Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
erinnern, wie er mich in Stücke gerissen hat!«
»Es ist okay …« Er berührte mich am Arm, doch ich entzog mich ihm.
»Nein, es ist nicht okay«, entgegnete ich. »Du hast keine Ahnung, wie das ist.«
»Du hast Recht, ich kann es mir nicht vorstellen«, sagte er.
Ich trat einen Schritt von ihm zurück und hasste mich in diesem Moment für meinen Wutausbruch. Irgendwelche Ausreden zu finden konnte nichts an der Tatsache ändern, dass ich mitten im Kampf einfach wie erstarrt dagestanden hatte, ohne Will zu helfen. Entschlossen rieb ich mir die Augen und holte tief Luft. Wenn ich mich auf die Angst einließ, würde ich nur umso schneller getötet werden. »Warum ist Ragnuk so viel größer als die anderen?«, fragte ich und war stolz darauf, dass meine Stimme nur ein ganz klein bisschen zitterte.
»Er ist ein bärenartiger Reaper«, erklärte Will. »Die sind größer und kräftiger, aber dafür langsamer als die wolfsartigen. Die bärenartigen verlassen sich im Kampf hauptsächlich auf ihre brutale Kraft.«
»Das war ein richtiges Monster«, flüsterte ich, und es gelang mir nicht, die Erinnerung an seine furchtbare Fratze aus meinen Gedanken zu vertreiben.
»Aber diesmal hast du ihn erfolgreich bekämpft«, erwiderte er. »Du hast ihn so schwer verletzt, dass er geflohen ist. Du hast dafür gesorgt, dass er aufgibt! Ich würde sagen, das wiegt den einen Moment, in dem du Angst hattest, wieder auf, Ellie. Du musst begreifen, dass du alles Erdenkliche besiegen kannst, sobald es dir gelingt, deine Furcht zu überwinden.«
»Aber ich habe ihn ja nicht getötet, und er wird wiederkommen, um mich zu holen, zusammen mit diesem Enshi, was auch immer das sein mag. Und du bist wegen mir verletzt worden, und deshalb fühle ich mich einfach nur grässlich.«
»Mach dir über mich keine Gedanken, Ellie. Es ist meine Aufgabe, Schläge für dich einzustecken.«
Ich betrachtete ihn lange. Ich konnte einfach nicht begreifen, warum sich jemand so für mich ins Zeug legen sollte. Das war ich einfach nicht wert – weder seinen Schmerz noch sein Blut.
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Komm, sehen wir zu, dass wir dich wieder heimbringen. Bestimmt sind deine Eltern nicht gerade erfreut, wenn sie das zerbrochene Fenster entdecken.«
Mein Mut sank. Ich hatte völlig verdrängt, dass Ragnuk mich durch die Fensterscheibe ins Haus geschleudert hatte. Wie sollte ich das bitte meinen Eltern erklären? »Ich hab’s nicht besonders eilig heimzukommen.«
Er runzelte die Stirn. »Oh doch, es wird wirklich Zeit.«
Schließlich nickte ich und holte tief Luft. »Dann verschwinde lieber. Es macht die Sache mit Sicherheit nicht besser, wenn ich mit zerrissenem Kleid und mit dir im Schlepptau da ankomme. Das könnte einen schlechten Eindruck machen. «
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte er. »Ich bleib in der Nähe.«
»Danke, Will.«
Er berührte mich flüchtig an der Schulter. »Du sieht noch immer wunderschön aus in deinem Kleid.«
Als ich mich zu ihm umdrehte, war er bereits verschwunden. Wieder einmal.
DREIZEHN
I ch trat aus dem Wäldchen und dem Limbus heraus und sah Kate und Landon auf der Terrasse stehen. Sie riefen meinen Namen. Ich war geliefert. Kate entdeckte mich als Erste und machte natürlich einen Riesenaufstand.
» Ellie! «, kreischte sie und stürmte auf mich zu. »Ist alles in Ordnung mit dir?« Sie schloss mich fest in die Arme. »Wir hatten keine Ahnung, wo du hingerannt bist. Hast du dich verletzt? Wie konntest du nur durch die Scheibe knallen?«
»Ich …«
»Was ist denn mit deinem Kleid passiert? Was sind das für Flecken? Du bist ja völlig verdreckt. Ist das Blut ? Sollen wir dich ins Krankenhaus bringen?« Kate überschlug sich förmlich. Es gelang mir kaum, mich von ihr loszumachen.
»Mir geht’s gut«, sagte ich und strich mein Kleid glatt. Mit einem Mal war ich sehr verlegen wegen all der Risse, durch die meine nackte Haut zu sehen war.
Auch Landon umarmte mich. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Was ist passiert? Wir haben uns unterhalten, und du hast gesagt, ich soll aufpassen, und dann – ich hab keine Ahnung. «
Ich suchte verzweifelt nach einer Antwort. Es tat mir weh, ihn belügen zu müssen, aber ich konnte ihm unmöglich sagen, was wirklich geschehen war. »Du bist über die Bank gestolpert und mit dem Kopf aufgeschlagen. Geht’s dir denn gut?« Vielleicht konnte ich mich aus der Affäre ziehen, indem ich die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte.
Er strich sich das
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