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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Sinne war. Die Rendezvous mit mir schienen in seinem Sinne gewesen zu sein. Darüber mokiert hatte er sich jedenfalls nie. Aber eine Frau, deren Bauch allmählich dicker wurde, ein greinendes Baby, das ein leidenschaftliches Tête-à-tête unterbrach, nein danke! Tess war am Boden zerstört und zum ersten Mal wütend auf ihn.
    «Was bildet er sich ein? Er ist doch nicht Gott, dass er über jedes Leben entscheiden könnte! Ich hätte mich schon darum gekümmert, dass ihn das Baby nicht stört. Was soll ich jetzt tun, Niklas? Ich kann es nicht abtreiben lassen. Ich sehe überall nur noch Frauen mit Kinderwagen. Es hätte so schön sein können. Ich war so oft allein. Mit dem Kind hätte ich eine sinnvolle Aufgabe für die Wartezeit. Und er macht mir die Hölle heiß. Ich liebe ihn. Wenn er mich verlässt, werde ich verrückt.»
    Verrückt wurde Tess nicht. Irgendwie schaffte sie es sogar, sich mit dem Vater ihres Kindes zu arrangieren. Kurz vor Mandys Geburt erklärte er sich angeblich bereit, ihr monatlich eine beachtliche Summe zu zahlen, vorausgesetzt, sein Name erschien nicht auf der Geburtsurkunde. Als sie mir das erzählte, sprach bereits wieder die alte Tess.
    «Das hat er mir schriftlich gegeben. Er zahlt für fünfundzwanzig Jahre, da ist sogar das Studium finanziert. Man kann ja nicht wissen, vielleicht setze ich ein Genie in die Welt. Bei dem Vater ist das nicht ausgeschlossen. Für den Anfang bekomme ich dreitausend jeden Monat. Wenn die Lebenshaltungskosten steigen, wird er entsprechend aufstocken. Und ich bin ein freier Mensch. Da er mich nicht einmal mehr mit einer Kneifzange anfassen wird, darf ich sogar eine neue Bindung eingehen. Großzügig, oder?»
    Das konnte ich mir nur schwer vorstellen. Zum einen dürfte ein Mann, der seinen Namen nicht auf der Geburtsurkunde seines Kindes sehen will, nichts Schriftliches aus der Hand geben, was ihn erpressbar macht. Zum anderen waren fünfundzwanzig Jahre eine lange Zeit und dreitausend Mark jeden Monat eine Menge Geld, auch für einen, der genug hatte. Dass er sich für den Anfang bereit erklärt hatte, für Tess und das Kind zu zahlen, glaubte ich noch. Aber dass er weiterzahlte, wenn sie eine neue Beziehung einging, vielleicht sogar heiratete, konnte ich mir nicht vorstellen. Doch ehe ich Zweifel anmelden konnte», sagte Tess:
    «Das Angebot konnte ich nicht ablehnen. Und wenn er eines Tages nicht mehr freiwillig zahlt, habe ich etwas in der Hand gegen ihn. Diesen Wisch, mit dem er sich freigekauft hat. So weit hat er anscheinend nicht gedacht, als er mir den in die Hand drückte.»
    Seit Beginn ihrer Schwangerschaft lebte sie wieder im Haus ihrer Eltern, zwangsläufig, zuerst stand sie vor dem Nichts. Und nach Mandys Geburt reichte der freiwillig gezahlte Unterhalt ihres ehemaligen Liebhabers zwar für das Auto und die Garderobe. Davon aber auch noch eine Wohnung und den Lebensunterhalt zu finanzieren war nicht möglich bei den Ansprüchen, die Tess stellte. Es gefiel ihr nicht, dass sie ihr eigenes Reich hatte aufgeben müssen, seitdem wieder täglich mit Vater und Mutter, Bruder und Schwägerin, Neffe und Nichte am Tisch sitzen und sich die eine oder andere Ermahnung anhören musste. Das wusste Greta ebenso gut wie ich. Wir wussten auch beide, dass Tess nach der Geburt ihrer Tochter mehrfach versucht hatte, die alte Ordnung wiederherzustellen. Eine eigene Wohnung und ein oder zwei Besuche des Göttlichen pro Woche. Mandy könne solange bei den Großeltern untergebracht werden. Er sollte nur kurz vorher anrufen. An Heirat dachte Tess nicht einmal mehr im Traum. Das glaubte ich ihr nicht so unbesehen. Ich war überzeugt, dass Tess nach dem ganzen Arm greifen würde, sobald Mandys Vater ihr den kleinen Finger reichte. Greta stimmte in diesem Punkt mit mir überein. Deshalb sah sie keine Gefahr darin, Jan und Tess für eine halbe Nacht zusammenzubringen.
    .
    « Jan und Tess kannten sich bereits flüchtig, waren sich ein paar Mal in Gretas Wohnung begegnet, wenn Tess abends erschien, während Jan und Greta bei einem Espresso und einer Szene mit der übel zugerichteten Neunzehnjährigen saßen. Jan hatte sich jedes Mal sofort verabschiedet. Tess hatte nicht auf ihn reagiert. Sie war vollauf mit ihrem Ehemaligen beschäftigt, der sich allen Versprechungen und heiligen Schwüren zum Trotz auf nichts einließ. Mit wem Greta sich beschäftigte, wusste nur ich. Ich weiß nicht, warum sie nie mit Tess über ihre Gefühle für Jan gesprochen hat. Vielleicht weil es

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