Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
wurden, und einer weißen gepuderten Perücke – hatte Josie uns entdeckt und fiel uns zur Begrüßung um den Hals. »Ich freu mich so, dass ihr gekommen seid!«, übertönte sie die laute Musik in ihrer oberflächlichen, unbekümmerten Art.
»Coole Party, wie immer!«, versicherte ihr Kate lächelnd.
Ich nickte. »Ja! Der DJ ist unglaublich.«
»Danke!«, sagte sie, indem sie ihr Kleid glatt strich und ihren hübschen Fächer zum Einsatz brachte. »Er arbeitet für MTV!«
Das überraschte mich nicht. Sie tanzte kurz mit uns zu der ohrenbetäubenden Musik, die das Mauerwerk der Villa erzittern ließ, bevor sie wieder davonflatterte.
DREIUNDZWANZIG
I ch versuchte alle Zweifel und negativen Gedanken abzuschütteln und den Abend zu genießen und hörte erst auf zu tanzen, als ein Junge zu mir und Kate geschlendert kam. Er trug eine weiße Maske, die sein halbes Gesicht verbarg wie beim Phantom der Oper. Die sichtbare Gesichtshälfte war atemberaubend. Noch nie hatte ich einen so wunderschönen Jungen gesehen. Sein blassgoldenes Haar war ordentlich zurückgekämmt bis auf ein, zwei widerspenstige Haarsträhnen, die ihm in die Stirn hingen. Unter seinem Umhang trug er einen tadellosen Smoking, dessen exquisite Stoffqualität mich vermuten ließ, dass wir unsere Kostüme nicht im selben Laden gekauft hatten.
Natürlich würde er mit Kate tanzen wollen. Ich wollte mich schon zurückziehen, doch sein leichtes Kopfnicken ließ mich zögern. Er beugte sich zu Kate herab, die sichtlich aufgeregt war und sehr ernüchtert wirkte, als er sie fragte: »Darf ich deine Tanzpartnerin entführen?«
Sie trat zur Seite, und der Junge nahm meine Hand, um mich augenblicklich an sich zu ziehen. Seine Gegenwart nahm mich gefangen, war elektrisierend und einladend zugleich. Er wirbelte mich in einer Art Walzer durch den Saal, der nicht wirklich zur Musik passte, aber irgendwie gelang es ihm, uns im Rhythmus zu halten. Ehe ich mich versah, wurden Musik und Gedränge zu einem dumpfen Rauschen, bis ich gar nichts mehr hörte. Ich sah nichts anderes mehr als seine haselnussbraunen Augen, die so feurig schillerten, wie ich es noch bei keinem Menschen gesehen hatte. Sein Tanz war wie Wasser, kraftvoll und unerbittlich, dennoch flüssig und sanft wie ein Fluss, der seinem vorbestimmten Lauf folgt. In einer Mischung aus Schock und Seligkeit ließ ich mich von ihm durch die Menge führen, ohne etwas anderes wahrzunehmen als sein Gesicht. Am liebsten hätte ich ihm die Maske abgenommen, um die Schönheit darunter zu enthüllen. Wir tanzten bis zum Ende des Stücks, und immer noch hielt er mich in den Armen und lächelte zauberhaft zu mir herab.
»Komm mit mir«, bat er und nahm meine Hand.
Ich nickte wie eine Marionette und ließ mich von ihm durch den Saal führen bis zu dem Bogengang, durch den wir hereingekommen waren. Das schmerzliche Gefühl nach Wills Verschwinden löste sich in Luft auf, während der rätselhafte Junge mich von der Tanzfläche führte. Ich folgte ihm nur allzu gern, sehnte mich nach dem Gefühl, etwas wert zu sein. Einen Augenblick lang wünschte ich mir, Will hätte mich mit dem Jungen weggehen sehen. Vielleicht würde ein Funken Eifersucht ihn ja anstacheln, endlich den ersten Schritt zu tun.
An der gegenüberliegenden Wand blieb der Phantom-Junge plötzlich stehen. Er wickelte sich eine meiner Locken um den Finger, während er mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Belustigung mein Gesicht studierte.
»Du bist ein wunderschönes Mädchen«, sagte er, und seine Stimme klang ein wenig überrascht. Sein Gesicht war mir so nah, dass ich ihn trotz der lauten Musik gut hören konnte.
»Ich mag deine Maske«, plapperte ich drauflos und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Ich mag deine Maske?
Er lachte, und seine Stimme war wie Samt. »Freut mich, dass sie dir gefällt. Wie heißt du?«
»Ellie«, hauchte ich entrückt und musste mich gegen die Wand lehnen, um mich aufrecht zu halten.
»Ich bin Cadan«, erwiderte er.
»Was für ein außergewöhnlicher Name«, sagte ich versonnen.
»Es ist ein sehr, sehr alter Name.« Seine Finger strichen über meinen Schlüsselbeinknochen. Ich erschauerte.
»Bist du ein Freund von Josie?«, fragte ich und versuchte, mich trotz seiner Berührungen zu konzentrieren. Er machte es mir fast unmöglich.
»Nein«, sagte er und löste den Blick von meinem Schlüsselbein. Seine feurigen Opalaugen hielten meine gefangen.
Als ich in sie hineinschaute, hätte ich schwören
Weitere Kostenlose Bücher