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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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also 90   Zentimeter große Kühlschränke, Sofas und Bettbezüge durch die Gegend. Die Kindergärtnerinnen hatten sich ganze Einbauküchen
     aus Pappmaché umgeschnallt, und einer der Erzieher musste als Toilette durch die Straßen gehen. Um seine Hüften baumelte die
     Brille, auf seinem Kopf saß ein Spülkasten, und links und rechts von ihm hing Toilettenpapier herab. Ich bin mir nicht sicher,
     was der arme Kerl verbrochen hatte, aber mich hätte nicht einmal eine vorgehaltene Pistole in dieser Verkleidung auf die Straße
     getrieben.
    |67| Also, es ging in einem vorher festgelegten Weg quer durch Grado, geschätzte 40   Gruppen, Vereine und Schulklassen nahmen daran teil, auch prächtig geschmückte Wagen fuhren mit, und dann traf man sich am
     frühen Nachmittag auf dem Rathausplatz, es gab Musik aus Lautsprechern und einen Stand, der Bier ausschenkte. Ich möchte jetzt
     dem vorgreifen, was man erst in den nächsten Tagen aus der örtlichen Zeitung erfuhr: Don Armando war gar nicht angetan von
     einer Gruppe, die sich komplett als Schweinchen verkleidet hatte. Das sei eine despektierliche Geste, hieß es aus Kirchenkreisen,
     schließlich sei der Karneval in diesem Fall irgendwie auch ein kirchliches oder zumindest von der Kirche mit veranstaltetes
     Fest. Ohne jetzt groß daherschlaumeiern zu wollen, dass Karneval aus der heidnischen Tradition der Wintervertreibung kommt
     – das mit dem Schlaumeiern wird mit mir immer schlimmer, seit ich für ›P.   M.‹ schreibe   –, ist doch eines ganz erstaunlich: Eine der Schulklassen hatte sich als Luftwaffe verkleidet. Ja, als deutsche Luftwaffe,
     in original Weltkrieg-I I-Uniformen . Respekt. Zwar konnte ich nirgends ein Hakenkreuz entdecken (dafür nicht ganz korrekte Bezüge zum »Roten Baron« Manfred von
     Richthofen, aber ich verkneife mir jetzt mal das Schlaumeiern, Sie kommen sicher selber auf den Fehler), aber dazu fiel dem
     Vertreter Christi in Grado nichts ein. Ich will sagen: Wenn ich mich schon über die Schweinchen aufrege, dann wäre der Hinweis
     auf die etwas deplatzierten Luftwaffenuniformen doch möglicherweise auch angebracht gewesen – oder man erspart sich lieber
     gleich jeden Kommentar. Und wie soll man erst zu der verkleideten Toilette stehen?
    Jedenfalls war das Fest am nächsten Tag groß in der Zeitung |68| , und es kam, wie es kommen musste: Mitten auf dem Foto bin ich zu sehen, eher missgelaunt, den Besen unter die Achsel geklemmt
     und nach dem Apfel Ausschau haltend, der sich aus meinem Arm verflüchtigt hatte und den umstehenden Kindern die Verkleidung
     vom Leib riss. Es ist wie ein Spuk: Wenn irgendwo ein Fotograf ist, bin ich im Bild. Ich war schon auf drei Kontinenten in
     diversen Zeitschriften vertreten, und wer weiß, ob ich nicht vielleicht sogar in asiatischen Blättern irgendwo zufällig durchs
     Bild stolpere. Einerseits lässt sich das natürlich mit meinem Beruf erklären, der mich naturgemäß zu Ereignissen von allgemeinem
     Interesse reisen lässt, andererseits komme ich mir manchmal schon vor wie Hitchcock. Allein in Deutschland war ich schon mehr
     oder weniger deutlich und zumeist ohne jede Not in mehr als zwanzig überregionalen Publikationen zu sehen, nicht immer in
     sehr vorteilhafter Pose.
    Wer mir jetzt Eitelkeit vorwirft oder mir gar unterstellt, mich absichtlich ins Bild zu drängen, sollte wissen, dass ich die
     Öffentlichkeit scheue wie meine Eintracht aus Braunschweig den erfolgreichen Fußball. Vor mehr als drei Menschen werde ich
     rot und fange an zu stottern. In Grado etwa hatte ich einmal ein recht bedeutendes Golfturnier gewonnen. Am Abend sollte ich
     eine Rede halten, und ich musste fast körperlich auf die Clubsekretärin, eine Dame reiferen Alters, einwirken, dass sie mir
     diese Rede ersparte.
    Zurück zum Karneval. Unsere Jahreszeiten-Darbietung belegte den ersten Platz. Da war sicher ein Kindergarten-Bonus eingepreist,
     aber immerhin. Groß war der Jubel, wildfremde Eltern lagen einander in den Armen. Ich konnte nur begrenzt mitjubeln, ich hatte
     ja noch meinen Besen |69| in der Hand. Alle Kinder ließen sich mit dem recht geschmacklosen Pokal fotografieren, und die meisten Eltern (so nahm ich
     zumindest an) atmeten tief durch. Ich ging zum Bierstand, wo ich ein paar gleichgesinnte Väter traf. Friulaner, stellte ich
     erneut fest, legen ein erstaunliches Tempo beim Konsumieren alkoholischer Getränke vor, selbst nach meinen Maßstäben.
    Doch mit unserem Erfolg hatten wir

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