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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Roten, sondern auch seinesgleichen zu schaden. Durch die Verunreinigung des Sacramento River wurden Hunderte Hektar Farmland unfruchtbar gemacht. Die Lachse, vom Meer kommend, gingen in den schmutzigen Fluten zugrunde und erreichten nicht mehr die noch klaren Nebenflüsse und Bergbäche im Indianerland.
    Was entsprach da den Absichten des Schöpfers? Vor allem, wer entsprach ihnen mehr? Die Weißen, die wertvolles Land zerpflügten, um Straßen und wiederum Straßen zu bauen, die sich sinnlos vermehrten, ohne die Gesetze der Natur zu beobachten, die saftiges Weideland von ihren zu großen Herden niedertrampeln und zerstören ließen. Oder die Indianer, die ihre Zahl bewußt immer klein gehalten hatten, die die Natur schonten und Vorräte immer nur für einen Winter anlegten?
    Wenn die Weißen die Absichten Gottes weiter so auslegten, war das Ende ihrer Tage vorhersehbar. Vernunft war vonnöten, aber woher sollte die Vernunft kommen, wenn der Sinn aller nur nach Geld stand?
    »Na, Professor?«
    Waterman zuckte zusammen. Er wäre in Gedanken fast am Büro des Sheriffs vorbeigerannt.
    »Irgendeine Nachricht?« fragte Webber.
    »Nur, daß man auf Nachricht wartet und daß ich diese Nachricht bekommen werde.«
    »Ich würde Ihnen den Indianer gern übergeben«, meinte Webber, »aber ich brauche Unterlagen, anders geht es nun mal nicht.«
    »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, Sheriff. Was tun unsere zwei?«
    »Die reden ihr Kauderwelsch miteinander. Kein einziges Wort versteh’ ich davon. Manchmal denk’ ich, die verstehen sich selber nicht. Aber dann finden sie wieder einen Brocken und quasseln weiter.«
    Waterman setzte sich zu den zweien in die Zelle und bedeutete ihnen, daß sie nur weitermachen sollten. Er hatte einen Notizblock in der Hand und machte sich fortwährend Notizen. Er merkte eines: Der neue Mann war wesentlich intelligenter als der armselig geschniegelte Batwi.
    Er nickte ihm zu, und der andere nahm seinen Blick auf und erwiderte ihn. Wenn alles klappt, dachte Waterman, kommst du mit nach Frisco. Die Augen werden dir übergehen. Nicht in deinen kühnsten Träumen hast du dir vorstellen können, was du sehen wirst. In deinen Träumen nicht...
    Da zuckte Waterman zusammen. Der wilde Mann konnte doch unmöglich in dieser Schlachterschürze mit ihm nach San Francisco fahren. Er sprang auf und lief zu Webber.
    »Ist was?« fragte der schläfrig. Es war ein heißer Tag.
    »Ich muß ihm einiges zum Anziehen kaufen.«
    Webber schüttelte den Kopf. »Ich hab’ schon ein paar Sachen für ihn. Getragen, aber sauber. Eine Witwe hat sie mir gebracht, von ihrem verstorbenen Mann. Ich schätze, sie müßten ihm passen. Sie wollte ein gutes Werk tun, sie hat sein Bild in der Zeitung gesehen. Sie meinte, ihr Mann habe die gleiche Statur gehabt.«
    Am nächsten Tag, es war der 4. September und ein Feiertag, der Labour Day, probierte der Indianer zum erstenmal in seinem Leben die Kleider der Weißen. Sein Gesichtsausdruck verriet, daß er sich darin nicht wohl fühlte. Die Schuhe zog er sofort wieder aus. Immer wieder hob er die Arme und ließ sie fallen, offensichtlich in der Hoffnung, daß Hemd und Jacke ihn dann weniger stören würden.

Teil 2

DAS FEUER IM SCHÄCHTELCHEN

    Endlich kam das Telegramm. Das Bureau of Indian Affairs in Washington hatte entschieden, daß der Aufgefundene zunächst nach San Francisco gebracht werden durfte.
    Webber saß an seinem Schreibtisch und mühte sich ab, etwas Ähnliches wie einen Entlassungsschein auszustellen. Drei-, viermal hatte er schon ein Blatt zerknüllt und fluchend in den Papierkorb geworfen. Jetzt brütete er erneut über einem leeren weißen Blatt.
    Waterman wurde allmählich ungeduldig und schlug ihm eine Formulierung vor:
    Der sich in Begleitung des Professors Waterman befindliche und bei Oroville aufgefundene namenlose Indianer ist laut Verfügung des Bureau of Indian Affairs in Washington DC dem University Museum of Anthropology in San Francisco zugeteilt.
    Oroville, den 4. September 1911 J. B. Webber
    Sheriff

    »Ich glaube, das reicht«, sagte Webber, als er dem Professor die Urkunde übergab. »Damit kommen Sie unbehelligt mit Ihrem Indianer nach Frisco.«
    Aber das war nicht alles. Webber ließ es sich nicht nehmen, Waterman, Batwi und den Indianer zum Bahnhof zu begleiten. Der Wilde war in der kurzen Zeit seiner Gefangenschaft eine lokale Berühmtheit geworden. Jetzt standen die Leute in den Haustoren, weniger Aufdringliche schoben ihre Vorhänge hinter

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