Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
hörte ich Wills Stimme rufen.
Die Helligkeit wurde ein wenig gedämpft, sodass ich meine Augen wieder öffnen konnte. Ätherisches, weißgoldenes Licht erstrahlte rund um die Silhouette einer Gestalt wie Sonnenlicht, das eine Wolke von hinten anstrahlt. War Bastian zurückgekehrt? Das Blut rauschte in meinen Ohren, und ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, während ich wie gebannt auf das Ding über mir starrte.
Eine Gestalt wurde erkennbar: der geisterhafte Umriss eines Mannes, eingerahmt von einem elfenbeinfarbenen Flügelpaar, überzogen von einem feinen Goldschimmer, der die Federn aussehen ließ wie Schnee, der in der Morgensonne glitzert. Sein Kopf trug eine Krone aus dichten, goldenen Locken, und über seinen blendend weißen, wallenden Gewändern trug er eine Rüstung aus glänzendem Gold. Die Wucht seiner Macht traf mich wie die Strahlen der Sommersonne, die Herrlichkeit zu rein und göttlich, um real zu sein. Meine Lippen begannen zu kribbeln, und Tränen strömten über meine Wangen.
»Gabriel«, sagte das Wesen erneut, und seine Stimme war sanft wie Wein. »Du darfst nicht zulassen, dass die Bösen Das Tier in ihre Gewalt bekommen. Luzifer darf nicht die Macht übernehmen. Kein Preis ist zu hoch, um das zu verhindern.«
Es dauerte eine Ewigkeit, bis meine Stimme mir wieder gehorchte. »Zu wem sprichst du?«
Sein wunderschönes, entschlossenes Gesicht blieb einen Moment lang stumm. Dann nickte er mir zu. »Zu dir.«
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Das ist nicht mein Name. Ich bin Ellie.«
»Du bist Gabriel«, sagte er. »Die linke Hand und die Macht Gottes. Die Preliatin.«
Ich starrte zu ihm auf. Seine Flügel bewegten sich nicht, sondern blieben weit ausgebreitet in all ihrer strahlenden Schönheit, während er über mir schwebte. Die Offenbarung dessen, was das rätselhafte Wesen mir verkündet hatte, traf mich wie eine Flutwelle. Ich konnte nicht mehr atmen. Mich nicht bewegen. Ich wollte ihm nicht glauben, aber ich wusste es … Tief in meinem Inneren regte sich etwas, etwas strahlend Helles, etwas Furchteinflößendes.
Er war kein Reaper. Er war ein Erzengel. Wie ich.
»Wer bist du?«, fragte ich ihn schließlich.
»Ich bin Michael, und ich bin hier, um dich zu leiten, Gabriel, meine Schwester.«
Ein schweres Gewicht senkte sich auf mich herab, und ich spürte, wie mein Körper erschlaffte – dieser zerbrechliche menschliche Körper, der nicht zu mir gehörte. Ich ertappte mich dabei, ihn zu hassen und mich nach etwas anderem zu sehnen, nach etwas, das wirklich mir gehörte und keine Einschränkungen kannte.
Michael kam näher, seine Flügel legten sich zurück, und er streckte mir seine geisterhafte Hand entgegen. Ich starrte ihm ins Gesicht und konnte fast durch ihn hindurchsehen. Sein Körper war wie ein zarter Schleier über einer sommerlichen Morgendämmerung, seine Haut wurde von einer unsichtbaren Lichtquelle erleuchtet. Ich legte meine Hand auf die seine und spürte eine magnetische Anziehungskraft zwischen uns sowie ein elektrisierendes Beben; er schien aus reiner Energie zu bestehen statt aus Fleisch und Blut. Er half mir auf, ohne mich zu berühren. Ich fühlte nur, wie mein Körper hochgezogen wurde, bis ich auf meinen Füßen stand.
»Du musst etwas tun, Gabriel. Der Böse wird Das Tier vom Grund des Meeres heraufholen, und du musst zur Stelle sein, um seine Erweckung zu verhindern. Alles ist verloren, wenn du versagst. Der zweite Krieg steht kurz bevor.«
»Das Tier ist der Enshi, nicht wahr?«
Michael nickte. »Beschützer«, rief er dröhnend und schaute zu meiner Rechten.
Ich folgte seinem Blick und sah Will, der uns fassungslos anstarrte.
»Beschützer«, wiederholte Michael.
Endlich wandte Will den Blick von mir und sah den Erzengel an.
»Ich habe dir mein Schwert gegeben, damit du meine Schwester schützen konntest«, sagte Michael mit versteinertem Gesicht. »Nichts weiter. Sie gehört dir nicht. Du gehörst ihr.«
Will öffnete stumm den Mund. Seine Augen leuchteten sogar noch heller als Michael in seinem Glorienschein.
»Michael!«, rief ich, und der Erzengel wandte sich wieder zu mir. »Wenn du mich leiten sollst, warum sprichst du dann nicht mehr mit mir? Vor langer Zeit hast du mir Befehle gegeben und mir gesagt, wohin ich gehen soll. Warum hast du aufgehört, mir zu helfen? Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Du hast vergessen, wie man zuhört.«
Ich trat von einem Fuß auf den anderen und war mir nicht sicher, ob ich seine Worte
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