Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
Ashton die Trümmer seines Briefkastens in eine Schubkarre warf, die er in den hinteren Teil seines Gartens schob. »Vielleicht.«
Ich rannte nach oben und kippte den Inhalt meines Papierkorbes auf den Teppich. Will musste sich irren. Meine verschwundene Kapuzenjacke konnte sich nicht darin befinden. Doch direkt vor meiner Nase, zwischen zerknüllten Zetteln und Papiertaschentüchern, lag meine Jacke. Ich hob sie auf und zog behutsam mit zwei Fingern die Kapuze hoch. Der Baumwollstoff war zerrissen, steif von einer eingetrockneten zähen Flüssigkeit, und auf Ärmeln und Brust waren dunkle, ebenfalls eingetrocknete Spritzer zu sehen. Das ganze Ding stank nach säuerlicher Hundespucke und einem Hauch von Blut.
Ich taumelte ins Bad und erbrach mich in die Toilette.
Am Abend rief Kate mich an und schlug ein Treffen bei Starbucks vor. Jeder Grund war mir recht, um aus dem Haus und hinters Steuer zu kommen. Bevor ich mich auf den Weg machte, schnupperte ich noch einmal an den Rosen auf meiner Kommode und verscheuchte die Gedanken an das zerfetzte stinkende Ding in meinem Papierkorb. Ich sagte meiner Mom, wohin ich fahren wollte, und sie gab ohne großen Widerstand ihr Okay. Als ich beim Café eintraf, stand Kate schon mit Landon und Chris auf dem Parkplatz. Beim Anblick meines neuen Wagens kreischte sie schrill auf.
»Oh! Ist der süß! Gratuliere!«
»Danke!«, sagte ich strahlend. »Ich hab ihn Marshmallow genannt. Ist das nicht ein perfekter Name?«
»Kann man wohl sagen.« Kate schaute ins Seitenfenster. »Ruby möchte sich bestimmt mit ihm anfreunden.« Das war der Name ihres roten BMW.
»Ihr reichen Mädchen mit euren albernen Namen für eure Autos«, sagte Chris seufzend. »Ein A4. Schön! Lass uns versuchen, ob er’s mit meinem 370Z aufnehmen kann.«
Ich lachte. »Nie und nimmer. Hab keinen Bock, mich umzubringen, nein danke. Außerdem würdest du eh gewinnen.«
»Na schön. Dann lass mich’s gegen den E90 versuchen, Kate.«
Sie grinste ihn an. »Träum weiter.«
»Wozu braucht ihr dann so tolle Autos, Ladys?«, sagte Landon und inspizierte meine Reifen.
»Ich darf gar nicht dran denken, wenn wir nächstes Jahr zur Michigan State gehen und unsere Autos zu Haus lassen müssen«, sagte Kate schmollend.
»Hast du deine Bewerbung schon abgeschickt?«, fragte ich.
Sie nickte. »Ja. Du etwa nicht?«
Ich schnitt eine Grimasse. Meine Noten waren nicht die besten, und ich trat immer noch auf der Stelle. »Noch nicht.«
»Dann beeil dich«, empfahl sie. »Die Studienplätze sind ruck, zuck weg.«
Ich nahm mir fest vor, in der nächsten Woche meine Bewerbung in Angriff zu nehmen. Keiner von uns wollte an eine andere Uni. Vor Jahren hatte ich zwar von Harvard geträumt, aber nach und nach waren meine Ziele realistischer geworden.
Nachdem die Jungs den Audi vom Kühler bis zum Auspuff untersucht hatten, gingen wir hinein, um zu bestellen. Kate spendierte mir zum Geburtstag einen Cappuccino, den ich mir schmecken ließ, während wir miteinander redeten und lachten. Ich war froh, nicht mehr über die seltsamen Ereignisse der letzten paar Tage nachdenken zu müssen. Im Augenblick musste ich nur aufpassen, dass ich mich nicht mit Kaffee bekleckerte und dass Landon mir nicht zu nah kam. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie er immer dichter an mich heranrückte. Ich bekam nicht leicht Platzangst – aber das würde sich bald ändern, wenn er mir weiter so auf die Pelle rückte.
»Also, was sehen wir uns morgen an?«, fragte Chris und leckte etwas Sahne von seinem Kaffee.
Freitags war unser Kinoabend, der für uns alle Kult war. Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Was läuft denn?«
»Wie wär’s mit diesem neuen Geisterfilm«, schlug Kate vor.
»Nee«, sagte ich, ich hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden genug beängstigende Situationen erlebt.
»Dann lieber einen Actionfilm?«, fragte Landon.
Wir einigten uns auf einen Film über einen Auftragskiller. Bei unserem Kinoabend ging es nicht um Oscar-verdächtige Filme. Es ging darum, auszugehen und einen netten Abend zu verleben. Mochte das auch noch so klischeehaft sein.
Plötzlich kam mir meine Literaturhausaufgabe in den Sinn. »Ich muss dringend mit meinem Referat anfangen.«
»Jetzt schon?«, fragte Kate enttäuscht.
»Komm schon, Ell«, sagte Landon und grinste albern. »Was hat es für einen Sinn, abends Kaffee zu trinken, wenn du anschließend eh vor Langeweile einschläfst?«
Ich knuffte ihn zum Spaß gegen die Schulter.
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