Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
stärken. Außerdem können wir noch nicht los, weil es stockdunkel ist.“ Ich war enttäuscht. Daran hatte ich natürlich nicht gedacht. „Aaron, was machen wir, wenn Cedric wirklich mein Bruder ist?“, fragte ich ihn und war gespannt auf seine Antwort. „Dann werden wir ihn wohl oder übel retten müssen.“ „Wohl oder übel“, äffte ich ihn nach. „Ich meinte, natürlich müssen wir ihn retten. Tara, geh jetzt schlafen.“ „Nein, ich bin nicht müde“, gab ich zurück. „Du hast immer deinen eigenen Kopf“, stellte Aaron fest. „Ist doch gut so. Du hast ihn übrigens auch“, sagte ich. „So? Wann denn?“ „ Oh, du musst heute Nacht gehen, ich habe zu tun. Waren das nicht deine Worte?“ , neckte ich ihn. „Doch schon, ich habe auch meinen eigenen Kopf. Trotzdem solltest du schlafen gehen, du schaust müde und geschafft aus.“
Warum musste er immer widersprechen? Doch das war es doch, was ich so gern an ihm hatte. Ich schaute ihn von oben bis unten an. Seine Schönheit war unbeschreiblich. Ein jedes Model hätte sein Aussehen für Aarons gegeben. Noch immer kam er mir vor wie ein Traum. So eine -Schönheit gab es doch gar nicht, oder!? „Tara, du starrst mich an“, bemerkte Aaron. „Oh, äh, ja. Entschuldige.“ „Was hast du gerade gedacht?“, fragte er. „Das willst du nicht wissen“, antwortete ich. „Doch, sehr sogar.“ „Ich sag’s dir aber nicht.“ „Warum nicht?“, fragte er mich aus. „Weil du mich für verrückt halten würdest“, gab ich zurück. „Glaub ich nicht.“ „Oh ja.“ Einige Sekunden verstrichen. „Sag mal, woher weißt du eigentlich, dass ich hier oben bin?“, fragte er mich plötzlich. „Ich hab da so meine Beziehungen“, sagte ich und blinzelte. „Natürlich, es war Basko, wer sonst. Stimmt’s?“ „Nein“, versuchte ich zu lügen. „Tara, du kannst wirklich nicht lügen.“ Schon wieder hatte er mich durchschaut. Ich seufzte. „Dann gehen wir mal runter. Wie wär’s mit einer Runde Mensch ärgere dich nicht?“ , schlug der Prinz lachend vor. „Bin ich denn bescheuert!?“ Aaron lachte immer noch. „Ich finde das wirklich nicht sehr komisch. Wenn du immer verlieren würdest …“ „Ich lass dich auch einmal gewinnen“, versuchte er mich zu überreden. Aaron musste immer seinen Willen erreichen. Ich schüttelte den Kopf.
Als es hell wurde, machten wir uns auf den Weg zu Roy. Aaron hatte mir einen Umhang übergezogen, damit man meinen Schein nicht sehen konnte. Er stieg elegant auf sein Pferd. „Äh … und ich?“, fragte ich ungläubig. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber es war klar, dass es so kommen musste . „Ah, Tara, du glaubst doch nicht, dass eine Dienerin reiten darf, geschweige denn, auf dem Pferd des Prinzen.“ Ich schnitt ihm eine Grimasse und er lachte. „Wirklich außerordentlich witzig“, bemerkte ich und marschierte los. „Es wäre nett, wenn du nicht so schnell reiten würdest.“ Der Prinz drehte seinen Kopf zu mir und sagte: „Verzeihung. Ich dachte, dass du so sportlich bist. Außerdem sollten wir jetzt nicht mehr miteinander reden. Normalerweise reden Prinzen nicht mit ihren Dienstboten.“ „Wunderbar“, -seufzte ich. Jetzt hatte ich auch noch Redeverbot.
Wir kamen durch das große Schlosstor und ich sah das erste Mal die Bewohner von Abanon. Es war offenbar Markttag, denn überall waren Stände aufgestellt worden. Es wurden Gemüse, Brot und Obst verkauft. Wie schön. Es war genau so, wie Aaron es mir einst erzählt hatte. Die Leute sahen alle sehr freundlich aus. Als Aaron und ich an ihnen vorbeigingen, verbeugten sie sich. Ich merkte, dass viele Blicke an mir hafteten. Hatten sie vielleicht doch etwas bemerkt? Ich versuchte, mir den schrecklichen Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. Als wir am Ende des Dorfes ankamen, blieben wir vor einem kleinen Haus stehen. Der Putz bröckelte von der Wand. Das Haus sah aus, als würde es jeden Moment zusammenbrechen. Doch an der Wand klebte ein ordentliches Schild, auf dem stand:
Roys Galerie und Malstube
Aaron klopfte und trat gemeinsam mit mir ein. „Roy!“, rief er. Ein alter Mann kam angewuselt. Das graue Haar klebte an seiner Stirn. Das Gesicht war eingefallen, man hätte bei seinem Anblick erschrecken können. Gott sei Dank sah man mein Gesicht nicht. Roy trug einen Malerkittel. Er war über und über mit Farbe bespritzt. „Aaron“, begrüßte er den Prinzen und nahm ihn in den Arm. Bei der Vorstellung, er könnte auch mich umarmen, schüttelte
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