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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Wochen später aufs Neue. Diesmal kam sie etwas weiter als beim ersten Versuch. Dennoch war sie am nächsten Tag ziemlich frustriert. Bis zum Ende waren sie nicht gekommen. Jan hatte sich für sein Versagen entschuldigt, mehrfach beteuert, es liege nicht an ihr, und gefragt:
    «Warum können wir nicht Freunde bleiben?»

    «Das sind wir doch, hatte sie gesagt. Und das blieben sie auch notgedrungen. Hin und wieder bemühte Greta sich, mehr daraus zu machen. Sehr weit kam sie nie. Vielleicht hätte sie es irgendwann doch noch geschafft, hätte sie nicht den Fehler begangen, Jan zu ihrer Silvesterparty einzuladen. Er lebte sehr zurückgezogen, hatte nie Gäste, keine Freunde, nicht einmal gute Bekannte, nur ein paar Kollegen, die ebenfalls an diesen harmlosen Vorabendserien schrieben. Er musste sie zwangsläufig treffen, um Konzepte und Plots zu besprechen. Private Kontakte unterhielt er nicht mit ihnen. Frauen gab es nicht in seinem Leben. Davon war Greta fest überzeugt, obwohl sie nicht wusste, wie er sich tagsüber die Zeit vertrieb. Ich vermutete, dass er zu Prostituierten ging. Wenn er gut dafür bezahlte, durfte er wohl auch spezielle Neigungen ausleben. Und für seine Neigungen hätte ich meine Hand gehoben. Es musste einen Grund geben, der ihn bei Greta versagen ließ. Ein fast fünfunddreißigjähriger, allein lebender Mann, dem von einer attraktiven Frau offene Avancen gemacht wurden, da hätte sogar ein Fünfzehnjähriger zugegriffen, wenn er normal veranlagt war. Greta war besessen von dem Gedanken, in der Neujahrsnacht ihr Ziel zu erreichen. Ein Abend in Gesellschaft und lockerer Atmosphäre, ein Tanz, ein Kuss um Mitternacht, unverfänglich und zwanglos. Bestimmt nicht so direkt wie das, was sie bis dahin veranstaltet hatte. Damit es in keiner Weise nach Absicht aussah, lud sie außer Jan die üblichen Gäste ein. Mich natürlich, wenn auch widerwillig. Und selbstverständlich Tess. Sie gehörte einfach dazu, war witzig, charmant und geistreich. Außerdem hatte sie diese überschäumende Phantasie. Keine Haie mehr im Tyrrhenischen Meer, keine Männer mit Schnellfeuergewehren auf der Autobahn, kein gewalttätiger Vater, keine Adler, Löwen und Hexen auf dem Heimweg. In intimer Runde erzählte Tess nur noch von bösen Männern, die Belohnungen versprachen, wenn man ihnen zu Willen war. * Neun Monate zuvor, im März, hatte Tess eine Tochter bekommen. Mandy. Offiziell war Mandys Vater unbekannt, nicht einmal Greta und ich wussten, wer er war. Vom ersten Tag dieser Beziehung an hatte Tess alles getan, um seine Identität geheim zu halten. Etwas anderes hätte auch nicht zu ihr gepasst. Dass sie wie Zigtausende andere Frauen nur dazu diente, etwas Abwechslung in einen ehelichen Alltag zu bringen, solch ein Geständnis hätte Tess nie über die Lippen gebracht. Ihr Liebhaber war selbstverständlich kein gelangweilter Ehemann, er war die große Ausnahme, etwas ganz Besonderes. Für Tess war er das tatsächlich. Sie war nicht nur verliebt. Wie ausgewechselt war sie in den beiden Jahren, die er ihr widmete. Sie vergaß alles, was ihr bis dahin wichtig gewesen war, sogar Greta zeitweise. Sie hatten in dieser Zeit kaum Kontakt gehabt. Tess zog zu Hause aus, nahm eine Wohnung in Braunsfeld und erklärte unmissverständlich, dass Greta sie dort nicht besuchen könne.
    «Sei mir nicht böse, ich muss allen Eventualitäten vorbeugen. Er hat nicht viel Zeit für mich und kann sich nicht immer vorher anmelden. Es könnte peinlich werden, wenn wir beide im Wohnzimmer sitzen und er hereinkommt. Es wird bestimmt einmal anders, wenn er seine persönlichen Verhältnisse geklärt hat. Aber bis dahin …»
    Das war deutlich. Aber Greta war es unbegreiflich.
    «Was hat dieser Kerl mit ihr gemacht? Sie ist doch kein naives Mäuschen, das noch an den Weihnachtsmann oder das Klären der persönlichen Verhältnisse glaubt. Sie muss ihn abgöttisch lieben, wenn sie auf solch einen abgedroschenen Spruch hereinfällt.»
    Abgöttisch lieben, genau das tat Tess. Er bot ihr auch einiges. Wenn ich sie am Wochenende ausführte, war sie teuer gekleidet und trug dezente Schmuckstücke. Zudem fuhr sie ein Auto, das auch seinen Preis gehabt hatte. Sie machte bei mir keinen Hehl daraus, wer ihren Lebensunterhalt finanzierte. Aber es waren nicht nur materielle Werte, die sie in den Bann zogen. Tess hoffte, betete, zitterte bei dem Gedanken, es könne ihr ergehen wie anderen Frauen in dieser Situation. Ständig suchte sie Bestätigung, dass bei ihr

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