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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Wahrscheinlich sah das niemand, aber es war eine automatische Geste. »Verzeihung«, krächzte sie.
    Ihre dicht über dem Boden schwebende Stimme sollte eigentlich gleich hinabplumpsen und im Staub versickern, bevor sie sich in die Lüfte erhob, so schwach war sie.
    Salik hörte sie dennoch, er unterbrach sich und stieg sofort wieder zwei Stufen höher, um sich Überblick zu verschaffen. Es stimmte wohl, dass ihm nichts entging. »Wer hat da gesprochen?«
    Die Anwärter sahen sich um, die in der Nähe entdeckten das Häuflein am Boden, wichen zur Seite und bildeten eine Gasse mit freiem Blick auf Laura.
    »Also, äh, ich«, antwortete sie. Wer A sagte, musste auch B sagen, auch wenn sie jetzt lieber genau wie ihre Stimme im Boden versunken wäre. Langsam stieg der Adrenalinpegel wieder und durchblutete ihren Körper bis in die Zehenspitzen. Ihre geschundenen Muskeln maulten, und das war ein gutes Zeichen, denn das bedeutete, sie nahmen wieder Befehle an.
    »Was bist du? Ein Krebs? Eine gestrandete Flunder?«, fragte Salik. Die Anwärter erlaubten sich ein zaghaftes Lachen.
    »Ich bin ein Mensch«, sagte Laura und rappelte sich unter Aufbietung aller Kräfte auf. Leicht schwankend stand sie, klopfte sich den Staub ab und räusperte sich. »Ich wollte nur darum bitten, ob man das vielleicht ein bisschen verkürzen kann«, fuhr sie fort. »Oder mich zuerst dranzunehmen. Ich bin nämlich eigentlich gar kein Anwärter, sondern in einer anderen Angelegenheit hier. Und dazu muss ich dringend deinen Meister sprechen. Dann gehe ich gleich wieder.«
    Verblüffte Stille legte sich über den Hof. Inzwischen bewegte sich niemand mehr, alle hatten sich ihr zugewandt. Laura war sich bewusst, dass alle sie für komplett übergeschnappt hielten. Aber dann passte sie ja bestens in dieses Reich.
    Salik war für einen Moment tatsächlich völlig aus dem Konzept geraten und starrte sie sprachlos an. Dann fuhr er mit seiner Ansprache an die Anwärter fort, als wäre er nie unterbrochen worden.
    »Ihr wartet jetzt hier, bis eure Ausbilder kommen, euch einteilen und mitnehmen. Ihr bekommt ein Quartier zugewiesen, werdet euch einer gründlichen Reinigungsprozedur unterziehen und erhaltet eure neue Kleidung.«
    Damit stieg er die Stufen weiter hinauf. Noch immer rührte sich niemand. Man hätte den Aufprall einer Feder im Sand hören können.
    »Bitte!«, rief Laura den Höchsten Vertrauten an. »Was ist mit mir? Melde mich deinem Meister an! Ich störe auch nicht lange!«
    Salik, bereits oben angekommen, fuhr zu ihr herum. Sein Gesicht zeigte Zorn. » Niemand kommt hier herauf und verlangt den Meister zu sprechen! Dein infames Verhalten entbehrt jeglichen Respekts, und ich werde dich ...«
    »Es geht um den Dolch«, unterbrach Laura erneut. »Ich bin hier, um ihn zurückzufordern. Er gehört nämlich mir.«
    Salik wusste unter Garantie, wovon sie sprach, und mindestens zwei Assassinen auch, nämlich diejenigen, die Ruairidh die Waffe abgenommen hatten.
    Die Anwärter lauschten dem Dialog mit einer Mischung aus Faszination und Verachtung. Ein paar zeigten sogar eine gewisse Bewunderung für diese offenbar schwer gestörte Frau, die auf dem Weg hier herauf den Verstand verloren haben musste.
    »Erst als Assassine - und auch nur dann ganz vielleicht wird dir eine Audienz beim Meister gestattet«, schnaubte Salik. »Nur ganz außergewöhnlichen Talenten kommt diese Ehre zuteil!«
    »So lange kann ich nicht warten.«
    »Was glaubst du, wer du bist?«
    »Ich glaube nicht nur, ich weiß, wer ich bin. Mein Name ist Laura. Ich bin eine Reinblütige und habe nur noch um die vierzig Sonnenaufgänge zu leben, wenn ich nicht rechtzeitig meine Aufgabe erfülle. Ich lasse mich nicht abweisen.«
    »Geh nach Hause, reinblütige Laura. Du hast hier nichts verloren! Du bist unerwünscht. Geh!«
    Damit verschwand Salik im Inneren der Festung.

    Die Anwärter scharten sich näher bei der Treppe zusammen und hielten sich so weit wie möglich von Laura entfernt, die sich nicht vom Fleck rührte. Dann würde sie einfach hineingehen in den Palast und selbst nach dem Meister suchen, wenn ihr niemand helfen wollte. Sie hatte es auf dem offiziellen Weg versucht, aber da ihr niemand zuhörte, musste es eben anders gehen.
    Ein Raunen ging durch die Uniformierten, als plötzlich ein anderer auf der Treppe oben erschien. Es war ein Assassine mit geschlossenem Gesichtsschleier. Die Ordensangehörigen schienen zu wissen, um wen es sich handelte, denn übergangslos wandten

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