Meine Tochter Amy (German Edition)
Weihnachten herum frei. Dann wurde der 6. September 2009 als Entlassungstermin genannt.
Nichts davon ergab Sinn, und ich verließ das Gericht ohne eine Ahnung, wo wir standen. Es war alles sehr verwirrend, aber immerhin kam Blake nicht sofort auf freien Fuß. Ich wusste, es war in Amys Interesse, dass er hinter Gittern blieb, sorgte mich jedoch, wie sie darauf reagieren würde.
Ich fuhr direkt zum Prowse Place. Amy hatte bereits erfahren, dass Blake nicht rauskam. Anfangs nahm sie es relativ gelassen, nach fünf oder zehn Minuten stand sie jedoch auf und sagte: „Ich mag heute nicht.“ Dann ging sie nach oben in ihr Schlafzimmer und blieb dort. Nach einer Weile schlich ich rauf und lugte durch die Tür. Sie lag im Bett. Ich ging näher ran und stellte fest, dass sie Kopfhörer aufhatte und schlief. Ich zog die Vorhänge zu und ließ sie in Ruhe.
Die nächsten paar Tage waren hart für sie. Sie brach in Tränen aus, bejammerte den „armen Blake“, verpasste Arzttermine und trank viel. Ich fürchtete, dass Schlimmes bevorstand.
Fünf Tage nach Blakes Urteilsverkündung erhielt ich einen anonymen Brief, abgestempelt in Derby:
Lieber Mitch ,
kannst du bitte dich und deine verdorbene, kranke Tochter aus den Medien raushalten? Wir haben es alle so satt, über das Leben dieser widerlichen Frau zu lesen. Schlimmer noch, dass meine Kinder diesen Dreck in den Medien sehen müssen. Du musst ein echtes A******** sein, sie so zu erziehen, dass das dabei rauskommt. Tu uns einen Gefallen, lass Auschwitz wiedereröffnen und gib ein Wohltätigkeitskonzert für so viele Juden, wie du dort hineinbekommst. Wenn du beim Aufdrehen der Duschen Hilfe brauchst, lass es mich wissen. Hochachtungsvoll ,
ein angewiderter Engländer
Es war ekelhaft, so etwas zu lesen. Ich zeigte den Brief meinem Anwalt Brian Spiro, der schockiert war. Er reichte ihn seinem Kollegen Angus McBride weiter, der ihn der Polizei übergab. Man riet uns, abzuwarten und die Sache den Behörden zu überlassen.
Als ich Amy nachmittags anrief, schlief sie. Ich sprach mit ihrem neuen Assistenten Jevan Levy. Da ich mich wegen der Sache mit Blake um sie sorgte, bat ich ihn, ein Auge auf sie zu haben, und erklärte, ich käme später vorbei. Jevan hatte stündlich nach Amy gesehen und wollte das weiterhin tun, bis sie aus dem Bett kam.
Es war einer dieser heißen, schwülen Abende, an denen jeden Moment ein Gewittersturm losbrechen kann. Ich war unterwegs zum Prowse Place, hatte noch mal mit Jevan gesprochen und erfahren, Amy sei aufgestanden und habe sich wieder hingelegt. Zu allem Übel war Alex Foden im Haus. Das Taxi war ein Backofen, und ich warf die Lüftung an. Kurz nach halb acht war ich am Prowse Place, kämpfte mich durch die Paparazzi, die das Haus belagerten, und begrüßte ein paar von ihnen, die ich kannte. Foden verließ gerade das Haus. Jevan hatte ihn wohl gewarnt, dass ich im Anmarsch war. Da ich immer – na gut, fast immer – höflich bin, sagte ich Hallo zu Foden, der mir seine Ansichten zu Amys Problemen mitteilen wollte. Ich gab ihm zu verstehen, wohin er sich das stecken könne, und er machte sich, sagen wir, recht eilig davon. Ich schäumte vor Wut. Wie kommt er, einer von Amys Drogenkumpels, dazu, mir erklären zu wollen, was das Beste für meine Tochter sei?
Jevan beruhigte mich. Er habe vor fünf Minuten nach Amy gesehen. Sie schlafe, aber es gehe ihr gut. Ich bat ihn um eine Tasse Tee und ging nach oben zu ihr.
Als ich Amys Zimmer betrat, stand mein Herz still. Sie schlief nicht; sie saß mit aschfahlem Gesicht am Bettrand und rang nach Atem. Ich brüllte zu Jevan runter, während ich an meinem Telefon rumfummelte und verzweifelt Dr. Ettlingers Nummer suchte. Als ich ihn endlich erreichte, sagte er, er sei in fünf Minuten da. Inzwischen sollten wir einen Krankenwagen rufen. Jevan wählte den Notruf, während ich mich abmühte, Amy zum Atmen zu bringen.
Sie war in schrecklicher Verfassung, sie krächzte und keuchte. Es war grauenhaft – diesen Moment hatte ich immer gefürchtet, hatte gebetet und gehofft, er werde nie eintreten. Jetzt war es so weit. Instinktiv hob ich Amy vom Bett und legte sie in stabiler Seitenlage auf den Boden. Es war unheimlich: Die ganze Zeit, während ich ihr zu helfen versuchte, hatte ich das Gefühl, jemand anderen zu beobachten. Dann war Dr. Ettlinger da und übernahm.
Amys Atem wurde schwächer. Normalerweise bleibe ich in Notsituationen ruhig, aber jetzt geriet ich in Panik. Dr. Ettlinger wollte ihr
Weitere Kostenlose Bücher