Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
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Nick
Das war sicher mein Vater. Ich hatte recht. Auf dem ersten Bild war er zu sehen. Meine Großeltern erkannte ich auch dabei. Wie gern sie ihn hatten, ihren einzigen Sohn. Es gab sogar Fotos von der Hochzeit. Meine Mutter trug ein langes, weißes Kleid und mein Vater, so wie es üblich war, ein schwarzes Sakko. Sie wirkten beide so glücklich. Bald hatte ich auch diese Kiste durchgeschaut. Es folgten welche von meinen Großeltern und dann entdeckte ich meine:
Tara
Geschwind öffnete ich sie. Das erste Foto gefiel mir am besten. Dort war meine Mutter abgebildet. Ihren großen Bauch konnte man nicht übersehen. Es gab mehrere Fotos, auf denen meine Mutter schwanger war. Dann sah ich mich als Baby, Kleinkind und Schulkind. Plötzlich war die Fotosammlung zu Ende. Zu diesem Zeitpunkt musste der Unfall passiert sein. Ich legte die Kiste sofort weg, ich wollte nicht daran erinnert werden. Tränen stiegen mir wieder in die Augen, doch diesmal waren es keine Freudentränen. Ich nahm mir schnell die nächste Kiste und öffnete sie. Ich war verwundert, als dort wieder Schwangerschaftsfotos zu sehen waren. Vielleicht war die Kiste nicht genau sortiert. Wieder lächelte meine Mutter fröhlich wie immer.
Doch dann wollte ich kaum glauben, was ich da sah. Neben Mutter stand ich und hielt ihre Hand. War meine Mutter ein zweites Mal schwanger gewesen? Hatte ich eventuell Geschwister? „Das gibt’s doch nicht!“, dachte ich und nahm das nächste Foto. Wieder war meine Mutter schwanger. Und dann gab es das erste Babyfoto. War ich es vielleicht? Doch das konnte nicht sein. Meine Kiste war eine andere. Auf dem nächsten Bild war das Kind schon etwas größer und mit meinem Vater abgebildet. Ich hatte ein Geschwisterchen! Ich drückte das Bild fest an mich. Schließlich betrachtete ich es genauer. Mein Geschwisterchen war ein Junge. Der Kleine war wirklich herzig. Ich dachte an Aaron. Ich hatte doch Familie gehabt. Eine richtige Familie! In diesem Moment war ich so glücklich. Trotzdem erinnerte mich der Junge an irgendwen. Ich nahm das letzte Foto heraus. Dann war der Unfall passiert und mein Bruder gestorben. Auf diesem Foto sah der Kleine wie ein Eineinhalbjähriger aus. „Nein! Das geht nicht! Das ist unmöglich!“ Nun wusste ich, an wen mich das Kind erinnerte. Ich begegnete ihm so oft. Nur anfassen konnte ich es nicht. Ich hatte meinen Bruder die ganze Zeit gekannt. In meinen Albträumen. Er passte genau auf dieses Bild. Wieder kehrten meine Gedanken zurück zu Aaron. Hatte nicht auch er einen kleinen Jungen so beschrieben? Pechschwarzes Haar so wie du. Und er ist ein Mensch. Er lebt bei Achille. Ungefähr zehn Jahre alt.
Ich reimte mir alles zusammen. Es ergab einen Sinn. Doch ich wollte es nicht wahrhaben. Konnte mein Bruder tatsächlich der Junge oben bei Aaron in der Sternenwelt sein? Wie hatte er noch einmal gesagt? Seine Trauer war größer gewesen als das Verlangen nach dem Tod. Natürlich, mein Bruder war bei dem Unfall nicht wirklich gestorben, er war in die Sternenwelt gekommen. Dann spielten sich meine Albträume im Schloss von Achille ab. Aaron hatte gesagt, dass der Kleine gefangen gehalten werde und es kein Sonnenlicht dort unten gebe. Es passte alles genau, denn in meinen Albträumen gab es auch kein Sonnenlicht. Ich brauchte nur noch einen Beweis. Und ich wusste auch schon welchen. Ich legte die Fotos zurück in die Kiste und schloss meine Augen, als ich auf das Namenschild sah. Ich hatte Angst, dass es wirklich so sein könnte. Doch dann öffnete ich meine Augen wieder. Als ich den Namen las, wurde mir schlecht, denn dort stand in großen Buchstaben der Name Cedric geschrieben.
Der Maler
„Das ist unmöglich!“ Ich konnte es kaum fassen. Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch der Junge bei Achille musste einfach mein Bruder sein. Und ich war ihm auch noch so oft begegnet. Nie hätte ich gedacht, dass der Kleine in meinen Albträumen mein Bruder sein könnte. Cedric. Was für ein schöner Name. Was er wohl bedeutete?
Ich saß noch lange im Schlafzimmer meiner Großeltern. Als ich zum Fenster hinaussah, bemerkte ich, dass es bereits dämmerte. Schnell schloss ich die Kiste und legte auch sie zurück in die Truhe. Ich hatte mir aus jeder Kiste ein Foto genommen. Dann eilte ich aus dem Zimmer. Ich legte die Fotos unter mein Leintuch. Dort würde sie sicher keiner finden. Ich musste noch heute zurück zu Aaron. Er musste es erfahren und meinen Bruder retten. Ich
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