Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)
Kirchgänge oder Taufen.
Wie allgemein bekannt, spielte die Kirche trotzdem – oder gerade deshalb – in der Vorwendezeit und bei den Wendeereignissen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Aber nun muss und will ich ja über Jesus Christus schreiben:
Jesus Christus!? Ich stelle mir vor, wie der da oben auf seiner Wolke zur Rechten Gottes sitzt und so manches Mal fassungslos den Kopf schüttelt, wenn er sieht, was die da unten, also wir, verzapfen. Vielleicht flucht er sogar, wenn es ihm gar
zu bunt wird. Nein, natürlich nicht! Fluchen darf er nicht, und außerdem ist er Schlimmes gewöhnt und wundert sich mittlerweile über gar nichts mehr. Zu seinen Lebzeiten auf Erden, da konnte es ja geschehen, dass er die Geduld verlor, aber das ist lange her. Grund genug hätte er jedenfalls, sich aufzuregen und mal wieder richtig laut zu werden.
Da gibt es zum Beispiel zwei Parteien in der Bundesrepublik Deutschland, die seinen Namen tragen und dazu auch noch wunderschöne Zweitnamen: »Demokratische« bzw. »Soziale«. Zurzeit sind diese Parteien gerade an der Regierung, und sie machen ihm, also Jesus Christus, nichts als Verdruss, weil sie mit konstanter Boshaftigkeit alle, aber auch wirklich alle Hebel in Bewegung setzen, damit die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, und genau das muss Christus ja als unverhüllten Angriff auf seine Person und sein Programm werten.
Als Jesus noch auf der Erde lebte, konnte er ja ganz schön aus der Rolle des Friedfertigen fallen und schrecklich wütend werden, so zum Beispiel, als er die Geldwechsler und Taubenhändler aus dem Tempel trieb. Bei der letzten Finanzkrise hätten die Banker bei ihm nichts zu lachen gehabt. Sie wären bestimmt nicht belohnt worden für Gier, Betrug und Misswirtschaft, im Gegenteil: Man traut dem Gottessohn zu, dass er sie konsequent bestraft hätte, weil es hier um Recht und Gerechtigkeit ging. Mit Gewissheit wären sie ohne Wenn und Aber zur Rechenschaft und zur Kasse gebeten worden.
Und dass die Manager und all die anderen Millionäre und Milliardäre nicht in seinen Himmel kommen, dass sie vielmehr mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in der Hölle schmoren müssen, das hat er ja unmissverständlich klargestellt:
»Abermals sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in das Himmelreich.« (Matthäus 19)
Und was die Reichen sich so dachten bzw. denken, wenn sie sowohl das eine als auch das andere haben möchten, von wegen!
»Niemand kann zwei Herren dienen … Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.« (Matthäus 6)
Mit der weltlichen und geistlichen Obrigkeit hatte es sich ja Christus auf Erden restlos verdorben. Kein Wunder! Was musste er sich auch immer wieder mit ihnen anlegen?!
Da konnte es ja schlimmstenfalls sogar geschehen, dass er alle Nächstenliebe und seine gute Kinderstube vergaß.
Richtig böse konnte der Sanftmütige werden, sogar bitterböse. So, als er den Vertretern der Obrigkeit ewige Verdammnis in Aussicht stellte und »Heulen und Zähneknirschen« beim Höllensturz und beim Aufenthalt in der Hölle. Und gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten wetterte er bei allen passenden Gelegenheiten heftigst und bezeichnete sie u. a. als »Heuchler« und »Natterngezücht«.
Was wohl der Bescheidene, der noch nicht einmal eine Einraumwohnung hatte, und dem jeglicher Luxus und Prunk ein Gräuel waren, von seinem pompösen Stellvertreter auf Erden und dessen Hofstaat hält?
Der Papst beansprucht ja für sich, ein Nachfolger von Simon Petrus zu sein, diesem – trotz einiger schwacher Auftritte – wackeren Jünger, der ein Felsen war, auf den Jesus Christus seine Kirche baute. Ein Glück, dass Petrus der Verwalter des Himmelsschlüssels ist und nicht sein Nachfolger!
Diesem aufgedonnerten Papst, dem selbstherrlichen Herrscher über den katholischen Teil seiner Gemeinde, würde Christus sicherlich nicht die Füße waschen, wie er das bei seinen Jüngern getan hat, sondern den Kopf , und das täte der Gnadenreiche unter Garantie ganz gnadenlos.
Erst einmal würde er seinem Stellvertreter Jesuslatschen anstelle der unbequemen roten Schuhe empfehlen oder in
seiner Großmut sogar schenken. Aber dann ginge es zur Sache: Er würde seinen Stellvertreter fragen, wie Prunk und Verschwendung, Korruption und Chaos des päpstlichen Hofstaates oder der florierende Heiligen- und Reliquienrummel mit christlichen Prinzipien zu vereinbaren sind, warum Frauen nicht seine Lehre
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