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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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beobachteten die Szene. Die meisten trugen Gesichtsschleier, aber Laura musste ihre Mienen nicht sehen, um zu wissen, dass sie mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Mitleid zusahen. Hatten sie doch einst selbst an dieser Stelle gestanden und sich anschreien lassen müssen.
    Den Anwärtern gefiel diese plötzliche Aufmerksamkeit ganz und gar nicht, und sie wurden immer unruhiger. »Wir haben einen langen Weg hinter uns, und es gibt keine Möglichkeit, sich vorher zu waschen und neu einzukleiden«, wagte schließlich jemand einen Einwand. Einige zischten ihn an, still zu sein; zumindest die hatten es kapiert.
    Der Mann oben auf der Treppe versetzte: »So, dann hättest du wohl gern unterwegs ein Gasthaus mit allen Annehmlichkeiten gehabt, mit Sprudelbad und Fächelmädchen?«
    »Ähm, nein, aber ...«
    »Kein Aber!«, brüllte ihn der Mann an. »Ihr seid eine Beleidigung für meine Augen und für meine Ohren! Ich habe genug! Verschwindet, und zwar ganz schnell! Geht alle!«
    Ja, geht, dachte Laura. Dann komme ich gleich dran und muss nicht ewig warten.
    Einige schlichen tatsächlich geknickt nach draußen.
    Oh Mann, wie blöd muss man denn sein? Wenn ich es nicht besser wüsste, dass es von der Zeit her unmöglich ist, würde ich glauben, dass das Glatzkopfs und Bohnenstanges Nachkommen sind.
    Da waren sie so weit gekommen - und ließen sich jetzt von ein paar Worten und ein bisschen Geschrei einschüchtern und abschrecken! Zu Hause würden sie wahrscheinlich erzählen, dass sie es heldenhaft bis oben geschafft hätten, nur um festzustellen, dass es da keinen Orden gab und alles verlassen war.
    Da war schon wieder die Giftstimme. Arrogante Gedanken für jemanden, der vorhin noch heulend auf der Treppe hockte und nach starken Männerarmen plärrte, die ihn hinauftragen sollten.
    Ach, halt die Klappe, dachte Laura und war resigniert, wie weit es mit ihr inzwischen gekommen war.
    Der Großteil der Anwärter aber blieb und dachte darüber nach, wie man die »Beleidigung der Augen« beseitigen könnte. Die der Ohren war einfach: Mund halten.
    Sie sahen sich um. Dann hatten sie es heraus, unabhängig voneinander. Und wer es nicht herausgefunden hatte, dem wurde es von den anderen vorgemacht.
    Sie nahmen Aufstellung, positionierten sich in Reih und Glied, strichen die ramponierte Kleidung einigermaßen glatt und nahmen Haltung an. Den Blick richteten sie nach vorn ins Leere, bloß nicht zu dem Mann oben auf der Treppe.
    »Aha!«, erklang die Stimme nun deutlich besänftigter, aber immer noch autoritär. »Das muss Magie sein! Auf einmal, wie durch Zauberhand aus dem Nichts erschienen, sehe ich Anwärter.«
    Einige aus den letzten Reihen seufzten erleichtert.
    Der Mann kam die Stufen herab und stellte sich mit auf dem Rücken verschränkten Armen breitbeinig vor ihnen auf. »Na schön. Die erste Hürde habt ihr also genommen. Dann gehen wir zu den Formalitäten über. Ich bin Salik, der Höchste Vertraute des Meisters vom Berge. Ich bestimme über alles, was hier geschieht, ich sehe alles und höre alles. Und ich informiere den Meister über relevante Dinge. Seid also gewiss, dass jedes Muskelzucken, jede gesprochene Silbe von mir bemerkt wird. Es gibt keine Anonymität hier oben. Verstanden?«
    »Yessir, Jawollsir«, wisperte Laura und kicherte in sich hinein. Das wäre jetzt das Richtige für Jack. So ähnlich drillte er die Iolair auch.
    Ihr lagen dieser Kadavergehorsam oder auch nur Aufnahmerituale völlig fern. Sie war schon in der Grundschule oft aus dem Gruppensport geflogen, weil sie nicht das gemacht hatte, »was alle machen«. Auch mit Cliquen hatte sie sich schwergetan. Sich ins Koma zu saufen, nur um »dazuzugehören«? Und dann sterbenselend auf der Polizeiwache oder im Krankenhaus aufzuwachen - wie blöd war das denn?
    Aber es war ein Erlebnis, das mal live mitzubekommen.
    »Sprechen werdet ihr während eurer Ausbildung nur noch mit eurem Lehrmeister. Es ist euch nicht gestattet, Kontakt zu den Mitgliedern des Ordens aufzunehmen oder auch nur das Wort an sie zu richten. Solltet ihr es dennoch tun, werdet ihr bestraft. Beim zweiten Verstoß müsst ihr die Festung verlassen. Merkt euch also gleich: Alle Regeln, die euch genannt werden, sind strikt und ohne Umwege zu befolgen. Wer keinen gebotenen Gehorsam aufbringt, hat hier nichts verloren. Es gibt keine Gnade und keine zweite Chance. Zu unserem Orden gehören zu dürfen ist die höchste Ehre, die einem zuteilwerden kann, und ...«
    Laura hob den Finger.

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