Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
sorgte, was sie wohl aushecken mochten. Mein Auto hatte einen Totalschaden, und ich bekam ein anderes dafür, das dem, das ich verloren hatte, aufs Haar glich. Ich nannte es Marshmallow II, als Hommage an Ragnuks Opfer.
Je kälter es wurde, desto häufiger musste ich lügen und Dinge vor den Menschen geheim halten, die ich liebte. Es war ziemlich leicht, mich durch die Hintertür raus und rein zu schleichen, aber es war schwer, meiner Mom jeden Abend ins Gesicht zu sehen und ihr vorzumachen, ich würde mich ganz normal schlafen legen. Außerdem versäumte ich viel Zeit mit meinen Freunden, weil ich mich ständig aus ihren Wochenendplänen ausklinkte. Wenn ich so weitermachte, würde ich sie noch verlieren. Ich wünschte, ich hätte zu allen Leuten ehrlich sein und mein Leben einfach weiterleben können wie vorher, aber es war nicht so, als würde die Welt darauf warten, dass ich lernte, eine Superheldin zu werden. Ich fragte mich, wie lange ich das Ganze noch aushalten konnte, besonders meinen Eltern und Freunden tagtäglich ins Gesicht zu lügen.
Zwei Wochen vor Halloween waren Kate, Rachel und ich in einem Kostümladen und probierten verschiedene Outfits an. Die Jungs planten natürlich irgendwas Grässliches und Geschmackloses. Will, nahm ich an, würde sicher als Will gehen. Er konnte auch ohne Verkleidung furchterregend sein. Mit einem blutigen Schwert und ein bisschen Glimmer für seine ohnehin schon elektrisierenden grünen Augen würde er selbst den wildesten Cage-Fighter erzittern lassen.
Die Party, der wir alle entgegenfieberten, war Josie Newports alljährliche Halloween-Party. Wir waren zwar nicht die dicksten Freundinnen, aber da wir alle zusammen in der siebten Klasse gewesen waren, war es selbstverständlich, dass meine Clique zu ihrer Party kam – und ich war schon völlig aufgekratzt.
»Versuch’s mal hiermit«, befahl Kate und hielt mir ein Krankenschwesternkostüm unter die Nase.
Ich verzog das Gesicht. »Das könnte mein Schlampen-Image überziehen.«
»Mit deinen tollen Haaren siehst du damit bestimmt richtig heiß aus«, sagte sie. »Na los, zieh’s mal an.«
Widerwillig nahm ich es entgegen und stellte mich vor der Umkleidekabine an. Rachel war noch drinnen und probierte ein Kostüm an. Kate hatte ein sehr gewagtes Teufelinnen-Outfit gewählt, das aus einem roten Minikleidchen und Nuttenstiefeln bestand.
»Immer musst du so herumkommandieren«, sagte ich zu Kate.
Grinsend schob sie den glitzernden Haarreif mit den Teufelshörnern zurecht. »Aber darauf fährst du doch ab. Ein Wort von dir und ich hole Peitsche und Plüschhandschellen raus. Nur für dich, Liebste.«
Ich verdrehte die Augen. »Oh ja, Baby!«
Endlich trat Rachel aus der Kabine. Ihr rosa-blau gemustertes Kostüm machte sich gut zu ihrem braunen Haar, obwohl der Hut ihr ein wenig groß war und zu tief in der Stirn saß. Lächelnd drehte sie sich im Kreis und präsentierte ihr Outfit. Der Rock war etwas zu lang, und sie musste den Petticoat ein Stück herunterziehen, damit er unter dem Saum hervorblitzte.
»Wie findet ihr’s?«, fragte sie schüchtern.
»Du siehst total süß aus«, sagte ich.
Kate nahm Rachels Haar zu einer lockeren Hochsteckfrisur zusammen, dann zog sie die Puffärmel zurecht, so dass ein bisschen mehr Haut zu sehen war. Dann trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. »Viel besser. Kauf das Kostüm und steck dir die Haare hoch. Evan wird ausflippen. «
»Glaubst du?« Rachel sah an sich herab und strich den Rock glatt.
»Aber wie!«, bestätigte ich. »Er wird die Finger nicht von dir lassen können.«
Kate schob mich in die Umkleidekabine. »Jetzt bist du dran. Wenn du als sexy Krankenschwester daherkommst, wird Will seine Finger nicht von dir lassen können.«
»Darauf hab ich’s nicht abgesehen!« Ich zog den Vorhang zu.
»Lügnerin!«, rief Kate von draußen.
Ich quetschte mich in das enge Kleid und beneidete Rachel um ihr bauschiges Kostüm, das längst nicht so gewagt war wie meins. Mein Busen quoll förmlich heraus, und die stark taillierte Etuiform des Kleides ließ meine Hüften aussehen, als hätte ich welche. Als ich fertig war und den Vorhang aufzog, pfiff Kate anerkennend durch die Zähne.
»Du heißes Luder«, sagte sie. »Lass uns die Kostüme tauschen. «
Mein sexy Krankenschwestern-Outfit ließ meinen Busen vielleicht eine Cup-Nummer größer wirken, aber Kate sah in ihrem Teufelskostüm aus wie ein Pornostar. Da konnte ich unmöglich mithalten. »Nein
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