Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
danke. Behalt deins lieber.«
»Aber du weißt, dass ich Recht habe«, sagte sie verschlagen. »Er wird heut Abend weder Augen noch Hände von dir lassen können.«
Vergeblich versuchte ich ein aufkommendes Lächeln zu verbergen. Vielleicht war das ja genau das, was ich wollte. Ich stellte mich vor den Spiegel und betrachtete mich aus verschiedenen Blickwinkeln. Ich sah tatsächlich nicht schlecht aus. Mit ein bisschen Glück würde jemand anders das auch bemerken.
Wie fast an jedem Wochenende trainierten Will und ich auch an diesem Samstag wieder in unserem verlassenen Lagerhaus. Als ein Pfeiler umstürzte und meine Hand zertrümmerte, mussten wir eine Pause machen, bis meine Knochen wieder verheilt waren. Ich sah, wie meine Haut wieder zusammenwuchs und die Knochen sich zurechtschoben, aber das war nicht einmal das Seltsamste, denn meine gebrochene Hand bereitete mir kaum Schmerzen. Sicher, in den ersten Sekunden hatte es ganz schön gezogen, aber der Schmerz war schnell abgeklungen, und dann saß ich da und schaute zu, wie sich meine Knochen wieder zusammenruckelten. Mir wurde bei dem Anblick sogar kaum noch übel. Ich wusste nicht, was merkwürdiger war – dass meine gebrochenen Knochen innerhalb von Minuten verheilten oder dass ich das Ganze nicht ekelig fand.
»Mittlerweile müsstest du dich daran gewöhnt haben«, sagte Will.
Ich schaute auf und sah, wie er mich beobachtete, während seine eigenen Schürfwunden von seiner Haut verschwanden. »Ich hab nie bemerkt, dass mein Körper so schnell heilt«, sagte ich. »Es ist komisch, dass es nicht wehtut. In der vierten Klasse ist Kate vom Klettergerüst gefallen und hat sich den Arm gebrochen. Sie hat so geweint. Ich breche mir die Knochen, und es kribbelt nur ein paar Sekunden lang. Das fällt mir jetzt erst auf… als kleines Mädchen hab ich mir eigentlich nie richtig wehgetan.«
»Du hast dir bestimmt wehgetan«, sagte er. »Du hast deine Wunden bloß nie beachtet, weil sie sofort wieder verheilt waren.«
Ich seufzte und lächelte versonnen. »Meine Mom dachte immer, ich hätte einfach nur Glück gehabt.«
»Kein normales Kind hat so viel Glück.« Er ging neben mir in die Hocke, um meine Hand zu inspizieren. »Fast wieder wie neu.«
»Tut es bei dir weh?«, fragte ich ihn.
»Was soll mir wehtun?«
»Wenn du dir was brichst«, sagte ich und zog die Hand zurück.
»Ja, immer.« Seine unwiderstehlichen grünen Augen fixierten mich noch einmal prüfend, bevor er sich erhob.
»Glaubst du, der Enshi könnte einer der Gefallenen sein?«, fragte ich und stand ebenfalls auf.
»Ich hoffe nicht.«
»Hast du jemals einen von ihnen zu Gesicht gekriegt?«
»Nein«, erwiderte er ernst. »Und ich kann gut und gerne darauf verzichten. Sie sind die Inkarnation von allem Schrecklichen auf dieser Welt«, erklärte er. »Der Inbegriff von Hass, Krankheit, Gier … von allem Bösen, das du dir vorstellen kannst.«
»Wenn sie so mächtig sind, warum kommen sie dann nicht und erledigen ihre schmutzige Arbeit selbst? Warum brauchen sie dämonische Reaper?«
»Engel und Gefallene können in ihrer leibhaftigen Form nicht voll und ganz in die sterbliche Sphäre vordringen. Sie können umherschweifen und Ereignisse beeinflussen, aber sie können nicht physisch einschreiten. Sie müssten ein unglaubliches Ausmaß an Energie und Kraft aufbringen, um hier länger zu überleben. Eine starke magische Reliquie kann hilfreich sein, aber die sind unsagbar schwer zu finden.«
»Was ist eine Reliquie?«
»Reliquien sind machtvolle Objekte mit einer Verbindung zu den Göttlichen oder den Verdammten«, erklärte er. »Meist sind sie mit Engelsmagie, einem henochischen Zauber oder Bann gesegnet oder verflucht. Ihre Wirkung kann von einem Zauber zum anderen variieren, und einige haben die Fähigkeit, einem Engel oder einem Gefallenen in der sterblichen Welt eine körperliche Form zu verleihen. Aus eigener Kraft können sie sich höchstens kurz zeigen, vielleicht eine Nachricht überbringen, bevor sie in ihr eigenes Reich zurückhuschen. Wenn du einem der Gefallenen in seiner körperlichen Form begegnest, dann möge Gott uns allen gnädig sein. Ich habe keine Ahnung, was dann geschehen würde.«
»Ich werd’s mir merken und ihnen aus dem Weg gehen«, sagte ich und lachte nervös. »Du kommst doch mit auf Josies Party, oder?«
Er seufzte. Laut. »Du willst doch wohl nicht wirklich da hingehen?«
»Ich will das auf keinen Fall verpassen, und wenn eine ganze Horde von
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