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Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

Titel: Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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Zwischenfälle, abgesehen davon, dass Kate mich ständig ablenkte und Einkaufspläne für die Party am Samstag schmiedete. Gott sei Dank hatten wir danach keine gemeinsamen Kurse mehr, und auf Geschichte konnte ich mich ein bisschen besser konzentrieren, auch weil ich damit mehr anfangen konnte als mit Wirtschaftskunde.
    Während ich an meinem Tisch saß und meinen Nebenmann ignorierte, der gedankenverloren an seinen Pickeln herumknibbelte, kam mir die vergangene Nacht wieder in den Sinn. Ich versuchte, mich an das schreckliche Wesen zu erinnern, das Will als Reaper bezeichnet hatte. Das knurrende, totäugige Ungeheuer starrte mir entgegen, die gewaltigen Krallen tief in die Erde gegraben und bereit zum Sprung. Warum sollte ich so etwas Schreckliches träumen? Ich rieb mir die Arme und dachte daran, wie sein Fell meine Haut gestreift hatte. Nie zuvor hatte sich ein Albtraum so real angefühlt, in meinem Geist, auf meiner Haut und in meinem Herzen.
    Ich stellte mir einen Moment lang vor, Will hätte die Wahrheit gesagt. Wenn seine Behauptungen stimmten und ich tatsächlich die Preliatin war, dann waren diese Ungeheuer real. Was meinte er damit, als er sagte, ich sei achtundzwanzig Jahre weg gewesen?
    Ich war vollkommen durcheinander. Allein der Versuch, irgendeinen Sinn in Wills Behauptungen zu bringen, konnte einen schon in den Wahnsinn treiben.
    Ich kam nicht über Wills Überraschung hinweg, dass ich mich an nichts erinnerte. Wie auch? Schließlich war ja auch nichts passiert – es war nur ein böser Traum gewesen, und Will war verrückt. Aber wie konnte er so viele Einzelheiten aus meinem Traum wissen? Er hatte sogar den »Limbus« noch einmal erwähnt – was auch immer das sein mochte. Und seine Tätowierungen … die hatte ich nicht bemerkt, als ich ihn am gestrigen Nachmittag gesehen hatte. Zum ersten Mal hatte ich sie in meinem Traum gesehen.
    Will hatte mich berührt, und mit einem Mal war ich jemand anderes geworden, machtvoll und furchterregend. Die Vorstellung machte mir Angst und faszinierte mich zugleich. Ich zog die Kette mit dem Flügelpaar aus der Tasche und betrachtete die zarte Form und die rätselhaften Gravierungen.
    Erinnere dich . Ich strengte mein Gehirn an, kniff die Augen fest zu und umschloss den Kettenanhänger mit den Fingern. Erinnern. Erinnern. Woran sollte ich mich erinnern? Ich starrte auf meine Geschichtsmappe. Stünde doch nur meine eigene Geschichte auf diesen Seiten geschrieben statt der von Karl dem Großen.
    Die Ereignisse der vergangenen Nacht spielten sich wie ein Horrorfilm wieder und wieder vor meinem geistigen Auge ab: wie der Reaper durch die Dunkelheit pirschte, mich angriff, während ich jene sonderbaren, flammenden sichelförmigen Schwerter schwang. So viel Blut …
    Dann wurde mein Blick unscharf. Ich kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder, mied das grelle Klassenzimmerlicht und starrte auf den Boden. Die Temperatur fiel, und ich rieb mir zitternd die Arme. Der Boden verschwamm vor meinen Augen, und mein Tisch und all die Gesichter um mich herum verschwanden, ließen mich allein in der Dunkelheit zurück, wo ich auf schneebedecktem Erdboden kniete. Ich stand auf und schaute mich um, und ich sah den dichten, schattenhaften Wald um mich herum und fühlte den eisigen, unbarmherzigen Wind in meinem Gesicht.
    Mein Blick fiel auf die Blutspur, die die Schneedecke vor mir sprenkelte, während ich mir den Weg durch den Limbus bahnte. Der Reaper konnte nicht weit weg sein. Er hatte schon fast hundert Menschen umgebracht in der verarmten südfranzösischen Provinz Le Gévaudan. Die vom französischen König ausgesandten Dragoner hatten nichts gefunden und Unmengen von Kadavern harmloser Wölfe zurückgelassen. Der wolfsartige Reaper war klüger und hungriger als alle anderen, und das machte ihn umso gefährlicher. Wie sollten sie Jagd auf etwas machen, das sie nicht sehen konnten und das klüger war als sie?
    Mit einem Mal spürte ich es – das Kribbeln der dunkelsten Macht, wie sie durch die Erde unter dem Schnee herbeiwogte.
    Etwas Dunkles blitzte zu meiner Rechten auf. Dann blitzte es zu meiner Linken. Er umkreiste mich.
    Ich hasste es, wenn sie mich jagten. Ich hielt meine Schwerter fest umklammert. Die Flammen ließen den Schnee um mich herum nicht schmelzen. Engelsfeuer verbrannte immer nur das Böse und ließ alles andere unversehrt.
    Knirschende Schritte kamen durch den Schnee auf mich zugestapft. Der Reaper hatte endlich beschlossen, sich zu zeigen. Er kam

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