Meine Trauer geht - und du bleibst
Symbol hingedeutet und verwiesen wird. So wird zum Beispiel der ferne und doch noch konkrete Ort des Himmels für viele Hinterbliebene zum Bild für die »jenseitige«, ganz andere Welt, in der der geliebte Mensch lebt.
Wie auch immer der sichere Ort für Ihren geliebten Menschen aussieht: Begeben Sie sich immer wieder zu ihm hin oder suchen sie ihn – wenn es ein innerer sicherer Ort ist – in Ihrer Vorstellung immer wieder auf. Erleben Sie dann den sicheren Ort intensiv oder stellen Sie sich ihn in allen Sinnesqualitäten vor und achten Sie dabei besonders auf Ihre Gefühle.
Sie sind Ihrem geliebten Menschen über diesen sicheren Ort nahe. Sagen Sie Ihrem geliebten Menschen: » Ich will dir an deinem sicheren Ort nahe sein und ich wünsche mir, dass du mir nahe bist.«
Nehmen Sie die Begegnung sehr bewusst wahr. Spüren Sie die tröstliche Nähe und Liebe als Ihre eigene innere Erfahrung und sagen Sie Ihrem geliebten Menschen: »Es ist gut, dich an deinem sicheren Ort zu wissen. Es ist gut, dich in der Begegnung immer wieder zu spüren. Es ist gut, die Beziehung zu dir zu leben.«
Verankern Sie diese Begegnungserfahrung, indem Sie Ihre Hand auf die Körperregion legen, in der Sie die Nähe zu Ihrem geliebten Menschen spüren. Wenn Sie sich dann später hier absichtlich oder unabsichtlich berühren, wird Ihnen bewusst, dass Ihr Körper und die damit verbundene Seele ein sicherer innerer Ort für Ihren Verstorbenen sind.
Falls Sie keinen äußeren sicheren Ort für Ihren geliebten Menschen haben, dann spüren Sie dieEmpfindungen für Ihren geliebten Menschen ganz bewusst in der Körperregion, in der diese – oft auch ganz spontan – auftauchen. Und machen Sie sich dann klar, dass Ihr Körper oder auch Ihre Liebe ein sicherer Ort für Ihren geliebten Menschen geworden ist: »Ich spüre dich in mir und in meiner Liebe. Ich bewahre dich in meiner Liebe und du bist in ihr mir nahe.«
Entdecken Sie, dass die Erfahrung und das Bild des sicheren Ortes für Ihren geliebten Menschen ganz selbstverständlich in Ihnen verankert sind. Der sichere Ort wird zunehmend zu einer selbstverständlichen Gewissheit. Oft genügt es dann, nur einen Moment an ihn zu denken. Sofort sind Sie in einer – vielleicht sehr kurzen – inneren Begegnung mit Ihrem geliebten Menschen. Sie können dies unterstützen, indem Sie sich ein Leitwort für den sicheren Ort wählen, wie zum Beispiel »Dein Stern« oder »In meinem Herzen«. Es genügt dann, an dieses Stichwort zu denken oder es leise zu sprechen, um die innere Verbindung zu Ihrem geliebten Menschen zu spüren.
Je selbstverständlicher für Sie das innere Beziehungsleben mit ihrem geliebten Menschen wird, umso deutlicher werden Sie wahrnehmen, wie die Trauer milder wird und in den Hintergrund tritt.
Es wird Ihnen zunehmend gelingen, den Fokus Ihrer Aufmerksamkeit von der Trauer wegzunehmen und ihn bewusst auf Ihren geliebten Menschen und die Beziehung zu ihm zu richten.
2. Wie ich das Festhalten meiner Trauer lösen kann – und ich dennoch mit dir verbunden bleibe
Trauernde: Ich kann mir gar nicht vorstellen, ohne meine Trauer zu sein.
Trauerbegleiter: Das hört sich auch ein wenig so an, als brauchten Sie Ihre Trauer noch – wenn ich das so sagen darf.
Trauernde überlegt und lächelt: Ich will meine Trauer auch gar nicht hergeben.
Trauerbegleiter: Dann ist das jetzt so auch in Ordnung. Und zugleich wird es dann auch seinen Sinn haben.
Trauernde: Einen Sinn?
Trauerbegleiter: Ja, wir haben ja besprochen, dass der Tod Ihrer Tochter für Sie keinen Sinn hat. Die Trauer selbst aber durchaus.
Trauernde: Und Sie meinen, deshalb brauche ich meine Trauer?
Trauerbegleiter: Vermutlich haben Sie gute Gründe, Ihre Trauer nicht gehen zu lassen, obwohl die Trauer selbst vielleicht bereit wäre, zu gehen.
Trauernde: Sie haben Recht. Ich halte meine Trauer fest.
Trauerbegleiterin: Und das hat wohl seinen Sinn! Und solange es einen Sinn hat, sollten Sie auch Ihre Trauer festhalten.
Wie ich meine Trauer festhalte – gibt es eine pathologische Trauer?
Auch wenn sich unsere Trauer über die Zeit hinweg verändert, gibt es eine Seite in uns, die die Trauer festhalten will, manchmal ganz bewusst, oft aber eher unbewusst. Sehr häufig haben wir uns an die Trauer als Normalität gewöhnt. Sie wurde zu einem selbstverständlichen Teil unseres Lebens, obwohl wir immer auch an ihr leiden. Manche Menschen scheinen ihre Trauer auch so intensivund über lange Zeit festzuhalten, dass sie in ihrer
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