Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
gegen Will, als ein anderer Vir auf dem Deck landete.
Cadan. Der Blick seiner feurigen Opalaugen wanderte von Bastian zu mir und wieder zurück. Seine ledrigen Flügel flatterten auf und legten sich auf seinem Rücken zusammen, ohne zu verschwinden.
»Du bist spät dran, nicht wahr?«, fragte Bastian betont ruhig.
Cadan stellte sich gerade hin und strich sein Hemd glatt. »Besser spät als nie.«
Bastian löste sich in Luft auf, um direkt vor Cadan wieder aufzutauchen und ihn am Kinn zu packen. »Dein Trotz wird dich teuer zu stehen kommen«, zischte er. »Es würde mir nicht das Geringste ausmachen, dich zu töten.«
Ihre Blicke trafen sich, bis Bastian ihn fortstieß und zu Ivana ging. Sie starrte Cadan mit seltsam versteinerter Miene an. Bastians blendend weiße Flügel breiteten sich aus, und er schwang sich in die Luft und verschwand. Cadan drehte sich weg, als würde Ivanas Blick ihm Schmerzen zufügen, sein blassgoldenes Haar flog ihm in wilden Strähnen um den Kopf, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Ivana spreizte die Flügel und flog auf, um Bastian zu folgen.
»Der Sarkophag?«, fragte Cadan und kam auf mich zu. »Wo ist er?«
Im nächsten Augenblick sauste Wills Schwert durch die Luft und tippte mit der Spitze zwischen Cadans Augen. Obwohl Will erschöpft war, drückte er sich nicht vor einem Kampf. »Ein Schritt weiter, und dein Gesicht sieht aus wie ein Doughnut.«
Cadan starrte auf die Klinge. »Das Schwert würde mein Gesicht wohl eher in zwei Hälften schneiden, meinst du nicht?«
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
»Will!«, schrie ich und packte seinen freien Arm. »Wir haben keine Zeit für so was. Cadan, der Sarkophag ist fort. Es ist unmöglich …«
»Gut«, unterbrach er mich. »Bastian darf das Ding nicht rauslassen.«
»Was kümmert dich das?«, fragte ich. »Du arbeitest für ihn, obwohl es so aussieht, als würdest du bald gefeuert.«
Zu meiner Überraschung fing er an zu lachen. »Das wäre schön. Aber das Ganze ist viel komplizierter.«
»Spar dir deine Reden«, sagte ich kalt. »Das Schiff geht unter, und wir müssen verdammt nochmal hier weg.«
»Ich liebe es, wenn du diesen herrischen Ton anschlägst«, sagte er spöttisch.
Ich verdrehte die Augen, und Will drückte die Schwertspitze ein wenig fester zwischen Cadans Brauen. »Bist du fertig?«
Ich nickte. »So ziemlich.«
Will zog sein Schwert zurück, doch er wich nicht von meiner Seite. »Wir müssen los.«
»Ja«, stimmte ich zu.
»Und der Sarkophag?«, fragte Cadan. »Ist er wirklich weg?«
»Nathaniel hat ihn über Bord geworfen«, erwiderte Will mit eisiger Stimme. »Und jetzt geh.«
Cadan starrte ihm ein paar Sekunden lang in die Augen, bevor er die Flügel ausbreitete. »Dann war diese Reise nicht vollkommen vergebens.« Er schlug mit den Flügeln und flog in den schwarzen Nachthimmel hinauf.
Plötzlich überkam mich Erschöpfung. Ich schaute mich benommen um und sah all die Leichen der Seeleute an Deck. Die gesamte Mannschaft der Elsa war getötet worden. Der Sarkophag war fort, ich fühlte mich seelisch und körperlich ausgelaugt, und jetzt standen wir an Bord eines sinkenden Schiffes.
Nathaniel eilte an meine Seite. »Wir müssen das Rettungsboot zu Wasser lassen. Das Schiff sinkt!«
»Haben wir’s bis zur Tiefe geschafft?«, rief Will.
»Ganz nah dran!«, schrie Nathaniel hektisch. »Der Sarkophag kann unmöglich heil geblieben sein, aber wir müssen hier weg, sonst gehen wir mit ihm unter!«
Will sammelte unsere Schwerter ein und verschwand in der Kajüte.
»Gabriel.«
Die Stimme war ein Flüstern in meinem Geist, schlich durch meine Adern und jeden Winkel meines Inneren. Ich spürte, wie meine Flügelhalskette heiß wurde, und zog sie weg von meiner nackten Haut.
»Will?«, fragte ich. »Bist du das?«
»Gabriel« , flüsterte die sanfte Stimme erneut. »Schließ deine Augen.«
Das war definitiv nicht Will.
Die Welt wurde schlagartig heller, so hell, dass ich nichts weiter tun konnte, als zu gehorchen, denn ich wusste tief in meinem Inneren, dass meine Augen in ihren Höhlen verbrannt wären, wenn ich mich geweigert hätte. Ich hielt mir die Hände vors Gesicht, während die schwarze Nacht hell wie der Tag wurde. Ich zitterte mit zusammengekniffenen Augen, als die Temperatur fiel und Energie über das Deck strömte – reine Macht, anders als alles, was ich je zuvor gefühlt hatte. Die gewaltige Wucht des Ansturms ließ mich in die Knie sinken.
»Ellie!«,
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