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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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auch noch Bescheid weiß …
    … und da wunderst du dich noch, dass du nach Hause kommst und sie nicht mehr antriffst? Also ich bitte dich: Seltsam wäre doch wohl nur, wenn sie bei dir bleiben würde.
    Diese schonungslose, ja groteske Skizze einer stinkfaulen, liederlichen Machotour – der Mann erwartet von der Frau Fürsorge und Duldung von Affären und dann, wenn die Bedienung und Gehörnte schließlich abgedankt hat, besingt er philosophisch die Freiheit der Frau (allerdings nicht ohne sie noch rasch zu ermahnen, bloß nicht zurückzuschauen und, wenn zwischen den Steinen am Fluss die weiße Blume wächst, auch ja an ihr Eheversprechen zu denken) – diese Skizze halte ich, anthropologisch gesprochen, für ein Meisterwerk.
    Für eine geniale Vertonung des Persönlichkeitsprofils eines durchschnittlichen italienischen Ehebrechers, Opportunisten und Quenglers, den niemand so perfekt verkörpert hat wie Alberto Sordi.

Der Gipfel des Unappetitlichen
    Ich hatte vorher noch nie die Erfahrung gemacht, wie das ist, wenn der Anrufbeantworter voll ist.
    Nicht dass man am Ende Wunder was empfinden würde. Nach einer Weile stinkt es einem sogar gewaltig, dass man sich dieses ganze Gelabere anhören muss. (Auch weil die Leute, die Nachrichten hinterlassen, gewöhnlich weit ausholen und die Aufzeichnung abbricht, bevor sie zum Punkt gekommen sind. Die größte Unverschämtheit aber ist, wenn sie nicht noch ein zweites Mal anrufen, um ihren Redeschwall zum Punkt zu bringen, so dass du nach dem Piepton noch dümmer dastehst als sie und dich fragst, was sie dir wohl vielleicht hatten sagen wollen. )
    Aber wenigstens bin ich nun, da ich das auch einmal erlebe, die Komplexe los, die ich immer bei den Filmen bekam, in denen der Protagonist beim Heimkommen von der Arbeit (nicht etwa aus dem Urlaub, nein nach einem stinknormalen Arbeitstag!) fünfzehn Nachrichten in Folge abhört und sich dabei geschäftig den Krawattenknoten lockert, die Hemdsärmel aufknöpft und durchs Zimmer spaziert (das selbstverständlich immer super aufgeräumt ist, eingerichtet wie im Showroom und fast immer mit gedämpftem Stehlampenlicht ausgeleuchtet ist: Hängelampen kommen in den Filmen so gut wie nie vor). Ihr wisst schon: Filme, in denen der Superman die verärgerten Nachrichten der Anruferinnen, die ihm vorwerfen, dass er sich nicht, wie versprochen, bei ihnen gemeldet hat, mit viel sagendem Mienenspiel kommentiert und einfach zur nächsten Nachricht übergeht. Bei so einer Szene kommst du dir nämlich wie ein Kojote vor. Und überlegst dir schon, ob du dir nachher beim Verlassen des Kinos nicht vielleicht selber eine Nachricht aufsprechen sollst, damit du heute Nacht nicht den Mond anheulen musst.
    Jedenfalls ist es unglaublich, wie viele Leute sich an deine Existenz erinnern, sobald du ein bisschen Publizität durchs Fernsehen erlangt hast.
    Vor allem Mandanten. (Hand aufs Herz: Wann sonst hat es bei mir jemals fünfzehn, zwanzig Anfragen um Rechtsbeistand an einem einzigen Arbeitstag gegeben? Nie!)
    Nein, im Ernst: Die Nachfrage steigt über Nacht allen Ernstes so plötzlich und so beängstigend, dass ich mich auf der Stelle veranlasst sehe, mit einer Gemeinschaftskanzlei von zwei alten Kumpels einen Subunternehmervertrag zu schließen (praktisch sieht das dann so aus, dass sie für mich und meine Mandantschaft die Drecksarbeit machen – Schriftsätze, Beratungsschreiben, Gerichtstermine – und wir am Ende fifty-fifty machen).
    Abgesehen von beruflichem Echo hat mein AB die unglaublichsten Nachrichten zu bieten (ich zähle einfach mal in lockerer Folge auf) von:
Freunden (Donnerwetter, so viele!),
Bekannten (weit unter der Zahl der Freunde),
Verwandten aller Grade (darunter auch Cousins, von denen ich bislang noch nie was gehört habe),
Schulkameraden (besonders eine Nachricht, die von dem Riesenarsch Marco Gettatelli aus Monteverde, schlägt dem Fass den Boden aus: ›Ey, sag mal, dieser Ingenieur Sestidingsbums oder wie der geheißen hat oder, verdammte Hacke, immer noch heißt, hätt der seine Kugel nicht besser dir in die Klugscheißerrübe gejagt, statt es bei sich selber zu probieren?‹).
Außerdem hat auch noch ein früherer Schwarm aus der Schulzeit angerufen, von der ich dachte, sie lebt gar nicht mehr (sie heult meinem Anrufbeantworter vor, dass ihr Mann sie schlägt, und ich kann mir nicht helfen und denke: ›Wer will ihm das verdenken‹),
der Vorstandsvorsitzende der Anwaltskammer (›Dein Auftritt hat mich echt überzeugt,

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