Meine himmlische Geliebte
so nahm Julianna den Lederbeutel kommentarlos vom Tisch und ließ sich von Dylan durch die Bande sich prügelnder Männer führen.
Draußen hob er sie in den Sattel des angebundenen Hengstes, stieg selbst auf und trieb das Tier ah. Wie von tausend Furien gehetzt galoppierten sie Über die staubige Straße davon.
10. KAPITEL
Die Abenddämmerung senkte sich bereits über Nummer 229, als Dylan und Julianna Rast machten. Sie hatten eine andere Siedlung erreicht, und, wie Dylan hoffte, ihre Verfolger weit hinter sich gelassen.
Im stillen bedankte er sich nochmals bei dem Nomadenführer für das schnelle Pferd, bevor er den Hengst vor einem Gebäude anband, das ebenfalls eine Taverne zu sein schien.
"Willst du etwa noch mehr tränken?" fragte Julianna mit unverhohlener Mißbilligung.
"Es könnte mir jedenfalls nicht schaden. Mir tun alle Knochen weh von der dämlichen Schlägerei, die du angezettelt hast", gab er ungehalten zurück. Das waren die ersten Worte, die sie wechselten, seit sie die andere Siedlung fluchtartig verlassen hatten. "Aber ich hatte eigentlich vor, mich nach einem Zimmer zu erkundigen, es sei denn, du möchtest die Nacht unbedingt auf der Straße verbringen."
"Wir könnten ja Weiterreiten", meinte sie und schaute sich ängstlich um, als rechnete sie damit, daß jeden Moment Horden von bewaffneten Piraten über sie herfielen.
"Das ist keine Lösung", entgegnete er kurz angebunden. "Das Tier ist auch zu erschöpft. Warte hier, ich bin gleich wieder da."
"Soll ich nicht lieber mitkommen?"
"Das letzte Mal, als du mitgekommen bist, hast du so eine Art Dritten Weltkrieg entfesselt", erinnerte er sie. "Eigentlich habe ich mich nie für einen Feigling gehalten, denn mein Körper ist übersät mit blauen Flecken. Aber ich finde es besser, wenn du hier draußen bleibst, wo du hoffentlich nicht so viel Unheil anrichten kannst."
Weder sein Tonfall noch seine Worte waren schmeichelhaft, doch angesichts seines blauen Auges und seiner geplatzten Lippe zog Julianna es vor, ihm nicht zu widersprechen.
Er stieg vom Pferd und ging zur Tür. Bevor er eintrat, straffte er die Schultern und atmete tief durch.
Eine Minute verstrich, dann fünf, dann zehn. Julianna begann sich Sorgen zu machen und dachte ernsthaft daran, ihr Versprechen, draußen zu warten, zu brechen. Es konnte ja gut sein, daß er Arger hatte, daß die Gäste in diesem heruntergekommenen Gebäude noch zwielichtiger waren als in der ersten Taverne. Gerade hatte sie sich dazu durchgerungen, nach dem Rechten zu sehen, als Dylan wohlbehalten herauskam.
Die Abenddämmerung ließ ihr seidiges blondes Haar rot und golden leuchten, und Dylan bemerkte, daß sie erleichtert war.
"Jetzt sag bloß, du hast dir Sorgen um mich gemacht."
"Ja." Ihr Blick war offen und ohne jegliche Koketterie. "Als du nicht wiederkamst, habe ich mir alles mögliche vorgestellt, was dir zugestoßen sein könnte."
Sein Unmut verrauchte, und behutsam hob er sie aus dem Sattel. "Ich fürchte, ich mag es, wenn du dich um mich sorgst."
Er umfaßte ihre Taille, ihre Hände ruhten auf seinen breiten Schultern, und ihre Hüften berührten seine muskulösen Schenkel
"Ich habe uns ein Zimmer gemietet." Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. "Es hat sogar eine Wanne."
Sie lächelte und beugte sich noch näher zu ihm, ihr Atem fächelte seinen Hals.
"Eine Wanne?"
Da fiel ihm ein, daß Julianna an Ultraschallduschen gewöhnt war, wie er sie auf der "Piratenbraut" kennengelernt hatte. "Um sich darin zu baden, mit Wasser, wie in der Oase."
"Das klingt ja herrlich. Mich wundert nur, daß es hier genug Wasser dafür gibt."
"Ja, aber der Gastwirt hat mir erzählt, daß seine Taverne auf einer Thermalquelle steht und er letzten Monat einen Brunnen gebohrt hat."
"Da haben wir aber wirklich Glück gehabt."
"Fürs erste", dämpfte er ihren Enthusiasmus. "Es gibt übrigens auch ein Bett."
Er wartete nur darauf, daß sie einen neuen Streit vom Zaun brach; wer von ihnen im Bett schlafen dürfte und wer auf die Nacht auf dem Boden verbringen mußte.
Doch ihr Rücken schmerzte noch von dem ungewohnten Lager auf der Erde vergangene Nacht im Nomadenzelt, und so sagte sie bloß: "Ein Bett? Das hört sich himmlisch an."
Ihr Lächeln und die Nähe ihres wohlgeformten Körpers erweckten in Dylan heftiges Verlangen, so daß er beinahe seinen Schwur Vergessen hätte, abzuwarten, bis sie ihn anflehte, mit ihr zu schlafen.
"Komm, laß uns gehen." Er gab sie so abrupt frei, daß sie
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