Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
Zeit vergangen. Normalerweise wirst du fast sofort irgendwo auf der Welt wiedergeboren, aber diesmal hat es statt achtzehn Jahren vier Jahrzehnte gedauert, bis du erneut zur Preliatin geworden bist. Ich weiß nicht warum.«
»Meine Erinnerungen werden nach und nach zurückkehren? «
»Ja.«
»Als du mein Gesicht berührt hast, ist alles so klar geworden. Meine Kraft, mein Ziel … Wie hast du das gemacht?«
Will beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Weil ich dein Beschützer bin, habe ich die Fähigkeit, deine Macht zu wecken. Du warst ein normales Mädchen bis zu dem Zeitpunkt, als du siebzehn geworden bist, und es ist meine Pflicht, deine Macht und deine Erinnerungen wiederherzustellen und dich von da an im Kampf zu verteidigen.«
Plötzlich kam mir mein Literaturreferat wieder in den Sinn, und ich rappelte mich hoch, um nach meiner Tasche zu suchen. Ich sah sie neben meinem Rucksack liegen, genau an der Stelle, wo ich beides fallen lassen hatte. Mein Auto stand nicht mehr am gleichen Platz, sondern zwei Parklücken weiter. Es war mir ein Rätsel, wie ich das geschafft haben sollte.
»Das war ich, nicht wahr?«
»Du kannst noch weitaus mehr durch deine Macht.«
»Ist das so etwas wie Telekinese?«
»Nein, deine Macht kann Dinge nur schieben, nicht ziehen. Es ist wie eine ungeheuer starke Windböe aus reiner Kraft und spiritueller Energie.«
»Das ist doch Wahnsinn«, murmelte ich und sammelte meine Sachen auf. Ich checkte die Uhrzeit auf meinem Handy. Es war nach zehn. Na toll. Ich würde kein Wort zu Papier kriegen und mit Kopfschmerzen aufwachen. Seltsamerweise war mir mein Referat ziemlich gleichgültig.
»Ich muss nach Hause. Meine Eltern flippen aus, wenn sie sehen, was das Ding mit meinem Auto gemacht hat. Was soll ich ihnen bloß sagen?« Ich strich über die tiefen Krallenspuren auf dem Kotflügel. Er musste neu lackiert werden, vielleicht ausgetauscht. Aber wie sollte ich es erklären?
»Sag einfach, jemand hätte dich gerammt und wäre dann einfach weggefahren. Die Versicherung sollte für den Schaden aufkommen.«
»Das kaufen sie mir nicht ab.«
»Dir bleibt nichts anderes übrig.«
Ich verzog stöhnend das Gesicht. Mein Dad würde mich so oder so umbringen. Bei dem Versuch, meine Gedanken von meinem schlimmen Schicksal abzulenken, fiel mir etwas ein, das der erste Reaper erwähnt hatte. »Hast du gehört, wie diese Bestie etwas von einem Enshi gesagt hat?«
Er starrte mich an. »Enshi? Was genau hat sie denn gesagt?«
»Dass wir den Enshi nicht bräuchten, weil sie mich einfach selbst töten würde. Weißt du, was der Ausdruck bedeutet? Und wen hat sie mit ›wir‹ gemeint?«
»Enshi müsste sumerisch sein«, sagte er nachdenklich. »Herr über … irgendetwas. Ich muss die genaue Bedeutung von -shi überprüfen.«
»Du sprichst sumerisch? Wer spricht das schon? Also wirklich. «
»Können wir uns nach der Schule in der Bibliothek treffen? Wir sollten es nachschlagen.«
»Ich habe zu viele Hausaufgaben«, erwiderte ich. »Wie wär’s am Samstagnachmittag? Gegen drei?«
»Das geht. Morgen Abend müssen wir trainieren. Du musst deine Fähigkeiten so schnell wie möglich wieder zurückbekommen. «
»Aber morgen ist Freitag. Das ist unser Kinotag.«
»Aber du hältst sonst nicht durch.«
»Du meinst, ich werde sterben.« Das war keine Frage.
»Ja.«
»Na ja, das wäre natürlich nicht so toll. Aber meine Freunde gehen jeden Freitagabend ins Kino. Wir müssen uns also später treffen.«
»Ich kann warten. Die Nacht ist lang.«
»Ich ruf dich an, wenn wir fertig sind. Gibst du mir deine Nummer?« Ich zückte mein Handy, um seine Nummer einzuspeichern.
»Ich habe kein Telefon. Du brauchst mich nicht anzurufen.«
Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. »Aber ohne Handy kann man doch nicht leben. Willst du mich etwa auch im Kino belauern?«
Meine Unterstellung schien ihn nicht zu kümmern. »Ich bin seit fünfhundert Jahren dein Kamerad, als dein Hüter, dein Leibwächter. Tagsüber in der Schule bist du sicher, also bleibe ich meist bis zur Abenddämmerung zu Hause. Ich muss mich auch mal ausruhen. Ich bin dir nicht ständig auf den Fersen, aber ich kann spüren, wenn du verzweifelt oder ängstlich bist. Ich merke sofort, wenn du angegriffen wirst. Das kommt durch unsere lange Verbundenheit.«
Ich fragte mich, ob er meine Angst während meiner Halluzinationen in der Schultoilette gespürt hatte und deshalb zur Stelle gewesen war. »Was machst du denn die
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