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Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Titel: Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Steimle
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ersten Amseln zwitschern, dieses tröstende Jubilieren, so herrscht wohlige Freude in meines Herzens Grund.
    Die Natur in ihrer unendlichen Vielfalt, sie hat etwas Göttliches.
    Etwas Göttliches? Gott? Jesus Christus? Gibt es einen Namen dafür?
    Faust sagt in seiner Antwort auf Gretchens Frage:
    ». . . Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!
    Ich habe keinen Namen
    dafür. Gefühl ist alles;
    Name ist Schall und Rauch …«
    Ich liebe diese altmodischen Worte, die Schönheit und Kraft der Sprache. Auch die Sprache, die überaus reiche menschliche Sprache, hat etwas Göttliches.
    Jesus selbst war ja ein ganz großer Meister der Sprache.
    Er war außerordentlich aktiv in seinen Taten. Er, der Barmherzige, half unzähligen Menschen, und er vollbrachte – mit Gottes Hilfe natürlich – große Wunder. Sie erinnern sich:
    Er konnte problemlos Besessene, Aussätzige, Blinde und Lahme heilen; und es war schon staunenswert, als er Wasser zu Wein machte und mit fünf Broten und zwei Fischen 5 000 Menschen speiste. Dabei blieben sogar noch zwölf Körbe übrig; es wurde nichts weggeworfen. Dieses Wunder wiederholte er dann noch an einem anderen Ort in ähnlich erstaunlichen Dimensionen. Toll war auch, wie er Wind und Wellen gebändigt hat und Tote lebendig werden ließ.
    Wunder sind des Glaubens liebste Kinder. Man mag nicht daran glauben, aber es ist wohl eine Tatsache, dass dieser Jesus Christus außergewöhnliche Kräfte und Fähigkeiten besaß.
    Er verlangte, das ist unbestritten, von sich und von seinen Jüngern immer eine Nächstenliebe der Tat. Aber ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, und von der Tat nicht zu trennen, war ihm das Wort. Damit konnte er die Menschen erreichen wie kein anderer, er konnte sie »fangen«. Zusammen mit seinen Jüngern »Menschenfischer« zu sein, war sein erklärtes Ziel.
    Man sagt, dass die, die ihn hörten, wirklich gefangen waren, dass sie »voller Spannung« seinen Reden folgten. So etwas kann ja bekanntlich auch böse ausgehen, aber Christus hatte seinen Zuhörern ja erstens etwas zu sagen, und zweitens etwas zu ihrem Nutzen.
    Fällt Ihnen jemand von unserer Obrigkeit ein, von dem Sie das behaupten könnten?
    Viele seiner Worte sind in unserer Sprache zu geflügelten Worten geworden. Sie aufzuzählen würde viele Seiten füllen,
hier nur einige davon: »jungen Wein nicht in alte Schläuche gießen« … »Wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin!«, der »Wolf im Schafspelz« … »Der Mensch lebt nicht von Brot allein«, »auf Sand bauen«… »Suchet und ihr werdet finden.« … »Nicht der Gesunde bedarf des Arztes, sondern der Kranke.«
    Jesus und seine Jünger betraten ein Haus mit den Worten: »Friede diesem Haus.«
    Und die vielen wunderbaren Gleichnisse und Bilder, die Jesus erfand! Wer denkt dabei zum Beispiel nicht an das Gleichnis vom verlorenen Sohn? Oder das Folgende:
    »Und was macht ihr euch Sorge um die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht, und doch sage ich euch: Selbst Salomon in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen.« (Matthäus 6)
    Wollte Jesus ein Zurück zur Natur? Gar zum Eva-Kostüm? Unbeschwerte, unbegrenzte Freizeit statt geordneter Arbeit? Es ging ihm wohl eher um Gottvertrauen und um Gelassenheit bei den alltäglichen Dingen des Lebens, und für ihn waren es eben nicht die Kleider, die die Leute machten.
    Dem Wort kann eine große Kraft innewohnen.
    Und steht nicht sogar geschrieben: »Im Anfang war das Wort«? Was kommt dann am Ende, auch »nur« ein Wort? Wenn ja, welches? Wenn nein, welches nicht? Darf ich so nicht denken? Sind nicht die Gedanken frei? Die Sprache, unsere schöne deutsche Sprache, darin liegt, wie gesagt, für mich auch etwas Göttliches, unfassbar herrlich Herzliches, wenn ich die richtigen Worte finde, finden kann.
    Und oft ist es sicherlich genau das, was mir Jesus sagen möchte: »Finde das rechte Wort!« Als Geländer, als verlässliche Stütze, gebe ich dir die Heilige Schrift, und noch wichtiger  – für mich zumindest – die zehn Gebote.
    Sie erinnern sich?
    »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben! Ehre Vater und Mutter und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« (Matthäus 19)
    Diese Gebote nannte Jesus auf die Frage eines interessierten Jünglings. Es sind noch nicht alle, aber vielleicht die wichtigsten, neben dem ersten

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