustimmte, dann wollte sie wenigstens sicher sein, das schwere Halsband abnehmen zu können, wann immer sie es wollte.
"Einverstanden. Ich wollte ihn dir sowieso überlassen."
Seine sachliche, offensichtlich ehrliche Äußerung nahm ihr ein wenig den Wind aus den Segeln. "Schön", willigte sie schließlich ein. "Aber komm bloß nicht auf dumme Gedanken."
Sie ist ja fast eine schlimmere Kratzbürste als Charity, dachte Dylan und verkniff sich ein Grinsen, als er an die heftigen Auseinandersetzungen mit seiner Schwester dachte.
"Keine Sorge", beruhigte er sie.
Julianna schloß die Augen, als sie das kühle Metall um ihren Hals spürte und das verhängnisvolle Klicken des Schlosses hörte.
"Schon fertig. So schlimm war es doch gar nicht, oder?"
Als er keine Antwort bekam, nahm er ihre Hand, die sie zur Faust geballt hatte, öffnete sie und fegte den kleinen goldenen Schlüssel hinein.
Unter ihrem Kleid trug sie ein unbequemes Kleidungsstück, daß ihre Brüste umhüllte, sie anhob und auf ihrer Ansicht nach geschmacklose Art zusammendrückte. Versonnen betrachtete sie den Schlüssel und steckte ihn sich in den Ausschnitt.
Dylan beobachtete, wie sie den winzigen Schlüssel zwischen ihren vollen Brüsten verschwinden ließ, und heißes Begehren flammte in ihm auf. Er riß sich zusammen und räusperte sich. "So, das hätten wir. Jetzt sollten wir uns auf den Weg machen, bevor die Sonne noch höher steigt."
Mit energischen, jedoch merkwürdig steifen Schritten ging Dylan zum Pferd zurück, und Julianna fragte sich, was wohl geschehen sein mochte, daß sich seine Laune so abrupt geändert hatte. Er hatte doch bekommen, was er wollte. Ratlos schüttelte sie den Kopf. Würde sie die rätselhaften Gedankengänge der Erdenmänner jemals nachvollziehen können? Sie fuhr sich durch ihr langes Haar und folgte ihm.
Entfernungen waren auf Nummer 229 Ansichtssache, diese Erfahrung mußte Dylan nun jedenfalls machen. Der Nomadenführer hatte behauptet, die Siedlung läge ganz in der Nähe, doch es stellte sich heraus, daß sie fast eine Tagesreise bis dorthin brauchten.
Zum Glück hatten sie das Pferd, und als sie außerhalb der Sichtweite des Nomadenlagers waren, hob Dylan
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