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Meine letzte Stunde

Meine letzte Stunde

Titel: Meine letzte Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Salcher
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    Mir ist lieber, wenn man über mich sagt: Er führte ein nützlic hes Leben, als: Er starb reich.
    Benjamin Franklin
[1]
Das Originalzitat des amerikanischen Kulturanthropologen Joseph Campbell: „Außerdem müssen wir die Abenteuer, die Helden der Geschichte erlebt haben, gar nicht alleine riskieren. Wir brauchen nur dem Faden folgen, den sie auf ihrem Weg hinterlassen haben ... Wo wir gedacht haben, die Reise führt nach draußen, werden wir zum Zentrum unserer eigenen Existenz kommen. Und wo wir geglaubt haben, alleine gelassen zu werden, wird die ganze Welt mit uns sein.“
[2]
Teile dieser Geschichte habe ich von Barry Schwartz übernommen, der auf der TED-Konferenz 2009 in Long Beach einen Vortrag über den Verlust der praktischen Weisheit gehalten hat: www.ted.com
[3]
Während der Jahre 1983 bis 1989 ermordeten vier Krankenschwestern im Wiener Pflegeheim Lainz gemeinschaftlich eine größere Anzahl an Patienten. Der Lainz-Skandal schlug auch international hohe Wellen.
[4]
Elisabeth Kübler-Ross: Das Rad des Lebens, München 2000, S. 181 ff.
[5]
Ich verwende hier den provozierenden Begriff „Krüppel“, um eine Vorstellung vom Mut von Victor Hugo zu vermitteln, in der Zeit, in der sein Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ entstanden ist, eine Figur wie Quasimodo zum Helden zu machen. Es war sicher das Verdienst von visionären Humanisten wie Victor Hugo, dass wir heute von Menschen mit besonderen Bedürfnissen sprechen.
[6]
Ulrich Fichtner, Das Friedhofssterben, in: Der Spiegel, Nr. 53/2009, S. 50–56
[7]
Elisabeth Kübler-Ross: Interviews mit Sterbenden, München 2001, S. 346

Unsere Angst vor dem Tod – woher sie kommt und wie sie uns beherrscht
    Jeden Morgen, wenn wir uns entleeren, sind wir Zeuge unserer eigenen Vergänglichkeit. Fast immer verdrängen wir den Zusammenhang zwischen dem Stoffwechsel und unserem inneren Ablaufdatum. Diese Körperlichkeit führt uns unsere Abstammung von den Tieren vor Augen und zerstört alle Hoffnungen auf die Unendlichkeit unseres Daseins. Die Tiere müssen sterben, sie brauchen aber nicht darüber nachzudenken. Die Götter in unserer Vorstellung sind denkende, aber unsterbliche Wesen. Wir sind keine Götter, die erhaben sind über den Tod, und keine Tiere, denen der Gedanke daran erspart bleibt. Wir sind Kreaturen, denen bestimmt ist, über ihren eigenen Tod nachdenken zu müssen. Ab jenem Tag, an dem wir das erste Mal an unseren eigenen Tod gedacht haben, lässt uns dieser Gedanke nie wieder los.
    „Der Gedanke an den Tod, die Furcht vor ihm, verfolgt das Tier Mensch wie nichts sonst; er ist eine der Triebfedern menschlichen Handelns, eines Handelns, das hauptsächlich ausgerichtet ist, dem Schicksal des Todes zu entgehen oder es zu besiegen, indem wir leugnen, dass es unser aller gültiges Schicksal ist. “ [1]
    Woher kommt unsere Angst vor dem Tod? Beschäftigt man sich ernsthaft mit dieser Frage, dann stößt man unweigerlich auf das 1973 von Ernest Becker veröffentlichte Buch „Die Überwindung der Todesfurcht“. Zwei Monate nach seinem Krebstod im Jahr 1974 erhielt er posthum für dieses Buch den Pulitzer-Preis. Der als Sohn einer jüdischen Familie in Massachusetts geborene Kulturanthropologe und interdisziplinäre Denker verbindet die Lehren von Sigmund Freud, C. G. Jung, Erich Fromm und Otto Rank zu einer schonungslosen Analyse der Todesfurcht des Menschen. Auch wenn manche Erkenntnisse der Psychoanalyse, auf die er sich bezieht, heute überholt sein mögen, ist „The Denial of Death“, wie das Buch im englischen Original treffender heißt, für mich nach wie vor das eindrucksvollste Werk zu diesem Thema.
    Ernest Becker legt den Zusammenhang zwischen der Angst vor dem Tod und der Verdrängung offen. Der Mensch hat gar keinen anderen Ausweg, als den Zustand ständiger Todesfurcht zu bewältigen, als diesen so gut wie möglich zu verdrängen. Tief in unserem Unbewusstsein sind wir davon überzeugt, dass wir selbst unmöglich vom Tod betroffen sein könnten. Und wenn, dann nur als Folge von bösen Einwirkungen von außen, durch Krebs, durch einen Unfall, durch einen Mörder. Wenn ihnen der Arzt eine bedrohliche Diagnose eröffnet, reagieren viele Menschen mit der Überzeugung, dass die Röntgenaufnahmen verwechselt worden sind. In unserem Innersten sträuben wir uns mit aller Macht gegen den Gedanken, dass der Tod natürlich ist und dass auch wir einfach sterben werden. Im Ersten Weltkrieg rannten Millionen junger Männer in das

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