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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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blutunterlaufene Abdrücke – wie von Zähnen ins Fleisch gedrückt. Greta wurde bei diesem Anblick übel. Und es war noch nicht alles. Tess schürzte den Rock. Die Blutergüsse und Kratzer an den Innenseiten ihrer Oberschenkel waren sogar durch die Strümpfe zu erkennen. Dabei trug sie dunkle Strümpfe. Mit diesen Spuren am Körper klang Tess’ Erklärung, sie habe panische Angst gehabt, dass er sie umbringe, keinesfalls nach einem Märchen.
    «Was soll ich machen?, fragte sie.
    «Anzeige erstatten, riet Greta. Tess schüttelte den Kopf.
    «Kann ich mir nicht leisten. Was soll aus Mandy werden, wenn ich nächste Woche unter ein Auto gerate oder mir sonst was passiert?»
    Mandys Vater hatte angeblich etwas in diese Richtung anklingen lassen, als er zurück ins Parkhaus fuhr und sie aus seinem Wagen warf. Danach war Tess dann über Jan gestolpert, vielmehr er über sie. Sie war nicht fähig gewesen, sofort nach Hause zu fahren, lief in der Stadt herum. Vor einer Galerie in der Nähe des Doms, schaute sie sich ein modernes Gemälde an, um sich zu beruhigen. Jan kam aus dem WWF-Gebäude an der Ludwigstraße und erkundigte sich umgehend nach Mandy. Es war genau das, was Tess in dieser Situation brauchte. Damit war Jan bereits zum netten Kerl aufgestiegen. * In der Woche darauf gab es wieder Neuigkeiten von Mandys Vater. Die Unterhaltszahlung für den laufenden Monat war eingetroffen. Damit hatte Tess nicht gerechnet nach der brutalen Behandlung. Natürlich wollte sie es sofort Greta erzählen, leider traf sie Greta beim ersten Versuch nicht an und klingelte an der Nachbartür. Aber da war Greta auch nicht. Und Jan war ein höflicher Mensch. Er fragte, ob Tess bei ihm warten möchte, Greta komme sicher bald heim. Ein halbes Stündchen Wartezeit konnte Tess sich leisten. Und sie bemerkte überhaupt nicht, wie die Zeit verflog. Als es ihr auffiel, war es zu spät, um noch einmal bei Greta zu klingeln.
    «Wie spät war es denn?, wollte Greta wissen, als Tess ihr am nächsten Abend berichtete. Tess hob die Schultern an.
    «Eins vorbei. Ich habe einen richtigen Schreck bekommen und bin dann auch sofort los.»
    Als Greta Jan nach den Stunden fragte, die Tess in seiner Wohnung verbracht hatte, bekam sie beiläufig Auskunft. Sie hätten sich gut unterhalten. Tess habe eine pfiffige Idee für einen Fernsehkrimi gehabt. Ihr eigenes Leben, der große Unbekannte, der seiner ehemaligen Geliebten einen bezahlten Killer auf den Hals hetzte, weil sie um der Zukunft des gemeinsamen Kindes willen nicht bereit war, die Vaterschaftserklärung herauszurücken, und es ihm nicht gelungen war, sie mit eigenhändiger Brutalität einzuschüchtern. Tess hatte Jan gründlich in ihre Probleme eingeweiht, ihm sogar von der Vergewaltigung und der Misshandlung berichtet. Wie oft sie sich danach noch in seiner Wohnung oder anderswo getroffen haben, um sich besser kennen zu lernen, hat Greta nie erfahren. Ich weiß es auch nicht. Das konnten sie tagsüber tun, da waren wir beide beschäftigt. Und Tess hatte Zeit, stets eine Großmutter oder die liebevolle Tante Sandra zur Verfügung, um Mandy zu hüten. Jan konnte sich die Arbeit ebenfalls einteilen. Was er am Tag nicht schaffte, wurde nachts erledigt. Weil Jan seine Treffen mit Tess geheim hielt, vermutete Greta später, er habe sie nicht verletzen wollen. Sie habe ihm wohl einmal zu oft und zu deutlich signalisiert, was er ihr bedeutete. Ich sehe das anders. Er hatte Tess in der Neujahrsnacht mit mir gesehen. Dabei musste zwangsläufig der Eindruck eines Liebespaares entstanden sein. Und mir in die Quere zu kommen, traute er sich wohl nicht. Es ist anzunehmen, dass er eine Weile brauchte, ehe er Tess die Story abnahm, dass ich seit zehn Jahren mein Glück bei ihr versuchte, dass ich ein netter Kerl war, aber leider nicht der richtige Mann für sie. Ob die Initiative von ihm oder von Tess ausging und wer wen bat, vorerst zu schweigen, ist nicht mehr nachvollziehbar. Nicht einmal die Skepsis, die Tess an den Tag legte, lässt sich noch einem bestimmten Grund zuordnen. Ob Jan mit ihr über Greta gesprochen oder ob sein Verhalten sie stutzig und misstrauisch gemacht hatte, ich weiß es wirklich nicht. Obwohl Tess ausgerechnet zu mir kam, um sich Gewissheit zu verschaffen, Greta nicht ein zweites Mal in die Quere zu kommen. Ich weiß, wie es aussehen muss. Als hätte ich eine günstige Gelegenheit beim Schopf ergriffen und dafür gesorgt, einen Rivalen auf elegante Weise auszuschalten. Oder anders

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