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Meine Reise in die Welt der Gewuerze

Meine Reise in die Welt der Gewuerze

Titel: Meine Reise in die Welt der Gewuerze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfons Schuhbeck
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errichten. Ihren geistigen Höhepunkt erreichte sie mit der Blüte Athens im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus und dem Wirken der drei berühmtesten Philosophen der Geschichte: Sokrates, Platon und Aristoteles. Niemals zuvor hatte die europäische Zivilisation solche Höhen erreicht wie damals, niemals zuvor hatten die Menschen – sofern sie freie Bürger und keine Sklaven waren – so kultiviert gelebt. Und niemals zuvor hatten sie so gut gekocht, gegessen, gewürzt, wobei Gewürze gleichermaßen in der Mythologie und der Medizin, in der Küche und selbst im Krieg eine zentrale Rolle spielten. Thymian zum Beispiel galt als Symbol des Mutes. Deswegen badeten die Soldaten vor einer Schlacht in Wasser, das mit Thymian aromatisiert war. Nach dem Kampf rieben sie sich dann mit Lorbeerzweigen ab, um sich symbolisch vom vergossenen Blut zu reinigen.
    Die Kühnheit der phönizischen Seefahrer
    Um den ungeheuren Appetit auf Gewürze stillen zu können, war ein intensiver Handel notwendig. Er lag im 1. Jahrtausend vor Christus zu großen Teilen in den Händen der Phönizier, der begabtesten und kühnsten Seeleute ihrer Zeit. Sie machten Tyros im heutigen Libanon und später Karthago im heutigen Tunesien zu den wichtigsten Umschlagplätzen für Würzmittel, übernahmen in Kleinasien von arabischen Zwischenhändlern Weihrauch, Pfeffer oder Ingwer aus dem Jemen, dem Horn von Afrika, Indien und China, versorgten damit den gesamten Mittelmeerraum und wagten es sogar, die Säulen des Herkules zu passieren – so nannte man in der Antike die Straße von Gibraltar. An der Iberischen Halbinsel entlang segelten sie nach Norden, um Gewürze gegen Zinn aus Britannien oder Bernstein aus der Ostsee einzutauschen.

     
    Die Kaufleute aus den griechischen Stadtstaaten eröffneten sich später ihre eigenen Handelswege über Land, um nicht nur von den Phöniziern abhängig zu sein: Sie kamen den Gewürzkarawanen bis an die Ufer des Roten und Schwarzen Meeres entgegen, weil sie selbst die Gewinnspannen abschöpfen wollten. So entstanden neue Gewürzrouten von der Mündung des Don bis zur Mündung des Nil. Die Knotenpunkte in diesem dichten Netz aus Handelswegen waren Athen, Korinth und Syrakus. Alexander der Große stieß dann im 4. vorchristlichen Jahrhundert in ganz neue Dimensionen vor: Seine triumphalen Feldzüge dehnten das hellenistische Reich bis zum Indus aus – fast bis zu den Anbaugebieten so begehrter Gewürze wie Pfeffer. Alexandria, die prachtvollste Stadt des hellenistischen Griechenlands mit der größten Bibliothek der Antike, wurde jetzt zur Herzkammer eines wahrhaft weltweiten Gewürzhandels. Hier liefen alle Stränge zusammen. Zimt aus China gelangte über die Seidenstraße, über Pamir, Turkmenistan, Persien und Antiochia in die Stadt des größten Feldherrn der Altertums. Pfeffer und Weihrauch, selbst Nelken und Muskatnüsse kamen auf Schiffen von den Molukken im heutigen Indonesien über Malaysia, Indien und Ceylon an die Küste des Roten Meeres, an der sie auf Karawanen umgeladen und nach Alexandria transportiert wurden.
    Wann genau die Griechen anfingen, systematisch Gewürze in ihrer Küche zu verwenden, lässt sich nicht bestimmen. Man weiß aber, dass schon sehr früh, in der minoischen Kultur auf Kreta und der mykenischen Kultur auf dem griechischen Festland zwischen 3000 und 1000 vor Christus, Gewürze für die Parfümherstellung verwendet wurden. Auch zum Färben wurden Kräuter und Gewürze seit frühesten Zeiten benutzt. Bei Ausgrabungen in einer Parfümmanufaktur auf Zypern, die wohl um 1850 vor Christus errichtet wurde, fand man Reste von Koriander, Lorbeer, Myrte, Lavendel und Rosmarin. Und ein Fresko auf der Insel Santorin aus dem frühen 2. Jahrtausend vor Christus zeigt Safranpflückerinnen bei der Arbeit. Safran war beliebt als Färbemittel, als Ingredienz von Parfüm und auch als Medizin, etwa bei Augenleiden und Entzündungen der Gebärmutter.

     
    Ein ganzes Volk im Parfümrausch
    Heute ist Alkohol die Basis der Parfüms. In der Antike waren es Öle, dadurch waren sie dickflüssiger als unsere Duftstoffe. Der griechische Naturforscher Theophrast beschreibt ausführlich die Herstellung von Parfüm, bei der unter anderem Oliven- und Sesamöl zur Fixierung von Rosenduft benutzt wurde. Rosenparfüm war wahrscheinlich der beliebteste Duft der Antike. Zimt wurde nach dem Vorbild des pharaonischen Ägyptens zu einer weiteren, überaus beliebten Ingredienz für Parfüm, die erst Jahrhunderte später in die

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