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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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gesagt, was bei uns üblich ist?«
    »Doch, sicher, Sayasi ...«
    »Bitte, nenne mich Alhamal«, unterbrach er. »Das ist mein Name, und da du dem Orden nicht angehörst und dich nicht um Gepflogenheiten scherst, brauchen wir keine förmliche Anrede zwischen uns.«
    Laura fühlte, wie sie rot wurde. Bis zuletzt hatte sie Zweifel gehegt, ob sie tatsächlich dem Meister der Berge vorgeführt wurde, doch nun war sie dessen sicher. Er besaß eine unglaubliche Ausstrahlung und die Gelassenheit eines weisen Mannes, der die absolute Herrschaft in seinem kleinen Reich innehatte.
    Und dann beugte er sich nach vorn, sodass sie endlich sein Gesicht sehen konnte, und sie schaute ihn staunend an - vergaß dabei natürlich die wichtigste aller Regeln, die auch bei den Menschen galt, nämlich dass man niemals einen Hochgestellten direkt anschauen durfte. Aber wieso zeigte er ihr dann überhaupt sein Gesicht?
    Er war ein Elf, wie an den Ohren zu erkennen war, und in der Tat ein alter Mann. Alhamal besaß große grüne Augen mit Spaltpupille, und sein schmales, langes Gesicht, das eine leichte Ähnlichkeit mit einem Schafsbock hatte, war braunhäutig. Dicke weiße Haare fielen ihm bis auf die Schultern herab. Das Auffälligste waren aber seine mächtigen, perfekt gebogenen Widderhörner, die seitlich des Kopfes entsprangen.
    Der Meister trug das schwarzblaue Gewand der Assassinen, aber keinen Turban, und die Ärmel an seiner Jacke wiesen Seidenapplikationen auf. Seinem Schneidersitz nach zu urteilen, war sein Körper menschlicher Form.
    »Du willst wissen, warum ich dich empfangen habe? Nun - mein ausgeglichener Salik ist aufgebracht, und die überaus gestrenge Hanin entscheidet, dich zu mir zu bringen. Gleich zwei ungewöhnliche Ereignisse an einem Tag, dem kann ich mich nicht entziehen. Ich schätze eine gelungene Abwechslung, und ich werde wohl nicht enttäuscht.« Seine Augen schillerten. »Ich verabscheue Durchschnittlichkeit.«
    »Das habe ich noch nie hingekriegt.« Laura winkte ab. »Abgesehen von meinen schulischen Noten. Ansonsten passiert immer irgendwas, wo ich aufkreuze, und hier in Innistìr habe ich es innerhalb einer Woche geschafft, dass fast jeder hinter mir her ist.«
    »Ich weiß«, antwortete Alhamal. »Ich habe mich kundig gemacht, nachdem Salik mir offenbarte, dass du eingetroffen bist. Es gibt nicht viele Reinblütige mit dem Namen Laura in Innistìr, und du hast dir in gewissen Kreisen bereits einen gewissen Ruf erworben.«
    Und bestimmt keinen guten. »Ähm, ja, glaube schon.« Verfügte er über Internet und Google oder etwas in der Art? Wie konnte er sich so schnell Informationen verschaffen?
    Er las in ihr wie in einem offenen Buch. »Da ich meine Festung nie verlasse, muss ich unweigerlich über Kontaktmöglichkeiten nach außen verfügen. Ich habe ein besonderes Zimmer dafür und bin schnell auf dem Laufenden. Und natürlich hörte ich auch vorher schon von dir. Dass du Barend Fokke im Schach besiegt hast, hat sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Dafür gebührt dir Lob.«
    »Ähem«, wiederholte Laura. Sollte sie sich jetzt geschmeichelt fühlen?
    »Was mir aber am meisten gefällt, ist die Tatsache, dass Alberich dich als Feind Nummer eins betrachtet.« Er lachte leise. »Ich sollte erzürnt sein, denn bisher oblag der Titel mir.«
    Lauras Aufmerksamkeit war geweckt. »Du ... du bist sein Feind?«
    »Sein erklärter Intimfeind«, bestätigte der Meister. »Ich habe mich nicht und werde mich ihm nicht unterwerfen, und er erhält keinen Tribut von mir. Selbstverständlich ist ihm sehr daran gelegen, meinen Orden in seine Krallen zu bekommen, und deshalb wird er es auch nicht müde, mir immer wieder irgendwelche Dummköpfe zu schicken. Er erhält regelmäßig ihre Köpfe als Geschenk verpackt zurück.«
    Laura hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen. Es gab also mehr Gegner wie die Iolair, die den offenen Widerstand wagten. Und die Alberich die Stirn bieten konnten.
    »Deswegen bin ich begreiflicherweise interessiert, dich persönlich kennenzulernen, Laura.«
    »Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht zu sehr.« Das meinte sie ernst. Sie hatte keine Ahnung, zu was sie inzwischen stilisiert worden war. Man kannte die Gerüchteverbreitung ja. Aus einer Maus wurde ein Elefant.
    »Ich bin erstaunt«, gab Alhamal zu. »Andererseits auch wieder nicht, nach allem, was Salik mir erzählte. Du bist allerdings die erste Reinblütige, der ich begegne, deshalb, nehme ich an, liegt es daran.«

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