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Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
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Menschen und damit zugleich mir zugewiesen ist. Was ihm angetan wurde, das wurde auch immer mir und meiner Liebe zu ihm angetan. Mein Leben ist mit dem Sterben und dem Tod meines geliebten Menschen nicht mehr das, was es war, und nicht mehr das, was aus ihm hätte werden können. Damit ich nun mit dem leben kann, was mir an verändertem Lebensweg vorgegeben ist, muss ich auch mein eigenes Schicksal annehmen. Dann kann ich es nicht nur leben, sondern auch gestalten. Wie uns das gelingen kann, wird im vierten Teil des Buches beschrieben.

    Schauen Sie auf das Sterben und den Tod Ihres geliebten Menschen liebevoll und sagen Sie Ihrem geliebten Menschen: »Dir und mir ist das Schlimmste geschehen, was geschehen kann. Es tut mir so leid für dich und ich bin so traurig darüber.«
Wenn Sie den Impuls spüren, die Zustimmung zum Tod Ihres geliebten Menschen zu verweigern, dann ist es für Sie jetzt in Ordnung. Sagen Sie: »Ich möchte deinen Tod für dich und mich rückgängig machen. Ich wünsche mir das aus der Liebe zu dir, und doch ist es mir nicht möglich.«
Vielleicht können Sie nach längerer Zeit auf den Weg Ihres geliebten Menschen blicken und dann nur denkurzen Satz sprechen: »Ja, so ist es geschehen. Es ist, wie es ist, und das ist und bleibt schlimm.«
Machen Sie sich klar: Mit dem Tod sind das Schicksal und der Weg Ihres geliebten Menschen in unserer äußeren Realität beendet, aber am sicheren Ort des geliebten Menschen geht sein Weg weiter. Sagen Sie ihm: »Mir fällt es schwer, deinem Tod zuzustimmen. Weil ich aber weiß, dass dein Weg weitergeht, will ich ihm als Ganzem zustimmen.«
Vielleicht können Sie nach langer Zeit auf den Lebensweg Ihres geliebten Menschen blicken und sagen: »Ja, es ist dein Schicksal und es gehört zu dir. Ich achte dein Schicksal – mehr steht mir nicht zu.«

Teil IV
Wie ich ohne dich leben kann – und wie du Teil meines Lebens bleibst
    Tot ist überhaupt nichts

    Tot ist überhaupt nichts:
    Ich glitt lediglich über den nächsten Raum.
    Ich bin ich, und ihr seid ihr.
    Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
    nur weil ich aus dem Blick bin?
    Was auch immer wir füreinander waren,
    sind wir auch jetzt noch.
    Spielt, lächelt, denkt an mich.
    Leben bedeutet auch jetzt all das,
    was es auch sonst bedeutet hat.
    Es hat sich nichts verändert,
    ich warte auf euch, irgendwo sehr nah bei euch.
    Alles ist gut.

    Annette von Droste-Hülshoff
    Wie sieht das Leben aus, nachdem wir die Trauer verabschiedet haben und wir nun am Ende des Trauerweges angekommen sind? Ohne Zweifel geht das Leben zwar weiter, aber es ist ein anderes geworden. Wir mussten und müssen immer wieder neu realisieren, dass unser geliebter Mensch in unserer realen Welt nicht mehr wiederkommt. Wir haben unseren geliebten Menschen an seinen sicheren Ort gehen lassen. Wir müssen ohne ihn leben bis an das Ende unseres Lebens. Und diese Tatsache allein verändert alles. Insofern wird nichts mehr wieder gut, jedenfalls nicht so, wie es vor dem Tod unseres geliebten Menschen war.
    Zugleich haben wir auf unserem Trauerweg eine andere, neue und innere Beziehung zu unserem geliebten Menschen gewonnen. Wir leben in einer inneren Beziehung zu ihm und er in einer Beziehung zu uns.
    Nun stellt sich die Frage, ob diese Beziehung trägt und unsere Liebe lebendig bleibt. Wie also kommt unser geliebter Mensch in dem so anderen Leben vor? Wie bleibt er uns nahe, ohne dass die Trauer uns ständig an ihn erinnert? Was geschieht mit der Beziehung zu unserem geliebten Menschen, wenn andere Menschen nun in unser Leben treten?
    Auch wenn der Trauerweg zu Ende ist, der Beziehungsweg zu unserem geliebten Menschen ist nicht zu Ende. Nun beginnt ein neuer Abschnitt in der Beziehung zu unserem geliebten Menschen: Wir können, müssen aber auch diese andere, innere Beziehung zu ihm ohne die Unterstützung der Trauer leben. Zugleich ist das aber auch eine Chance für uns, denn nun kann die Liebe ohne die Schwere der Trauer lebendig werden und lebendig bleiben.
1. Ein Leben ohne dich – ich will es nicht, und doch muss ich es leben
    Trauernder: Mit einem Schlag ist alles anders geworden.
    Trauerbegleiterin: Nichts ist mehr, wie es war, seit dem viel zu frühen Tod Ihrer Frau.
    Trauernder: Ja, mir kommt alles ganz unwirklich vor.
    Trauerbegleiterin: Die Leere, die Abwesenheit Ihrer Frau, die Trauer …?
    Trauernder: Das ist ganz eigenartig und fremd.
    Trauerbegleiterin: So, als wäre es nicht mehr Ihr Leben.
    Trauernder: Das ist es nun wirklich

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