Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maiwald Stefan
Vom Netzwerk:
eigentlich nicht dick?
    P asta und Wein geben eine Menge Punkte bei den Weight Watchers und scheinen doch der wichtigste Bestandteil italienischer Küche zu sein – von ofenwarmem Brot, Pizza und Tiramisu gar nicht zu reden. Dazu kommt, dass Italiener all jenes falsch machen, was uns unsere Mütter eingetrichtert haben: Statt wie ein Kaiser zu frühstücken und wie ein Bettler zu Abend zu essen, lassen Italiener das Frühstück meistens ganz aus, um sich bis tief in die Nacht die Bäuche vollzuschlagen. Da muss die banale Frage erlaubt sein: Warum sind Italiener eigentlich nicht übergewichtig, gehören gar mit einer Dickenrate von nur 9 Prozent zum schlanksten Volk Europas und haben obendrauf eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt? Gehen wir der Sache auf den Grund.
    Fangen wir am Anfang an, nämlich am Morgen: Für die Behauptung, Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit des Tages, gibt es keinen wissenschaftlich überzeugenden
Beleg. Die einzige Untersuchung dazu stammt aus den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts und wurde von einem US-amerikanischen Frühstücksflockenhersteller finanziert.
    Auch ist bis heute nicht sicher, ob es wirklich schädlich ist, spätabends zu essen. Jedenfalls stimmt es nicht, dass der Körper nachts untätig herumliegt und Fett ansetzt. Zwar ist der Stoffwechsel im Schlaf eingeschränkt, aber offenbar nicht in einem fettansetzenden Maß. Auch hier gilt: Für die oft geäußerte Oma-Weisheit, man möge nach 18 Uhr nichts essen, die auch Ernährungswissenschaftler gern weitergeben, fehlt es an solidem wissenschaftlichen Mauerwerk. Und Italiener, Franzosen und Spanier sind bekanntlich genussfreudig bis spät in die Nacht. Versuchen Sie mal, in Spanien vor 22 Uhr zu essen.
    Dazu kommt die geradezu magische Fähigkeit, Maß zu halten. Für viele Italiener ist nach einem Glas Wein Schluss – Deutsche sind da gerade erst beim Aufwärmen. Ein junger Apulier erzählte mir von seinem Großvater, der sein ganzes Leben lang keinen Schluck Wasser getrunken hat (seine Erklärung: »Wasser unterspült Brücken«), sondern nur Wein. Wer sich jetzt einen Schwerstalkoholiker vorstellt, liegt falsch: Zum Mittagessen ein Glas, zum Abendessen ein Glas, das war’s.
    Unglaublich, aber wahr: Italiener haben kein Wort für »Kater« – wobei die Anmerkung gestattet sein muss, dass das, was die Italiener am Morgen nach dem Oktoberfestbesuch spüren, unserem Kater ziemlich ähnlich sein dürfte, auch wenn sie es nicht in Worte kleiden können.
    Und ein apulischer Hotelier, von dem noch die Rede sein wird, erzählte mir die Geschichte von den Hochzeitsvorbereitungen in seinem Haus. Er hat ein sehr schönes Hotel, das oft und gern für Hochzeiten hergenommen wird. Gäste aus ganz Apulien, ganz Italien und sogar ganz Europa heiraten dort. »Wenn die Italiener zur Vorbesprechung kommen, geht es drei Stunden lang nur ums Essen«, sagt er. »Wenn Deutsche und Engländer kommen, geht es drei Stunden lang nur ums Trinken.«
    Italiener also werden mit 80,5 Jahren älter als die Deutschen (80,1 Jahre), trotz erheblich schlechterer medizinischer Versorgung vor allem in den ländlichen Regionen des Südens und auf den vielen Inseln, wo kompetente Ersthilfe bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen oft unmöglich ist. Liegt die hohe Lebenserwartung vielleicht am »French Paradox«? Dieses berühmt gewordene Wort geht auf einen Bericht der US-Fernsehsendung Sixty Minutes aus dem Jahr 1991 zurück. Das durchaus seriöse Reportagemagazin erklärte, dass mediterrane Diät und Rotwein lebensverlängernd wirken würden. Warum? Weil die Franzosen, wie die Italiener, alles falsch machen, was man beim Essen und Trinken falsch machen kann, und dennoch erheblich seltener an typischen Zivilisationskrankheiten sterben. Der Bericht schlug Wellen, der Rotweinkonsum in den USA stieg fast schlagartig um 44 Prozent und legte auch ein wenig den Grundstein für das Weinwunder der Neuen Welt. Rotweinproduzenten bemühten sich gar darum, ihre Erzeugnisse als »gesundheitsfördernd« vermarkten zu dürfen. Möglicherweise ist der geheimnisvolle Stoff im Wein Resvervatrol, ein
chemischer Abwehrstoff, der besonders in roten (aber auch in weißen) Weintrauben vorkommt und Krebszellen zerstören kann, indem es ein bestimmtes Protein in den Zellkernen hemmt. Damit nicht genug: In einer Tierversuchsstudie bekamen Mäuse eine besonders fettreiche Diät. Die gleichzeitige Gabe von Resvervatrol verringerte dabei deutlich die Gewichtszunahme. Auch

Weitere Kostenlose Bücher