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Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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sagte genau das, was alle Bauern in solchen Fällen sagen. »Können sie gar nicht. Dies ist seit dreißig Jahren mein Kälberstall, und nie hat den Tieren etwas gefehlt. Außerdem gibt’s hier keine Farbe.«
    »Und was ist das?« Ich zog ein loses Brett aus der dunkelsten Ecke.
    »Ach, damit habe ich letzte Woche ein Loch zugenagelt. Stammt von einem alten Hühnerstall.«
    Ich blickte auf die zwanzig Jahre alte Farbe, die von dem Holz abblätterte. Kälber finden sie unwiderstehlich. »Das hier ist die Ursache des Übels«, erklärte ich. »Schauen Sie, man kann die Spuren der Zähne erkennen.«
    Phin untersuchte das Brett eingehend und ließ ein skeptisches Grunzen hören. »Gut, und was machen wir jetzt?«
    »Vor allen Dingen muss dieses angestrichene Brett weg, und dann geben wir allen Kälbern Epsomsalz. Haben Sie welches da?«
    Phin lachte rau auf. »Natürlich, ich hab einen ganzen Sack voll, aber gibt’s denn nichts Besseres dagegen? Wollen Sie ihnen nicht ‘ne Spritze verpassen?«
    Es war etwas peinlich. Die spezifischen Gegenmittel bei Metallvergiftungen hatte man damals noch nicht entdeckt, und das Einzige, was manchmal half, war Magnesiumsulfat, das die Fällung von unlöslichem Bleisulfat bewirkt. In der Umgangssprache ist Magnesiumsulfat unter dem Namen Epsomsalz bekannt.
    »Nein«, sagte ich. »Gegen Bleivergiftung gibt es keine Injektion, und ich bin nicht einmal sicher, ob das Salz hilft. Aber ich möchte trotzdem, dass Sie den Kälbern dreimal täglich zwei gehäufte Esslöffel voll geben.«
    »Meine Güte, da gehen die armen Viecher ja drauf!«
    »Möglich. Aber man kann nichts anderes dagegen tun«, erwiderte ich. Phin machte einen Schritt auf mich zu, sodass sein dunkelhäutiges, runzeliges Gesicht dicht vor mir war. Die listigen braunen Augen sahen mich ein paar Sekunden unverwandt an.
    »Gut«, sagte er. »Kommen Sie rein und trinken Sie was.«
    Er stapfte vor mir her in die Küche, warf den Kopf in den Nacken und brüllte, dass die Fenster klirrten: »Mutter! Dieser Bursche möchte ein Glas Bier. Komm her und sag guten Tag!«
    Mrs. Calvert erschien unglaublich schnell mit Gläsern und Flaschen.
    Ich blickte auf das Etikett – Smith’s Nutty Brown Ale – und füllte mein Glas. Es war das erste von ungezählten Bieren, die ich im Lauf der Jahre an diesem Tisch trinken sollte.
    Mrs. Calvert setzte sich für einen Augenblick, faltete die Hände im Schoß und lächelte mich an. »Können Sie irgendwas für die Kälber tun?«, fragte sie.
    Phin ließ mich überhaupt nicht zu Wort kommen. »Und ob er was tun kann. Er hat ihnen Epsomsalz verschrieben.«
    »Epsomsalz?«
    »So ist es, Missis. Ich hab ihm gesagt, wir wollten was richtig Modernes und Wissenschaftliches. Geht doch nichts über neue Erkenntnisse.« Phin schlürfte feierlich sein Bier.
    In den folgenden Tagen ging es den Kälbern allmählich besser, und nach zwei Wochen fraßen sie alle wieder normal. Nur eines schien noch ein wenig sehbehindert zu sein, aber ich war sicher, auch das würde sich geben.
    Es dauerte nicht lange, bis ich Phin wieder sah. Eines Nachmittags war ich mit Siegfried im Büro, als die Haustür ins Schloss knallte und schwere Nagelschuhe den Korridor entlang stapften. Eine Stimme sang vor sich hin – heidideldei-rumtatum –, und Phineas trat ein.
    »Sieh an, sieh an!«, brüllte er vergnügt, als er Miss Harbottle sah. »Da ist sie ja, die Süße! Und was macht mein kleiner Liebling an diesem schönen Tag?«
    Miss Harbottle verzog keine Miene. Sie bedachte den Eindringling mit einem eisigen Blick, aber Phin wandte sich Siegfried zu und entblößte grinsend eine Reihe gelber Zähne. »Na, Chef, wie stehen die Aktien?«
    »Alles bestens, Mr. Calvert«, antwortete Siegfried. »Was können wir für Sie tun?«
    Phin zeigte mit dem Finger auf mich. »Der da ist mein Mann. Ich möchte, dass er sofort zu mir kommt.«
    »Was ist los?«, fragte ich. »Sind es wieder die Kälber?«
    »Verdammt, nein. Ich wollte, sie wären es. Diesmal ist es mein guter Bulle. Keucht wie ein Blasebalg – so ähnlich wie bei Lungenentzündung, aber noch schlimmer. Er ist in einem grässlichen Zustand. Sieht aus, als wollte er abkratzen.«
    Ich hatte von diesem Bullen schon gehört. Beste Rasse, mehrmals preisgekrönt, der Stammvater seiner Herde. »Ich komme gleich, Mr. Calvert.«
    »Guter Junge. Ich fahre schon vor.« An der Tür blieb Phin stehen, und sein wettergegerbtes Gesicht verzerrte sich zu einem Grinsen. »Bye-bye, meine

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