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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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es fast fünfzigtausend Mark waren.
    «Das gibt’s doch nicht! Sie hat dir doch vor kurzem noch geklagt, dass Mandys Schuhe –»

    «Ich weiß, Greta, ich weiß, unterbrach ich sie.
    «Tess war das ärmste Geschöpf unter der Sonne. Sie musste ihren alten Vater und ihren Bruder, der sich abrackert, um sechs Leute zu ernähren, anbetteln, weil ihr Mann ein Geizkragen und ein Versager war. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Vor allem weiß ich nicht, was Tess sich gedacht hat. Vor ein paar Wochen …»
    Ich erzählte ihr von einem Sonntag, an dem Tess mir mit einem Seufzer anvertraut hatte, wie sehr sie Greta beneidete – um alles. Die finanzielle Unabhängigkeit, die persönliche Freiheit vor allem in Gelddingen. Wie sehr sie es bereute, es Greta nach dem Abitur nicht gleichgetan zu haben, Studium und einen einträglichen Beruf, Erfolg und eigenes Geld. Es lag nur fünf Wochen zurück. Jan und Greta waren hinauf ins Arbeitszimmer gegangen, um irgendetwas nachzuschauen. Und Tess nutzte die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Mit siebenunddreißig Jahren abhängig zu sein von der Gnade und Barmherzigkeit eines Mannes, dessen Einkommen nicht von Geschicklichkeit oder Routine, sondern von seiner Kreativität und der inneren Ausgeglichenheit abhing, manchmal sei es ein Albtraum, hatte sie gesagt. Niemals eine Mark zur freien Verfügung, über jeden Pfennig Rechenschaft ablegen zu müssen. Und das bei knapp fünfzigtausend auf der Bank. Ich hatte nie mit Mark und Pfennig rechnen müssen, hatte immer aus dem Vollen schöpfen können, aber der Wert des Geldes war mir trotzdem bewusst. Und dass eine Frau, die ein kleines Vermögen auf der Bank hatte, für das sie keinen Finger hatte krümmen müssen, ihre Freundin um den Lohn harter Arbeit beneidete, war ein starkes Stück. Karreis hatte den Kontostand ohne Anzeichen von Überraschung hingenommen. Er sah sich bestätigt in seinem Vortrag über den Fortbestand der besonderen Partnerschaft und den Zweck der Ehe. Und er meinte, Tess habe vorsorgen wollen. Sie habe einkalkuliert, dass ihre Ehe kein Dauerzustand war. Sie habe sich wohl auch denken können, dass sie aus Jan nicht so viel herauspressen konnte, wie ihr vorschwebte. Aber was Tess gewollt, gedacht und einkalkuliert hatte, stand nicht mehr zur Debatte. Fest stand nur noch: Sie hatte mit Jan ein verdammt dreckiges Spiel gespielt. Es erging mir an dem Montag mit Tess, wie es Greta seit dem Samstag mit Jan erging. Das Bild, das ich lange Jahre von ihr gehabt hatte, war zerstört worden. Und das nicht allein durch den Kontostand. Neben dem Sparbuch hatte Tess bei der Bank auch ein Schließfach gehabt. Darin hatten wir eine Kassette mit Schmuckstücken gefunden. Karreis wollte mit jedem Stück die Juweliere der Umgebung abklappern. Jan sollte sich die Sachen auch ansehen, um auszuschließen, dass eines von ihm stammte.
    «Er hat ihr keinen Schmuck geschenkt», sagte Greta.
    «Woher weißt du das, von ihm oder von ihr?»
    Sie wusste es von Tess! Und darüber konnte ich nur noch lachen. Was wir von Tess wussten, hatte für mich jeden Wert verloren. Aber dass der Inhalt der Kassette von Jan stammen könnte, glaubte ich auch nicht. Es waren ein paar sehr hübsche Sachen dabei, ausgefallene Stücke. Wir hatten sie nie an Tess gesehen. Auch nicht vor Jahren, obwohl es da noch keinen Grund gegeben hatte, ein Schmuckstück vor uns zu verbergen. Karreis meinte, es könnten Geschenke aus jüngster Zeit sein. Sonst hätte Tess sie nicht bei der Bank deponiert. Zu Hause konnte sie die Kassette nicht aufbewahren. Da hätte Jan sie entdecken und dumme Fragen stellen können. Ich atmete tief durch.
    «So», sagte ich, nachdem ich Greta von meinem Gespräch mit Karreis berichtet hatte.
    «Damit sind wir beim Thema. Ich will nicht behaupten, wir seien einen Schritt weiter. Ich will nur hören, wie es am Freitag tatsächlich war. Dass Jan nicht bei dir war, müssen wir nicht mehr erörtern. Wir wollen nicht über Tatsachen streiten, Greta. Du hast die Kanzlei nicht kurz nach mir verlassen, das kann ich beweisen. Und du hättest dir niemals eine Pflegemaske ins Gesicht geschmiert, wenn er in deiner Nähe gewesen wäre. Ich habe eine bestimmte Vorstellung, was dich zu diesem Theater veranlasst hat. Lass mich die zuerst erklären. Dann kannst du mir immer noch sagen, ob ich mich in diesem oder jenem Punkt irre.»
    Ich kam mit meiner Vorstellung den Tatsachen ziemlich nahe. Sie korrigierte mich nur in der Annahme:
    «Du glaubst, Jan könne

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