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Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maiwald Stefan
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doch er schrieb das Rezept aus einer französischen Vorlage ab, und mit den »Macronen« waren nicht Makkaroni gemeint, sondern viereckige oder rautenförmige Stücke aus Nudelteig, nicht ganz weit von der Lasagne entfernt. 1712 erscheinen Fadennudeln im »Nürnberger Kochbuch«, allerdings nur als Zugabe zur Suppe, 1715 endlich erreichen sie in Herrn von Hohbergs Georgica curiosa aucta den Rang einer eigenständigen Mahlzeit. Fadennudeln heißen oft Fidelini, und die Façonnudeln, hübsch geformte Exemplare wie die heutigen Farfalle, schaffen es unter dem französischen König Ludwig XV. im Jahr 1762 sogar zur offiziellen königlichenKarfreitagsspeise.
    Immerhin gibt es auch eine eingeborene deutsche
Nudel, die zuerst 1564 in der Steiermark nachgewiesen wird und fortan entweder Dampfnudel, Schmornudel oder Schmalznudel heißt. Sie besteht aber nicht aus Hartweizengrieß, sondern aus fettem, ordentlich gebuttertem Backwerk, ist also eine ziemlich derbe, fette Mahlzeit, die besonders auf Jahr- oder Fressmärkten feilgeboten wird. 1732 erscheinen die heute bekannten Nudeln auch im »Brandenburgischen Kochbuch«. Etwa zur gleichen Zeit verbot Preußen alle Nudeleinfuhr, um seinen neuerrichteten Fadennudeln-Manufakturen in Berlin und Magdeburg auf die Beine zu helfen. Unterdessen entstanden in Wien und Prag die ersten Makkaroni-Fabriken. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) setzten sich die Nudeln in ganz Deutschland durch.
    Das Wiener »Appetit-Lexikon« aus dem Jahr 1894 definiert Nudeln folgendermaßen: »Mehlspeispräserven, die aus Weizenmehl oder Griesse einfach mit kochendem Wasser oder mit Ei gefertigt werden, zerfallen ihrem Ursprung nach genau wie die dummen Streiche in fertig gekaufte und in selbstgemachte, nach ihrer Gestalt aber in drahtförmige Fadennudeln, in riemenförmige Bandnudeln, in schilfrohrstarke Rohrnudeln (Makkaroni), in knopfförmige Körnernudeln und in ein Gemisch von kleinen Sternen, Rädern, Ringen, Herzen, Kreuzen und anderen Figuren, das im Französischen unter dem Namen Semoules , im Deutschen unter dem Namen Façon - oder Figurennudeln zusammengefaßt sind. All diese Sorten liefern in Milch wie in Fleischbrühe anerkennenswerte Suppen, die Mund und Magen in angenehmer Weise auf die kommenden Dinge vorbereiten.«
    Neben der Kartoffel drängte also die Pasta immer mehr in die deutschen Kochtöpfe. In Süddeutschland entwickelten sich Knödel, Spätzle und Teigtaschen als deutsche Variante der Tortellini. In der Weimarer Republik standen Nudeln, zumeist Spaghetti und Makkaroni, auf den Speisekarten aller innerstädtischen Restaurants. Adolf Hitler speiste gern in der »Osteria Italiana« in der Münchner Maxvorstadt. Ja, selbst er hatte seinen Lieblingsitaliener. Als Vegetarier war er in der italienischen Küche auch perfekt aufgehoben, denn die Stärke der Nudel liegt bis heute in ihrer Variabilität: Sie eignet sich einerseits perfekt als Arme-Leute-Gericht (für fünf Euro bekommen Sie eine sechsköpfige Familie satt), andererseits auch als Gourmetspeise (man kann sie mit allerlei teuren, raffinierten oder exotischen Leckereien kombinieren). Man kann sie vegetarisch, mit Fisch, mit Fleisch oder einfach pur, mit etwas Butter, Olivenöl oder Knoblauch genießen. Hitlers Lieblingsspeise waren Penne mit Tomaten, anschließend Forelle in Buttersauce. Als ein belgischer TV-Koch genau diese Speisefolge nachkochen wollte, gab es Ärger, doch der flämische Sender VRT strahlte im Jahr 2008 dennoch die Sendung aus. Das Gericht selbst hätte man ja noch akzeptieren können. Doch dass Küchenchef Jeroen Meus die Forelle ausgerechnet auf dem Obersalzberg briet, war nun wirklich etwas geschmacklos.
    In den Sechzigern, dem Regiment der Generation Rimini, verdrängten Spaghetti beinahe die Kartoffel aus deutschen Küchen, denn noch einen enormen Vorteil genießt die Nudel: Ihre Zubereitung ist ein Kinderspiel, sie müssen vor ihrer Weiterverarbeitung nicht erst gewaschen
und geschält werden. Außerdem sind Nudeln aufgeladen mit einer Südsehnsucht, gegen die keine noch so wohlschmeckend festkochende Kartoffel anstinken kann, was selbst ein Bratkartoffelfanatiker wie ich zugeben muss.

Das große Spaghetti-Rätsel
    S paghetti stehen im Mittelpunkt eines nahezu unlösbaren mathematisch-physikalischen Problems. Die Aufgabenstellung lässt sich ganz einfach in der Küche simulieren: Man nehme eine Nudel (Spaghetti eignen sich perfekt) und halte sie an zwei Enden. Man breche sie durch, in zwei

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