Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
Vom Netzwerk:
identische Goliaths um die dreißig tauchten auf, um uns zu ersetzen. Wer weiß, aus welchem Loch sie hervorgekrochen waren – vielleicht lebten sie hier unten im Keller, schliefen auf den Verschalungen der elektrischen Leitungen, aßen Blechspäne und paarten sich mit ausgesonderten Stanzen. Sie grüßten nicht und fragten nichts, strotzten vor Kraft und stiegen in den Arbeitsrhythmus ein, als hätten sie den ganzen Tag lang auf nichts anderes gewartet.
    Mario hieb mir auf den Rücken. »Bis morgen?«, fragte er mit einem ironischen Lächeln.
    »Bis morgen«, erwiderte ich.
    Wir gingen zum Container.
    Kurz darauf erschien Giulio mit seinem gemessen-fröhlichen Gang. Er lächelte mit zerkauten Resten eines Brötchens zwischen den Zähnen. »Na? Wie ist es gelaufen?«
    Gut gut gut gut.
    Er nickte. »Fragen? Zweifel?«
    Wir nickten mit einem einzigen Kopf.
    Einer nach dem anderen mussten wir die Anwesenheitsliste unterzeichnen. Als ich an der Reihe war, zwinkerte er mir zu. Ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt.
    »Geht euch umziehen. Und pünktlich morgen!« Das war sein Abschiedsgruß.
    Ciao ciao ciao ciao.
    Im Gegensatz zu heute Morgen schien jetzt ein Wohlgeruch aus den Spinden zu kommen. Als ich meine Sachen überzog, empfand ich ein Gefühl der Befreiung.
    Ich wartete nicht auf die Molisaner, lief nach draußen auf den sonnigen Hof, und der Rucksack hüpfte auf meinem Rücken wie früher in der Mittelschule, wenn ich aus dem Schulgebäude rannte. Nur dass mein Schatten auf dem Boden jetzt länger war, als ich ihn in Erinnerung hatte.
    Ich kam mit der festen Absicht nach Hause, mich keinesfalls von wem auch immer beharken zu lassen. Aber es geschah. Ja, man schien sich sogar genau überlegt zu haben, auf welche Weise man mich am besten auf die Palme bringen konnte.
    Die Maurer waren da, nicht zu fassen, die Maurer!
    Auf unserem Rasen sah ich einen Kleinlaster stehen, auf dem Laster lagen Werkzeuge. Im Haus empfingen zwei sehr dunkle, kleinwüchsige Kerle Anweisungen von einem Mann im Unterhemd, der eine kackfarbene Mütze voller Schweißflecken auf dem Kopf trug. Ihre Arbeit bestand darin, eine Wand des Wohnzimmers einzureißen, und sie wüteten mit dem Furor von Bankräubern, die den Tresorraum knacken wollen, dass der Mörtelstaub und die Steine nur so flogen. Aus dem Erdgeschoss sollte ein einziger großer Saal werden.
    Ich ließ meinen Rucksack fallen. »Was zum Teufel geht hier vor sich?«, rutschte mir heraus.
    Der mit der Mütze drehte sich zu mir um. Die anderen beiden Mauerbrecher hatten mich nicht gehört.
    »N’abend«, sagte er.
    Bevor ich Luft holen konnte, erschien der Chef, ebenfalls in Arbeitskleidung und bis unter die Haare verdreckt. Er griff nach einer Spitzhacke und begrüßte mich.
    »Wie war der erste Tag?«, fragte er, wartete aber nicht auf die Antwort, sondern fing an, auf eine Stelle einzudreschen, die von den anderen noch verschont geblieben war. Er schlug mit voller Kraft zu, und der Aufprall der Hacke hallte in meinem Kopf wider.
    »Was zum Teufel geht hier vor sich?«, brüllte ich.
    Die beiden Arbeitstiere zuckten zusammen. Alle hielten inne.
    »Hast du noch immer nicht kapiert, dass es in diesem Haus Neuigkeiten gibt?«, fragte der Chef.
    »Aber mir Bescheid sagen, das ist nicht drin, was? Ich habe mir bis jetzt in der Fabrik den Arsch aufgerissen und komme zu Hause in ein totales Chaos!« Vor Nervosität war meine Stimme heiser.
    Der Chef schien einen Moment lang nachzudenken. »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll«, murmelte er achselzuckend. Und fing wieder an, auf die Mauer einzuschlagen, gefolgt von den anderen.
    TONK TONK TONK.
    Der mit der kackfarbenen Mütze zuckte die Achseln.
    Ich wollte noch etwas hinzufügen über diese Ungerechtigkeit – das Haus umzubauen, in dem ich aufgewachsen war, ohne sich mit mir zu beraten –, aber dann nahm ich nur den Rucksack und ging nach oben. Mein Zimmer gab es noch. TONK TONK TONK. Vorerst.
    Der Esstisch stand an der Wand, und wir aßen zwischen den Ruinen zu Abend, gefährlich dicht nebeneinander sitzend, so dass sich Ellenbogen und Füße berührten.
    Virginia und die Robbe waren von irgendwelchen Erledigungen zurückgekommen, hatten die umwerfende Arbeit der Maurer bewundert und etwas zu essen gekocht, während der Chef duschte und ich zwischen dem an einer Wand mehr schlecht als recht zusammengekehrten Schutt herumwanderte. Ein Gefühl der Unwiderruflichkeit hatte mich ergriffen.
    »Was hat der Junge?«, fragte Virginia

Weitere Kostenlose Bücher