Meine Tochter Amy (German Edition)
Paparazzi-Fotos sichtlich betrunken. Später hörte ich, sie hätten sich auch geküsst. Was dachte sie sich dabei? Ich hoffte und betete, sie würde es sich zweimal überlegen, noch ein Techtelmechtel mit einem Junkie anzufangen. Gerade noch schien sie ihr Leben in den Griff zu kriegen. Ich begriff nicht, wie sich so schnell alles ändern konnte.
Tags darauf stellte ich Amy zur Rede und machte ihr deutlich, was ich davon hielt. „Was fällt dir ein, mit Doherty rumzumachen? Dass du dich von dem einen Junkie scheiden lässt, heißt nicht, dass du dir gleich einen neuen suchen musst.“
Sie lachte herablassend. „Blake und ich lassen uns nicht scheiden, Papa. Ich liebe ihn.“
Die Presse hatte in den letzten paar Monaten viel über Blake berichtet. Im Februar hatte er Amy geschrieben und sich von Georgette und ihren Äußerungen in der News of the World distanziert. Ich zeigte den Brief Journalisten und sagte ihnen, was ich von Blake und seiner Familie hielt. Als Antwort erhielt ich einen bösartigen, beleidigenden Drohbrief von Georgette. Dann führte sie den Rachefeldzug in den Medien weiter. Zuletzt hatte Georgette am 11. Mai in der News of the World behauptet, Blake müsse „Amy verlassen, weil sie ihn sonst zerstören wird“. Blake wolle die Scheidung und lediglich drei Millionen Abfindung.
Aber Amy nahm sich das nicht zu Herzen. Trotz ihrem Getue mit Doherty behauptete sie steif und fest, sie liebe Blake. Verwirrenderweise erwähnte sie außerdem, dass sie sich immer noch mit Alex Haines treffe. Ich fragte sie, wie das mit ihrer Liebe zu Blake zusammengehe. Sie meinte, das verstünde ich nicht.
Da hatte sie recht. Vielleicht steckte sie auch nur den Kopf in den Sand, denn eine Woche später hörte ich, Blake habe die Scheidung eingereicht und wolle kein Geld von Amy.
Ich machte mir jedenfalls wirklich Sorgen um sie. Die Krankenschwester sagte, Amy komme gut mit dem Subutex zurecht, aber sie aß kaum, war schrecklich mager und brauchte mehr denn je ihre Kraft, um gesund zu werden. Ich hatte ihr regelmäßig ihr Lieblingsessen aus dem Deli ins Haus gebracht, in der Hoffnung, dass sie wenigstens ein bisschen darin herumstochert. Aber jetzt war sie mit Doherty in Wiltshire und nicht zu erreichen. Die Scheidungsgeschichte konnte der Beginn eines neues Absturzes sein und sie wieder in die Sucht treiben.
48 Stunden hatte ich nichts von ihr gehört, telefonierte in Panik herum und erfuhr schließlich, sie sei okay und komme am Abend nach London zurück. Als ich am nächsten Tag mit ihr sprach, ging es ihr relativ gut. Allerdings war sie schockiert wegen der Scheidung, und ich musste ihr am Telefon lange gut zureden. Sie hatte 36 Stunden nicht geschlafen und die ganze Zeit getrunken, versicherte mir aber, keine Drogen genommen zu haben. Als ich das hörte, war es, als hätten wir eine weitere Hürde überwunden. Bis sie hinzufügte: „Morgen haben Blake und ich Jahrestag. Willst du mir gratulieren, Papa?“
Mir blieben die Worte im Hals stecken.
Ich war froh, dass Blake aus unserem Leben verschwinden würde. Gleichzeitig war ich aber besorgt, wie sich das auf Amy auswirken würde. Sie war von ihm besessen, seit sie ihn das erste Mal getroffen hatte, weiß Gott, wieso, und kam nicht von ihm weg. Er war wie eine Droge. Sosehr ich mir wünschte, ihn und seine Familie loszuwerden, war mir doch bewusst, wie schwer das für Amy war. Tags darauf besuchte ich Blake in Pentonville, um über die Scheidung zu sprechen. Er war offenbar drogenfrei und schwor, er wolle Amy helfen, ebenfalls clean zu werden – ich glaubte davon kein Wort. Kurz darauf erfuhr ich, dass Amy sich mit Christian – noch so einem Freund von ihr – getroffen und Blake davon erzählt hatte. Sie hielt sich strikt an ihre Drogensubstitution, aber andere Bereiche ihres Lebens, vor allem ihre Ehe, waren in der Auflösung begriffen. Und es war nicht abzusehen, wie sich das auf ihre Genesungsversuche auswirken würde.
Am 22. Mai wurde Amy als erster Künstler überhaupt zum zweiten Mal für den wichtigsten Ivor Novello Award (Bester Song in Sachen Musik und Text) nominiert. Sie erhielt den Preis für „Love Is A Losing Game“, meiner Ansicht nach eine bessere Wahl als „You Know I’m No Good“, aber die Veranstaltung wurde fast zum Desaster.
Als ich in ihrer Wohnung ankam, ging es Amy zwar gut, aber wie üblich war sie nicht fertig. Sie sagte, ich solle vorausfahren und sie werde uns in dem Hotel treffen, wo die Verleihung stattfand. Als Amys
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