Meine letzte Stunde
und dessen Liebe. Ein Mensch, der sich dieser Verantwortung bewusst geworden ist, die er gegenüber dem auf ihn wartenden Werk oder einem auf ihn wartenden liebenden Menschen hat, ein solcher Mensch wird nie imstande sein, sein Leben hinzuwerfen.“ [5]
Die Liebe zu einem anderen Menschen oder der Dienst an einer Sache ermöglicht es uns, in etwas aufzugehen, das größer ist als wir selbst. Hat man diesen Sinn für sich gefunden, nach schweren Krisen wiederentdeckt, in hoffnungslosen Augenblicken heldenhaft verteidigt, dann hat unser Leben unter allen Umständen Sinn, auch im Leiden und im Angesicht des Todes.
[1]
Ernst: Sinn: Suchet und ihr werdet finden!, in: Psychologie Heute, April 2010, S. 20–27
[2]
Vgl. Odo Marquard: Zur Diätetik der Sinnerwartung, in: Apologie des Zufälligen, Stuttgart 2001
[3]
Quelle Wikipedia
[4]
Julian Baggini: Der Sinn des Lebens. Philosophie im Alltag, München 2005, S. 193 f.
[5]
Viktor E. Frankl: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn, München – Zürich 1985, S. 171–174
Ein Lob der Arbeit
Viele Menschen fühlen eine innere Unrast und verplanen ihre Zeit ständig mit Erledigungslisten und exakten Plänen. Sie glauben, die Zeit managen zu können. Alles, was nicht mit Aktivität angefüllt ist, sorgt für große Nervosität. Je mehr sie ihre Tagespläne optimieren, umso unauthentischer und ausgelaugter fühlen sie sich. Die Energie soll dann durch genau eingeteilte Sport- und Fitness-Stunden wieder zurückgewonnen werden, „workout“ nennen das die Amerikaner, ohne die Ironie zu erkennen.
Andere beten die Freizeit an. Unterstützt von Radioprogrammen, die den Montag als absoluten Leidenstag zelebrieren, weil er den Anfang einer langen Durststrecke bis zum Wochenende markiert, stimmen sie sich ab Mittwoch schon geistig auf die Freizeit ein, nennen den Donnerstag freudig Feierabend und nutzen den Freitag eigentlich nur mehr zum Abfeiern der absolvierten Arbeitswoche. „Warten auf Freitag!“, genannt auch das „Robinson-Crusoe-Syndrom“, erfasst immer mehr sinnentleerte Organisationen.
Der Tanz um das Goldene Kalb Freizeit
Mit allen Tricks erkämpfen sich manche Menschen immer mehr Freizeit, um immer weniger freie Zeit zu haben. Die Freizeit wird zum Götzen. Die eigene Arbeit verdammt man zur Strafe Gottes, die man so schnell wie möglich hinter sich zu bringen sucht, ohne zu merken, dass man damit wesentliche Teile seiner eigenen Lebenszeit verbrennt. Wer Montage hasst, sollte sich einmal einen Augenblick lang überlegen, dass ein Siebentel seines Lebens aus Montagen besteht. Und ein Siebentel seines Lebens einfach wegzuwerfen, ist wohl keine so gute Idee. Dabei könnte der Montag der wichtigste Tag der Woche sein und nicht der Feind des Menschen. Wer den Montag liebt, hat mehr vom Leben. Die „Sonntagsdepression“ überfällt umgekehrt vor allem Menschen, die genau dann, wenn die große Betriebsamkeit Pause hat, auf sich selbst zurückgeworfen werden und Einsamkeit und Sinnlosigkeit ertragen müssen.
Und dann gibt es jene, die am Abend so erschöpft nach Hause kommen, dass sie ihre freie Zeit überhaupt nicht nutzen können. Die Fernsehfernbedienung wird zum großen „Sesam, schließe dich“, mit dem sie jede Gelegenheit für Lebendigkeit, Spannung oder Überraschung auch in ihrer Freizeit aus ihrem Leben ausschließen. Fernsehen ist deshalb so ein erfolgreicher Räuber unserer kostbaren Lebenszeit, weil es eine Zone ohne Erinnerung schafft. Große Stücke unseres Lebens werden darin wie von einem schwarzen Loch verschluckt. Das trifft natürlich genauso auf die vor dem Computer verbrachte Zeit zu. Böse formuliert kann man sagen, dass elektronische Unterhaltung unser Leben verkürzt. [1] Ich bin mir sicher, sollten sich tatsächlich eines Tages Außerirdische auf unsere Erde verirren, dann werden sie sich fragen, warum die Menschen jeden Tag eine flimmernde Mattscheibe stundenlang schweigend anstarren. Wenn die Außerirdischen sehr geduldig sind, werden sie herausfinden, dass ein 75-jähriger Deutscher durchschnittlich neun Jahre seines Lebens sitzend vor diesem sprechenden Rechteck mit den bunten Bildern verbringt. Sie werden dahinter einen religiösen Kult oder eine geheimnisvolle Energieübertragung vermuten, auf die nüchterne Wahrheit werden sie wohl nicht kommen …
Berufswunsch Pensionist
Lebt man so ein Leben der gleichförmigen Ereignislosigkeit, wird die Pension zum erträumten Paradies. Ich habe in meiner Studentenzeit als Ferienarbeiter bei der
Weitere Kostenlose Bücher