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Meine Mutter, die Gräfin

Meine Mutter, die Gräfin

Titel: Meine Mutter, die Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Hirdman
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– spezielle Aufträge haben
    51 – troj. Pferd b.d. Trotzkisten
    52 – Intellektuellen-Komitee
    53 – einen Interimspass
    54 – Paris
    55 – einen Flüchtling aus der SU
    56 – ihre Schwägerin
    57 – Dänen ausgewiesen
    58 – Drohung
    59 – Auftrag der GPU
    60 – Anna
    61 – Michael
    62 – Riva
    63 – einen deutschen Pass
    64 – Pass bekommen
    65 – das russische Visum
    66 –  GPU
    67 – 300 Dollar
    68 – Adresse in Moskau
    69 – Trotzki-Kreisen
    70 – Freund der GPU
    71 – Geld gab
    72 – berichtet
    73 – Niels Bohr
    74 – anderen Physikern
    75 – Dr. Weiskopf
    76 – Dr. Blatschek
    77 – Dänisches Identitätszertifikat
    78 – Aufenthaltsvisum
    79 – Frankreich

    Nein, sie hatte Grete bestimmt nicht alles erzählt. Sie hat nicht erzählt, dass ihr Sonderauftrag von der GPG , der Geheimpolizei der Sowjetunion, (vermutlich) der war, die Flüchtlingskreise in Kopenhagen zu infiltrieren und sich als Trojanisches Pferd unter die deutschen Exilkommunisten zu mischen, die unter den intellektuellen Emigranten im »Emiheim« in Kopenhagen lebten. Dr. Berendsohn war ein deutscher Jude, Wissenschaftler und Literaturwissenschaftler aus Hamburg, der 1933 nach Dänemark emigriert war und 1940 nach Schweden floh. Trotzkist Schirren war Volkshochschullehrer und kam 1934 nach zweimaliger Verhaftung durch die Gestapo nach Dänemark. Er war eng mit Berendsohn befreundet. Bei Anna, Michael und Riva kann es sich nur um Agentennamen handeln. Geld und die GPU kommen in unterschiedlichen Konstellationen vor.
    Und dann der aufsehenerregende Name Niels Bohr – sollte sie etwa auch seine Kreise unterwandern?! Bohr war zu jener Zeit der herausragendste Atomphysiker der Welt; er hatte bereits 1922 den Nobelpreis bekommen und gehörte zu dem Kreis von Wissenschaftlern, die zum Bau der Atombombe beitragen sollten, was ihn sehr belastete, wenn man seinem Biografen glauben kann. Und warum auch nicht?
Bohr war ein Linksintellektueller, der sich schon seit Hitlers Machtergreifung aktiv und engagiert dafür eingesetzt hatte, dass gefährdete und verfolgte Wissenschaftler nach Kopenhagen kommen konnten, er selbst verließ Dänemark 1943 wegen der deutschen Besetzung. Victor Weisskopf war Physiker, was Blatschek betrifft, so hatte meine Suche noch keinen Erfolg. Noch nicht .
    Nein, sie hat Grete bestimmt nicht alles erzählt. Als ich wieder einmal die sowjetische Akte 6433 durchblättere, finde ich – wie konnte ich das nur vergessen? – den sichtbaren Beleg dafür wieder, dass sie für »sie« sogar noch am 23. Juli 1937 gearbeitet hat, kurz bevor sie nach Paris abgereist ist. Ein kleines maschinengeschriebenes Blatt Papier, dessen linker Rand unleserlich ist – er wurde aus irgendeinem Grund abgeschnitten oder abgetrennt. Aber was dort steht, gibt über vieles Aufschluss, über sehr vieles (die kursivierten Wörter habe ich ergänzt):

    »Anlage zu Bericht 1. [mit dem Stempel vom 21. September 1937 versehen, maschinengeschrieben]
     23. Juli 1937
     Nach der heutigen Unterredung möchte ich nochmals darum bitten, dass diese so vertraulich behandelt wird und alle Klatschgeschichten meine weitere Arbeit stören. Über Eure Methode und Art des Vorgehens habe ich an die Verbindung Bericht weitergegeben. Ich möchte außerdem feststellen, dass diese Unterredung hätte erspart werden können und meine Arbeit gestört wird – wie ich es in der ersten Zusammenkunft sagte. Man kann sich Auskunft bei den zuständigen Stellen holen.
    Mit Gruß
    Charlotte [mit Tinte – und es ist ihre Handschrift]

    Den Bericht habe ich weitergegeben.«

    Ja, wie konnte ich das nur vergessen? Eigenartig, wie leicht man doch kleine Zettel und Dinge vergessen kann. Im Archiv existiert übrigens kein »Bericht 1.« – das ist alles, was ich habe. Reinhard Müller, der mir dabei geholfen hat, diesen kleinen unvollständigen Zettel zu deuten, ist der Meinung, dass sie sich darüber beschwert, dass die deutschen Exil
kommunisten in Kopenhagen von ihr Antworten auf ihre Fragen verlangen, dass sie sich in ihre Arbeit einmischen und dass sie ihre Erkenntnisse nur an den Verbindungsmann/die Verbindungsfrau für sowjetische Auslandsspionage abliefern darf. Die »zuständigen Stellen«, bei denen sie ihre Berichte abliefert, würden doch auch Informationen über sie geben können. An wen? Verzwickt. Unverständlich. Aber immerhin so verständlich, dass ich begreife, dass sie in ein

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