Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Wut rettet mich

Meine Wut rettet mich

Titel: Meine Wut rettet mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlis Prinzing
Vom Netzwerk:
Bibel beim Wort.
    Warum sollten Frauen nicht geweiht werden? Warum macht man alle Anstrengungen, uns nicht wahrzunehmen? Frauen sind heute mehr denn je die Säulen der Kirche, stellen die Mehrzahl der Kirchgänger, unterstützen aktiv die kirchliche Arbeit. Es gibt viele Belegstellen für Jesu Zuwendung zu den Frauen. Heute werden oft nur Sätze zitiert aus einer geschichtlichen Phase, in der in der gesamten Gesellschaft patriarchalisches Denken überwog. Belegt ist: Prophetisches, karitatives und lehrendes Wirken, und zwar missionarisches und katechetisches, war in der »jesuanischen Urzeit« üblich. Es gibt überhaupt keinen Grund, Frauen keine Mitbestimmung in der Kirche zu geben. Mitbestimmung ist an Ämter gebunden und von den Ämtern sind Frauen ausgeschlossen. Das kann man nicht verstehen. Es ist ganz normal, dass wir mitbestimmen und dass wir auch Priester werden können. Ich bin ganz sicher, dass Gott uns Gaben und Charismen gegeben hat, die wir mit großem Gewinn für alle einbringen könnten. Es ist ein großer Fehler der Kirche, uns die Ämter zu verweigern.
    Traut man Frauen in der Kirche die Ämter zu?
    Man hat Angst, dass sie es besser machen. Es ist wie überall: Es ist eine Frage der Macht. Keiner, der an der Macht ist, teilt sie gerne. Die Macht müssen diejenigen fordern, die sie nicht haben. Und das sind in unserer Kirche die Frauen.
    „ Die Macht müssen diejenigen fordern, die sie nicht haben. Und das sind in unserer Kirche die Frauen. ”
    Die deutschen Katholiken zeigen allmählich Mut, im Mai 2011 schloss sich das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken den Vorschlägen des Katholischen Deutschen Frauenbunds für eine geschlechtergerechte Kirche an. Weitere katholische Verbände folgten. Eine Hauptforderung ist der Diakonat der Frauen als Wegbereiter einer missionarischen Kirche, Ausbildungen gibt es schon. Wie ist in der Kirche die Solidarität unter Frauen?
    Eigentlich ist dies bislang kein Thema. Frauen, die in der Kirche etwas werden wollten, wanderten meistens aus. Nicht alle sind so eine harte Nuss und denken: »An mir könnt ihr euch die Zähne ausbeißen.« In unserer Gesellschaft erhalten Frauen zunehmend Chancen, wir haben heute sogar eine Kanzlerin. In der Kirche ist dies noch anders, da sind Frauen, die sich aktiv einbringen wollen, unerwünscht.
    Inwiefern hat dies mit Weltoffenheit zu tun?
    Das ist eine Parallele. Ich war auf einem Treffen in Rom, zu dem 500 Missionare aus der ganzen Welt kamen. Der Redner vor mir hatte ebenfalls jahrzehntelange Missionserfahrung. Er kritisierte, dass die Regeln für die Missionsarbeit oft von Leuten gemacht werden, die keine Ahnung haben, wie sich das Leben in solchen Ländern gestalte. Der Papst weiß nichts vom Leben in buddhistischen Ländern oder in animistischen Ländern und so fort, er schreibt aber vor, wie die Mission dort gestaltet werden soll. Auf diese Weise wurde vieles schon kaputt gemacht; tröstlich ist nur: Es sprießt dann neues Leben. Wie diese Leute reflektieren über die Art, wie Gott wohl für andere Menschen gegenwärtig ist, beeindruckte mich: Wir sind alle Menschen auf der Suche nach Gott, wir sollten mit viel größerer Gelassenheit das Andere zulassen, aus den Erfahrungen anderer lernen, überzeugt, dass Gott bei alldem seine Hand im Spiel hat und mitwirkt.
    Welche Rolle spielt noch das Bekenntnis zu einer Glaubensgemeinschaft?
    Ich muss schon einen Standpunkt haben. Ich will nicht sagen, heute bin ich mal Buddhist, morgen mal Moslem. Es ist schon wichtig, eine Position zu beziehen. Ich bin in das Katholische hineingeboren, ich habe mich mit dieser Theologie auseinandergesetzt. Es darf mich doch nicht ängstlich machen, wenn andere Menschen andere Aspekte dieses Gottes in den Vordergrund rücken.
    Was heißt Katholisch-Sein heute?
    Eine Kirche, die eine bestimmte Tradition in der Nachfolge Jesu hat. Sie steht heute zu stark in der Tradition des Mittelalters. Modernes Katholisch-Sein brächte uns zurück zur Praxis Jesu und hin zu einem stärkeren Wahrnehmen pastoraler, biblischer Ansätze.
    Kirchenleuten wird oft Moralismus vorgeworfen. Wie erleben Sie das?
    Wenn ich mich zur Prostitution äußere, heißt es oft: »Die moralisiert ja nur.« Ich argumentiere anders. Prostitution ist eine Abwertung und Entwertung der Frau, das ist gegen ihre Würde. Ich kann nicht beurteilen, wie die einzelnen Frauen dahin geraten sind. Das steht mir nicht zu. Wenn eine Frau einen Ausweg daraus sucht, bin ich bereit zu helfen. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher