Meine Tochter Amy (German Edition)
Kategorie an der Reihe war, war sie noch nicht da. Letzten Endes ging ich auf die Bühne und nahm den Preis für sie entgegen. Ich kam nach Phil Collins dran – ein surreales Erlebnis, aber meine Rede kam gut an. Als ich an meinen Tisch zurückkehrte, war Amy da. Sie sah fabelhaft aus in ihrem tollen gelben Kleid mit roten Schuhen, ganz anders als ein paar Wochen zuvor in Henley, und das freute mich sehr. Was mir nicht so gefiel, war die herzförmige Haarnadel mit Blakes Namen.
Es war eine wundervolle Feier, ähnlich wie die Grammys. Der Preis bedeutete Amy ungeheuer viel, und an dem Abend sagte sie, dass sie am nächsten Tag mit Salaam Remi in ein Studio in Bath gehe. Leider kam es dazu nicht – den Grund kann man sich denken. Ich hatte es satt, mich für sie zu entschuldigen. Trotz der Absage schien sie wieder Interesse an ihrer Musik zu finden. Nachdem sie monatelang immer tiefer im Sumpf versunken war, schrieb sie nun wieder Songs. Es war eine Befreiung.
Die Woche darauf hatte sie einen Gig in Portugal. Am Tag vor dem geplanten Abflug besuchte ich sie und wünschte ihr viel Glück. Zu meinem Entsetzen war Geoff da. Amy meinte, er sei nur so vorbeigekommen und sie nach wie vor clean, und Geoff sagte, er wolle Amy keine Drogen verkaufen.
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Amy mit ihrem zweiten Ivor Novello Award für „Rehab“, 2007
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Amy mit Janis und mir bei den Ivor Novello Awards 2008. Sie holte sich ihren dritten – das heißt: Ich holte ihn, weil sie zu spät kam.
Ich aber raste vor Zorn, warf ihn raus und hatte einen Riesenstreit mit Amy. Ich begriff nicht, wie sie so dumm sein konnte, aber sie blieb dabei: Sie habe nichts genommen. Ich wünschte ihr für Portugal alles Gute, sie umarmte mich, und ich ging mit einem unglaublich mulmigen Gefühl. Wieder einmal standen wir am Rand des Abgrunds. Insgeheim wartete ich nur darauf, dass Amy hineinstürzte.
Amy flog nach Portugal. Sie kürzte sogar einen Besuch bei Blake ab, um den Flug nicht zu verpassen. Laut Raye gab sie ein fantastisches Konzert vor 90 000 Leuten. Das Publikum konnte offenbar gar nicht genug von ihr bekommen. Als ich später mit ihr sprach, war sie heiser vom Singen, aber begeistert, und sagte, sie wolle öfter auftreten – in meinen Augen ein Signal, dass sie auf dem Weg der Besserung war. Das machte mir Mut, ich rief Alex an und erzählte ihm davon, anschließend Jane: „Ich mache Feierabend, bin auf dem Heimweg. Lass uns essen gehen.“
Ein paar Tage danach begann Blakes Prozess im Snaresbrook County Court. Amy kam spät und ging etwas früher, aber sie hatte sich extra neu eingekleidet und sah sehr elegant aus. Spätabends rief sie mich an und erzählte mir, wie sehr sie Blake immer noch liebe. Da wusste sie noch nicht, dass unsere Anwälte ein Schreiben von seinen erhalten hatten, das seine Absicht, sich scheiden zu lassen, bekräftigte. Feige, wie er ist, hatte er Amy gegenüber nichts davon erwähnt, als sie ihn vor Portugal besuchte.
Am 6. Juni erfuhren wir, dass Blake, sollte er sich schuldig bekennen, möglicherweise nur noch acht Wochen in Haft bleiben müsse. Er kicherte, als er sich der schweren Körperverletzung und Justizbehinderung schuldig bekannte. Sein Mitangeklagter Michael Brown tat es ihm nach. Beide mussten bis zum Urteil in Haft bleiben. Ich verließ das Gerichtsgebäude mit einem sehr unguten Gefühl. Mir schwebte schon vor, wie Amy und Blake wieder in das schwarze Loch der Drogensucht stürzten, wenn er freikäme. Die einzige Lösung schien mir, Amy in den folgenden zwei Monaten komplett clean zu bekommen, aber angesichts der vielen Rückfälle und der Dealer, die ständig um sie herumschwirrten, schien das ausgeschlossen. Am Sonntag darauf musste ich vier Leute, die mir nicht gefielen, aus Amys Haus werfen.
Ich hatte mir etwas vorgemacht, als ich glaubte, wir hätten zwei Monate Zeit bis zum nächsten großen Problem. Am Montag, den 16. Juni hatte Amy erneut einen Anfall. Als ich am Prowse Place ankam, war gerade Dr. Romete bei ihr. Ich fragte sie, ob Drogen die Ursache seien; sie wollte das nicht ausschließen. Amy war nicht in der Lage, Fragen zu beantworten.
Man brachte sie in die London Clinic und führte eine Reihe von Untersuchungen durch. Es ließ sich jedoch nicht feststellen, ob sie Drogen genommen hatte. Ich vermutete es, fragte sie aber lieber nicht. Lügen hätte ich so wenig ertragen wie die Wahrheit.
Amy verbrachte eine ruhige Nacht und bekam am nächsten Morgen Subutex. Dr.
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