Meine Wut ist jung
andere Finanzdienstleister zu vertreten. Im jährlich durchgeführten Ranking der deutschen Anwaltskanzleien stehen wir in diesem Spezialsegment immer wieder an vorderster Stelle. Wir sind stolz auf unsere große Reputation.
Immer wieder vertreten wir auch Mandanten, die uns nicht unbedingt Geld bringen. So haben wir - im Gegensatz zu anderen Anwälten - oftmals Mandanten dringendst abgeraten, sich auf Rechtsstreitigkeiten einzulassen, wenn die Chance zu gewinnen, nicht gegeben war. Auf eine erste Enttäuschung sollte keine zweite folgen.
Seit einiger Zeit befassen wir uns anwaltlich auch mit dem Datenschutzrecht: Neben den erfolgreichen Verfassungsbeschwerden u.a. gegen die Online-Durchsuchung und gegen die Vorratsdatenspeicherung haben wir die Betroffenen des Telekom-Bespitzelungsskandals vertreten und die Sonderermittlung in der Datenschutzaffäre der Deutschen Bahn durchgeführt, gemeinsam mit der Kanzlei der ehemaligen Bundesjustizministerin Hertha Däubler-Gmelin. Im Datenschutz- und IT-Recht leisten wir im Übrigen auch Rechtsberatung für viele Unternehmen, wenn es z.B. um die Einrichtung von Compliance-Organisationen, den Beschäftigtendatenschutz oder den Umgang mit sozialen Netzwerken geht. Einige unserer Mandanten sind Unternehmen, die erkannt haben, dass Datenschutz ein Qualitätsverbesserungsmerkmal der Marktwirtschaft ist. Sie wollen Frontrunner in diesem Bereich werden. Datenschutz ist zugleich Kundenschutz und Verbraucherschutz. Ein Unternehmen kann sich damit einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber der internationalen Konkurrenz verschaffen. Diese Unternehmen wollen wir mit unserer Beratung gewinnen. Früher hatten wir eine solche Situation auch im Umweltschutz. Es hat in Deutschland lange gedauert, bis Umweltauflagen nicht allein als bürokratische Last empfunden wurden. Zum Glück erkennen einige Unternehmen zunehmend, dass sie aus diesem vermeintlichen Nachteil einen Wettbewerbsvorteil machen können.
Es geht ja häufig um die Frage von Entschädigungen für erlittenes Unrecht. Wie wichtig ist dieses Thema für die Opfer und ihre Angehörigen? Gibt es denn eine Wiedergutmachung im eigentlichen Sinn durch Geld?
Entschädigung in Geld ist nicht alles. Die Opfer sind an Genugtuung interessiert, an einem Zeichen der Wiedergutmachung und am Eingeständnis schuldhaften Verhaltens, an einem Funken von Reue.
Am 25. Juli 2000 stürzt das Überschallflugzeug Concorde nach dem Start auf dem Pariser Charles-de-Gaulle-Flughafen ab. 113 Menschen sterben, darunter 93 deutsche Touristen. Welche Rolle hatten Sie als Anwalt?
Bevor ich auf diese Frage eingehe, möchte ich darauf hinweisen, dass ich bereits vorher nach Flugzeugabstürzen und anderen Katastrophen Opfer vertreten habe, die meisten gemeinsam mit meinem Kollegen und Luftrechtsspezialisten Elmar Giemulla. Ich nenne nur als Stichworte: Lockerbie, Ramstein, Djerba, Abstürze vor Namibia und vor der Dominikanischen Republik sowie bei Überlingen.
Zum Fall Concorde: Wiederum in Zusammenarbeit mit Elmar Giemulla und weiteren Kollegen habe ich die meisten Angehörigen vertreten, insgesamt etwa 80 Familien. Es war uns gelungen, den Gerichtsstand USA zu erreichen, und zwar durch eine einzige Tatsache: Die Passagiere hatten ein One-Way-Ticket nach New York gebucht. Die Hinterbliebenen erhielten Schmerzensgeld für sich und ihre verstorbenen Angehörigen, relativ hohe Summen. Die Regelung war beispielhaft: Die Entschädigung erfolgte sehr rasch, ohne dass zu diesem Zeitpunkt schon der Schuldige festgestellt worden war. So eine Regelung stellen wir uns auch für die Opfer der Loveparade vor.
Der seelische Schmerz, den ein Mensch erleidet, wiegt im deutschen Schadenersatzrecht geringer als in europäischen Nachbarstaaten, vor allem aber im Vergleich zu den Vereinigten Staaten. Der immaterielle Schaden wird nach unserer Rechtslage unterbewertet. In Deutschland besteht offenbar die Auffassung, es sei unanständig, einen seelischen Schmerz mit Geld zu kompensieren. Das muss dringend geändert werden.
Wir haben bereits die Loveparade erwähnt. Seit der Katastrophe in Duisburg stehen Sie mit vielen Opfern und deren Angehörigen in Kontakt und vertreten mit Ihrer Kanzlei 89 Mandate. Warum gibt es bis heute niemanden, der für diese Katastrophe Verantwortung übernimmt?
Die Polizei untersucht zurzeit die strafrechtliche Verantwortung. Doch es wird wohl noch lange dauern, bis jemand rechtskräftig verurteilt ist. Daneben gibt es die Verantwortung, die sich
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