Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Titel: Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fröhlich
Vom Netzwerk:
daran schuld bist.«
    »Es ist meine Schuld, dass du mich beschissen hast?«
    »Nun ja, wie soll ich das sagen … Im Bett lief es ja nicht mehr so richtig zwischen uns.«
    »Es lief nicht nur im Bett nicht so richtig, Bernhard.«
    »Ach komm, wir waren doch ein tolles Team. Was hätten wir zusammen noch erreichen können! Aber du musstest dich wegen dieser Lappalie ja unbedingt trennen. Im Grunde hast du mich dadurch erst richtig in Claudias Arme getrieben. Ich finde, ich habe mindestens eine zweite Chance verdient.«
    Ich fasste es nicht. Zu Hause warteten Frau und Kind, und Bernhard machte seiner verheirateten Ex-Freundin Avancen. Vornehm tupfte ich mir die Lippen ab und stand auf.
    »Weißt du, was dir fehlt, Bernhard? Anstand. Würde. Ehrgefühl. Ein guter Charakter. Und danke, ich zahle selbst.«

[home]
    15
    G erade eben hatte ich noch friedlich mit Frau Gussewa bei weitgeöffneten Fenstern am Schreibtisch gesessen. In letzter Zeit hatte ich eine Lüftungsmanie entwickelt, da ich mir einbildete, in der Kanzlei würde es nach kaltem Rauch riechen. Ich verdächtigte sogar Irina, während meiner Abwesenheit heimlich zu qualmen.
    Nun überlegten Frau Gussewa und ich fröstelnd, wie man ihren abtrünnigen Gatten davon überzeugen konnte, Unterhaltszahlungen für die gemeinsamen Kinder zu leisten.
    »Sagt ärr, hat ärr kain Geld.«
    »Was macht der Gute denn beruflich?«
    »Hat ärr Baufirma. Sagt ärr, Geschäft sährr, sährr schlecht.«
    »Und stimmt das?«
    »Nä!«
    »Aha. Ihr Mann hat doch kürzlich die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten?«
    »Da.«
    »Sehr gut, dann erzählen Sie Ihrem Mann doch bitte, dass Sie den Unterhaltsvorschuss beim Jugendamt beantragen werden.«
    »Ist ihm das egal. Lacht ärr.«
    »Ich verspreche Ihnen, das Lachen wird ihm vergehen. Es gibt eine Unterhaltspflicht in Deutschland. Das Jugendamt wird versuchen, sich das Geld von ihm wiederzuholen. Und das sind harte Hunde. Da darf er seine Bücher offenlegen. Ich bin sicher, das will er nicht.«
    »Okay, gutt.«
    »Ach ja, und dann deuten Sie noch an, dass Ihre Anwältin einen feinen Draht zur Steuerfahndung hat. Vielleicht ist das eine zusätzliche Motivation für ihn, die finanzielle Verantwortung für seine Kinder zu übernehmen.«
    »Sährr gutt.«
    Urplötzlich brach das Inferno aus. Draußen rumste und polterte es, als würden schwere Sachen verschoben. Ich hörte Irinas aufgeregte Stimme, die Tür flog auf, und Lena stand im Raum. Heulend.
    Was mich mehr beunruhigte, war weniger ihr innerer als vielmehr ihr äußerer Zustand. Sie war weder geschminkt noch frisiert, geschweige denn angemessen gekleidet. Schniefend stand sie vor mir, in einem alten T-Shirt und einer ausgebeulten Jogginghose. Normalerweise würde eine Russin in diesem Zustand noch nicht einmal den Müll runterbringen. Es war ernst.
    »Mir reicht’s. Ich hau ab!«, schrie sie und drosch mit der Faust mehrere Male auf den Schreibtisch, so dass mein Computer hüpfte, flackerte und abstürzte.
    »Wohin denn?«, fragte ich. »Und warum eigentlich?«
    »Ich bin fertig mit Mischa. Ich verlasse ihn. Für immer.«
    Och nö, nicht schon wieder, dachte ich.
    Sie brach auf dem Besuchersessel zusammen und begann, hemmungslos zu schluchzen. Frau Gussewa hatte die Szene beobachtet, ohne mit der Wimper zu zucken. Schließlich war sie emotionale Ausschläge nach oben und unten von ihren Landsleuten gewohnt. Dennoch beschloss sie, dass es Zeit war zu gehen, verabschiedete sich höflich und quetschte sich an zahlreichen Koffern und anderen Gepäckstücken, die den Flur blockierten, vorbei.
    »Was sind das für Koffer?«, fragte ich.
    »Ich habe doch gesagt, ich verlasse Mischa«, schniefte Lena, »meine Sachen hab ich gleich mitgenommen.«
    Ich bat Irina, einen starken Tee zu kochen und einen Cognac dazuzustellen, dann widmete ich mich der Freundin.
    »Jetzt erzähl erst mal in Ruhe, was los ist.«
    »Mischa nervt.«
    »Deswegen musst du ihn nicht gleich verlassen. Das kommt doch in jeder Ehe vor, dass man sich ab und an auf den Geist geht.«
    »Nein, er geht eindeutig zu weit. Seit er weniger arbeitet, ist er ein ganz anderer Mensch geworden. Ich habe überhaupt keine Freizeit mehr, er kontrolliert mich ständig.«
    »Du wolltest doch, dass ihr mehr gemeinsam macht.«
    »Aber doch nicht so«, Lena straffte sich. »Du musst mich verstecken, damit Mischa mich nicht findet.«
    »Solltest du nicht erst mal mit ihm reden?«
    »Reden? Mit einem russischen Mann? Ha!«
    »Okay, okay«,

Weitere Kostenlose Bücher