Meine himmlische Geliebte
zu ihr hinab. "Es ist lebenswichtig, daß wir eine glaubwürdige Vorstellung geben. Also, was ist?
Kommst du jetzt freiwillig mit, oder muß ich dich an die Kette legen und mit Gewalt hineinziehen?"
"Das würdest du nicht wagen!" Julianna zitterte vor Wut, und ihre Augen schienen Funken zu sprühen.
"Ich würde es nicht darauf ankommen lassen."
Sie starrte ihn ungläubig an. "Das ist doch bloß wieder einer von deinen Erdenscherzen. Ich kenne dich langsam, Dylan Prescott, du willst mich aufziehen.
Nie würdest du mich an eine Kette legen."
Er zuckte nur mit den Schultern. Natürlich würde er das niemals tun, aber er hatte Angst, daß sie in ihrer blinden Widerspenstigkeit ihr Leben aufs Spiel setzte.
"Wenn ich du wäre, würde ich den Bogen nicht überspannen. Kommst du nun?"
Sie preßte die Lippen zusammen und gehorchte widerwillig. "Einverstanden.
Aber ich folge dir nur unter schärfstem Protest." Dann rauschte sie so hochmütig an ihm vorbei, daß man niemals auf den Gedanken gekommen wäre, daß sie eine Frau war, die in der ganzen Galaxie gesucht wurde.
"Wird vermerkt", entgegnete er zähneknirschend.
In dem großen rechteckigen Gastraum war es dunkel wie in einer Bärenhöhle.
Dylan blieb kurz mit Julianna im Eingang stehen, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.
Dann bemerkte er, daß alle Blicke auf sie gerichtet waren. Er straffte die Schultern und ging mit Julianna auf die Bar zu, die sich kaum von denen in den Hafenkneipen von Maine unterschied.
Die Wände bestanden aus rohen Steinmauern, der Boden war kahl und schmutzig. Durch den aufsteigenden Qualm erkannte Dylan, daß sich die Gäste an den Kunststofftischen doch erheblich von den Whisky trinkenden Matrosen in Castle Mountain unterschieden.
Er entdeckte einen freien Tisch in einer der hinteren Ecken des Raumes und führte Julianna dorthin. "Kein Wort zu irgend jemandem hier", flüsterte er ihr zu, als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten. "Und keine unvorsichtigen Bewegungen."
Sie nickte mechanisch/denn ihre Aufmerksamkeit wurde voll und ganz von einer üppigen cyprianischen Prostitutierten in Anspruch genommen, die auf dem Schoß eines grobschlächtigen Januarianers saß und seine Ohrmuschel mit beeindruckenden Kunststückchen ihrer beweglichen Zunge verwöhnte.
Juliannas anfänglicher Abscheu wich einer lebhaften wissenschaftlichen Neugier. Unglaublich, wie viele verschiedene Lebensformen diese Taverne bevölkerten! Es war ein wahres Eldorado für Xenoanthropologen.
Dylan ging zurück zur Bar, wo ein reptilienähnliches Wesen, dessen Körperfarbe ständig zwischen Grün und Silber wechselte,
Seine Bestellung entgegennahm. Für sich wählte er eine Karaffe Enos-Bier und für Julianna eine grüne Flasche, die ihrem Aussehen nach Weißwein enthielt.
"Ich habe vergessen, dich nach deinen Wünschen zu fragen", entschuldigte er sich, als er wieder an den Tisch zurückkehrte.
Vorsichtig nippte Julianna an der blaßgoldenen Flüssigkeit. "Es schmeckt wirklich köstlich", erklärte sie.
"Das freut mich." Dylan trank einen großen Schluck von dem eisgekühlten Bier, das wesentlich stärker war als das, was er von zu Hause kannte. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ den Blick über die Gäste schweifen. Zum erstenmal, seit er auf Sarnia angekommen war, gönnte er sich den Luxus, seine Umgebung eingehend zu betrachten, und zwar nicht aus Wachsamkeit, sondern aus purem Interesse, Sein Freund Starbuck hatte ihm einige Dinge berichtet, die sich in der Zeit, die für Dylan die Zukunft war, ereignet hatten. Trotzdem schwirrten ihm noch unendlich viele Fragen im Kopf herum.
Dann schaute er Julianna an, die ihm gegenüber saß. Sein Blick fiel auf ihre schlanken, feingliedrigen Hände, und gleich darauf stürmten Erinnerungen auf ihn ein, wie sich diese Hände auf seinem Körper angefühlt hatten.
Noch nie hatte er eine Frau so begehrt wie Julianna, das wurde ihm nun erst richtig klar. Plötzlich kam ihm ein verwegener Gedanke. Sollte er vielleicht nicht zur Erde zurückkehren und in dieser fremden Galaxie, in dieser fremden Zeit bleiben? Es war ihm schon immer leicht gefallen, sich veränderten Lebensumständen anzupassen. Warum sollte das nicht auch diesmal funktionieren?
War Julianna ihm dieses Risiko wert?
"Schade, daß es hier keine Jukebox gibt", meinte er schließlich.
"Eine Jukebox?"
"Das ist eine Maschine, die Musik spielt", erklärte Dylan. "Ich habe Lust zu tanzen."
"Zu tanzen?"
Nicht zum
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