Meine Tochter Amy (German Edition)
etwas in den Hals einführen, damit sie Luft bekäme, warnte mich aber, dabei könnten ihre Stimmbänder verletzt werden.
„Tun Sie’s einfach“, brüllte ich. „Tun Sie, was Sie tun müssen!“
Aber da trafen schon die Sanitäter ein, stürmten die Treppe rauf wie eine Kommandoeinheit, schoben mich aus dem Weg und machten sich an die Arbeit. Gemeinsam mit Dr. Ettlinger gelang es ihnen, Amys Atem zu stabilisieren. Sie gaben mir zu verstehen, dass sie sofort ins Krankenhaus müsse, und fragten, ob sie Drogen genommen habe. Ich hatte keine Ahnung, auszuschließen war es nicht.
Um Amy ins Krankenhaus zu schaffen, mussten wir sie an den versammelten Paparazzi vorbeitragen, deren Zweitadresse „Vor Amys Haus“ lautete. Ich sagte den Sanitätern, ich würde sie zurückhalten, während sie Amy zum Krankenwagen brachten. Es war nicht so kompliziert, wie ich befürchtet hatte: Einige der Paparazzi wirkten ehrlich betroffen. Der Krankenwagen fuhr mit Blaulicht und heulender Sirene davon. Ich folgte in meinem Taxi, gegen Viertel nach acht waren wir im University College Hospital.
Während Amy weggebracht wurde, blieb ich zurück und rekapitulierte, was passiert war. Jevan hatte um halb acht nach ihr gesehen, gleich darauf war ich eingetroffen, das heißt: Jevan hätte wohl die nächsten 55 Minuten nicht mehr nach ihr gesehen. Gott sei Dank war ich rechtzeitig gekommen. Sonst, denke ich, hätte Amy sterben können.
Ich lief unruhig hin und her. Niemand teilte mir irgendetwas mit. Immer wieder fragte ich nach; man beruhigte mich, der Doktor käme zu mir, sobald er könne.
Langsam wurde ich wahnsinnig. Mobiltelefone waren dort verboten, aber ich musste mit Jane sprechen, also rief ich sie an. Sie beruhigte mich ein bisschen und fragte, ob sie Janis informieren solle. Ich sagte, das sei zwecklos. Sobald wir mehr wussten, würde ich sie informieren. Dann rief ich Raye an, damit er sich um die Presse kümmerte, und er kontaktierte sofort Chris Goodman von Outside Organization.
Es tat sich immer noch nichts. Ich machte einen solchen Aufstand, dass die Sicherheitsleute mich hinauszuwerfen drohten. Nach einiger Zeit kam eine Krankenschwester und sagte, ich könne Amy sehen.
„Wie geht es ihr?“, fragte ich verzweifelt.
Die Schwester murmelte irgendetwas und tippelte davon. In meiner blühenden Fantasie redete ich mir ein, sie fürchte sich, mir mitzuteilen, wie schlimm es wirklich um Amy stand.
Ich wusste nicht, was mich erwartete. Zitternd betrat ich den Raum. Amy lag schlafend im Bett, mit einer Sauerstoffmaske im Gesicht. Sie hing an ungefähr 100 Schläuchen, und eine Maschine überwachte ihr Herz. Der Arzt, der bei ihr war, meinte, wenn er die Resultate der Blutuntersuchung habe, wisse er mehr. Sonst bekam ich nichts aus ihm raus. Sein Piepser meldete sich, er verschwand, und ich blieb mit Amy zurück.
Was war passiert? Ein neuer Anfall? Eine Überdosis? Ich wusste es nicht. Sie war auf jeden Fall am Leben, und ich betete, dass sie durchkam.
Ich nahm ihre Hand. Was war meinem kleinen Mädchen zugestoßen? Sie war auf einem so guten Weg, und jetzt das. Ich fühlte mich vollkommen matt, ließ ihre Hand los und schenkte mir aus dem Krug neben ihrem Bett einen Becher Wasser ein. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich mir das meiste davon über mein Hemd schüttete, ehe ich den Becher an die Lippen brachte.
Ich ließ mich in einen Stuhl neben dem Bett fallen und stützte den Kopf in die Hände. Ich wusste nicht, was ich noch tun sollte, um Amy zu helfen, falls sie überlebte. Und was, Gott bewahre, wenn nicht.
Mein Kopf dröhnte, und ich hatte ganz zittrige Beine, holte tief Luft und redete mir gut zu. Dann schenkte ich mir noch mal Wasser ein und setzte mich wieder. Es war drei Viertel elf, und ich stellte mich auf eine lange Nachtwache ein.
Ich war hundemüde, und sosehr ich mich mühte, wach zu bleiben, döste ich doch ein. Ein Gewitter weckte mich kurz vor Mitternacht. Der Blitz erleuchtete das ganze Zimmer, Regen trommelte ans Fenster, aber Amy schlief weiter. Donner, Blitz, tanzende Schatten an den Wänden – ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm.
Schließlich ließ der Regen nach, und ich riss mich zusammen. Ich musste aufs Klo, wollte Amy aber nicht allein lassen. Also verknotete ich die Beine und sank wieder in den Stuhl.
Gegen halb ein Uhr nachts wurde Amy wach. Sie hob den Kopf vom Kissen, sah sich um, nahm die Sauerstoffmaske ab und sagte: „Ich bin am Verhungern, Papa. Wie wär’s mit
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