Meine Tochter Amy (German Edition)
Allerdings war das nun mal nicht ihr Auftrag. Sie sollte den Text schreiben, Mark die Musik.
Mark hatte sich die Songs angehört und fand sie ungeeignet.
„Was soll’s“, meinte ich. „Ihr habt eine kleine Meinungsverschiedenheit. Fahr nach Henley und klär das mit Mark, bevor es zu spät ist.“
„Gut, ich fahre“, sagte sie.
Am nächsten Tag waren die Zeitungen voll mit Berichten über Amys Prügelei. Offenbar hatte es mehr als einen gewalttätigen Vorfall gegeben, außerdem sei Amy gegen einen Laternenmast gelaufen. So wie sie auf den Fotos aussah, musste sie tatsächlich gegen eine Straßenlaterne gelaufen sein – oder jemand hatte sie wirklich hart erwischt. In einer anderen Story stand, sie sei aus einem Club geflogen, weil sie dort Drogen konsumiert hatte. Ich nahm das erste Flugzeug nach Hause und ließ Jane auf Teneriffa zurück.
Als ich ankam, fuhr Amy mit Geoff durch die Gegend, verfolgt von Paparazzi. Sämtliche Zeitungen berichteten über Amys angebliche Trennung von Blake – ein Journalist von der Sun hatte mich ein paar Tage zuvor deswegen angerufen. Es gab eine neue Kautionsverhandlung, und Amy konnte nicht hingehen, weil sie wegen ihrer Schlägereien zur Polizei musste. Offenbar saß ein Mädchen in der Verhandlung und warf Blake Kusshände zu. Ich konnte mir vorstellen, dass sie für eine Zeitung arbeitete und die Sache inszeniert war, um die Trennungsgerüchte anzuheizen.
Zu ihrer Vernehmung wegen der tätlichen Angriffe kam Amy zwei Stunden zu spät im Polizeirevier Holborn an, was gar nicht gut ankam. Und zu allem Übel war sie nicht nüchtern. Die Polizei erklärte sie für nicht vernehmungsfähig und behielt sie über Nacht da. Das heißt: Sie kauften ihr Schokolade und Softdrinks und waren sehr nett zu ihr. Als sie schließlich in Anwesenheit ihres Anwalts befragt wurde, erklärte man ihr, wenn sie die tätlichen Angriffe zugebe, komme sie auf Kaution frei. Also tat sie das.
Wie üblich erfuhr ich das alles von Raye, und während er es mir erzählte, läutete mein anderes Telefon. Es war Phil Taylor von News of the World , der wissen wollte, was ich von Amys Affäre mit Rayes Assistenten Alex Haines hielt. Völlig von den Socken, fragte ich, woher er das habe. Er meinte, die Information stamme von Alex Haines selbst, der seine Geschichte verkaufen wolle.
Wochenlang hatte die Presse Quatschgeschichten von Leuten gedruckt, die Amy nicht mal kannten – Blödsinn wie den, sie habe Drogen für Blake ins Gefängnis geschmuggelt, und die komplett erfundene Story, ich hätte als Jugendlicher sieben Jahre im Knast gesessen.
Als ich meiner Tante Rene davon erzählte, schmunzelte sie: „Wenn du sieben Jahre lang weg gewesen wärst, hätte das irgendjemand von deiner Familie bemerkt.“
Dann fielen für die Zeitungen Weihnachten und Ostern auf einen Tag: Es gab Geschichten über ihre Verhaftung, Blakes Kautionsverhandlung, das Mädchen mit den Kusshänden, die Trennung von Blake und ihre Affäre mit Alex Haines, an der übrigens tatsächlich was dran war.
Ich war nicht sauer auf Alex Haines. Letzten Endes wäre er mir als Amys Freund viel lieber gewesen als Blake. Raye dagegen war natürlich empört, dass einer seiner Angestellten so etwas tat. Er kam aus L.A. zurück und feuerte Alex Haines. Als ich Amy darauf ansprach, war sie etwas beschämt, aber da ich nicht verärgert war, rückte sie mit der Sprache heraus: Es war nur eine flüchtige Affäre gewesen, sie hatte nichts mehr mit Alex.
Schlussendlich sagte Raye die Bond-Geschichte und alles, was für die nähere Zukunft geplant war, ab. Ich war einverstanden, und er überließ es mir, Amy davon zu unterrichten. Sie war sehr aufgebracht, aber das war ich auch.
„Du weißt, wer daran schuld ist, oder?“, sagte ich. „Du. Und ich sag dir noch was. Wenn du wieder arbeiten willst, musst du mit diesem Junkieleben aufhören.“
„Papa, kann ich mit Raye sprechen? Ich will dieses Bond-Ding wirklich machen.“
„Hör zu“, seufzte ich, „wenn du dich die nächsten Tage zusammenreißt, werden wir sehen.“ Ich überlegte, was in der nächsten Woche auf uns zukam. „Und noch was: Denk daran, dass du Ende der Woche zum Drogenberater der Polizei musst. Wenn du nicht hingehst, könntest du im Gefängnis landen.“
„Die Polizei will mich damit nur drangsalieren, Papa.“
„Unsinn“, sagte ich. „Fürsorglicher und hilfsbereiter hätten sie nicht sein können.“
Sie sagte, sie werde ihr Bestes geben, und ich versprach, ich
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