Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
ganze Zeit, wenn ich in der Schule bin? Hast du irgendwelche Hobbys?«
Er lächelte. »Es macht dir wohl großen Spaß, mich auszufragen, stimmt’s?«
»Ich versuche nur, aus dir schlau zu werden.«
Er musterte mich herausfordernd, aber ich war zu müde, um ihn weiter zu löchern.
»Ich muss jetzt wirklich nach Hause«, sagte ich seufzend. »Ich bin hundemüde.«
Er nickte. »Dann sehen wir uns morgen nach dem Kino.«
»In Ordnung«, erwiderte ich ohne große Begeisterung. Ich begriff langsam, was mit meinem Leben passierte, aber ich war mir noch nicht sicher, ob ich bereit war, es zu akzeptieren. Es bestand allerdings kein Zweifel, dass ich nie wieder in mein normales Leben zurückkehren würde.
SIEBEN
A m Freitag verging die Schule wie im Flug, denn alle, einschließlich Lehrer, Sekretärinnen, Hausmeister und Putzfrauen, konnten es kaum erwarten, herauszukommen und das Wochenende zu genießen. Am Abend zuvor war ich eingeschlafen, sobald ich im Bett lag. Deshalb war ich mit meinem Referat auch noch keinen Schritt weitergekommen. Zum Glück hatten meine Eltern am Morgen noch keinen genaueren Blick auf mein Auto geworfen, weshalb ihnen die tiefen Krallenspuren entgangen waren. Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sie sie entdecken würden. Kate dagegen hatte sie sofort gesehen. Auf Wills Rat hin erklärte ich, dass mein Auto auf dem Parkplatz beschädigt worden sei, doch ich ahnte, dass Kate ihre Zweifel haben würde. Ich zerbrach mir schon den Kopf, wie ich die Kratzer möglichst billig entfernen lassen konnte, ohne dass meine Eltern etwas mitbekamen. Nach Schulschluss fuhr ich sofort nach Hause und quälte mir drei von den fünf Seiten ab, die ich für mein Referat schreiben sollte.
Am Abend trug ich die Flügelhalskette, die Will mir geschenkt hatte. Es war ein gutes Gefühl, sie anzulegen, als würde man ein verlorenes Puzzleteil wieder an die richtige Stelle fügen. Ich fühlte mich gestärkt, und das Schmuckstück war wunderschön. Ich war ganz begeistert davon.
Vor dem Kino warteten Kate und Landon schon auf mich, und bald gesellten sich auch Rachel und Chris zu uns. Gleich bei der Begrüßung bemerkte Kate die Halskette.
»Woher hast du die?«, fragte sie und starrte auf den Kettenanhänger. »Sieht antik aus. Total schön.«
»Ja, sie ist ziemlich alt.« Ich wollte ihr nicht verraten, dass Will mir die Kette geschenkt hatte, oder gar, dass sie schon immer mir gehörte.
»Pass gut drauf auf, sonst klau ich sie dir noch«, sagte Kate und ging los.
Ich folgte ihr lächelnd nach drinnen. Es war kühl, und ich war froh, dass ich eine Kapuzenjacke über meinem Top trug. Es würde nicht mehr viele warme Tage im September geben.
Der Film war okay, mit ein paar guten Spezialeffekten, doch ich konnte mich nicht richtig darauf konzentrieren, und deshalb hatte ich nicht so viel Spaß daran wie meine Freunde. Beim Verlassen des Kinosaals hatte ich schon fast vergessen, worum es eigentlich ging, während die anderen begeistert davon erzählten, wie der Bösewicht von einem fliegenden Messer ins Jenseits befördert wurde und der Held dem Flammeninferno eines brennenden Zuges entkommen war. Die Jungs ereiferten sich über die Attraktivität der weiblichen Hauptfigur. Ich konnte an nichts anderes denken als an mein Treffen mit Will, bei dem mich Gott weiß was für neue Schrecknisse erwarten mochten. Unwillkürlich spähte ich in jede dunkle Ecke, voller Angst, was aus dem Verborgenen auf mich zuspringen mochte. Ich fragte mich, ob mir auf dem Gehsteig vielleicht jemand entgegenkam, der in dieser Nacht von einem Reaper getötet und dessen Seele in der Hölle landen würde, obwohl er auf Erden ein guter Mensch gewesen war. Wenn ich tatsächlich so etwas war wie eine Heldin, wie viele Menschen würde es geben, die ich nicht erretten konnte? Ich konnte nicht einmal Pommes essen, ohne mich mit Ketchup zu bekleckern. Wie konnte jemand für das Leben anderer verantwortlich sein, der nicht mal in der Lage war, auf seine eigene Kleidung zu achten?
»Alles in Ordnung, Ell?«, flüsterte Kate mir ins Ohr. »Du bist so nachdenklich und still.«
Ich nickte. »Mir geht’s gut. Ich muss nur langsam los.«
»Was?«, fragte Kate überrascht. »Willst du uns schon wieder im Stich lassen?«
Landon hatte offenbar etwas mitbekommen, denn er holte uns ein und legte mir den Arm um die Schulter. »Lass dir bloß nicht einfallen zu verschwinden. Es ist gerade erst zehn, und morgen ist deine Party. Wir müssen
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