Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
bedeuten?«
    »Melde Laura beim Meister an«, antwortete die Assassine. »Sie wird selbst für sich sprechen.«
    Der Höchste Vertraute fragte nicht weiter nach, er stellte Hanins Entscheidung nicht infrage. Das gefiel Laura: Es gab keine ewigen Diskussionen und Kompetenzstreitigkeiten. Anscheinend hatte Salik Hanin mit dem Auftrag geschickt, über Lauras Schicksal zu entscheiden, und akzeptierte den Ausgang ohne Wenn und Aber. Diese Assassinin musste demnach eine hohe Position in der Hierarchie einnehmen.
    Salik nickte und lief leichtfüßig den Gang zurück, den er gerade gekommen war.
    »Ich darf wirklich mit dem Meister sprechen?«, fragte Laura.
    Hanin lächelte. »Er wird entzückt sein, mit einer so jungen hübschen Frau zu sprechen. Unser Sayasi - das bedeutet Herr und Meister - verlässt seine Festung nie und hat kaum Abwechslung. Du wirst ihm gefallen. Dennoch solltest du einige Regeln beachten.«
    »Ich weiß schon«, unterbrach Laura. »Nur reden, wenn er es mir gestattet, ihn nicht direkt ansehen und mich überhaupt wie ein Wurm vor dem Vogel winden.«
    Hanin grinste. »Du hast das Herz auf dem rechten Fleck. Schade, dass du keine Kämpferin bist.«
    »Ich will nicht lernen, wie man tötet. Und diese ganzen Prüfungen können mir gestohlen bleiben.« Laura rieb sich die Kehle und sprach dann ein Geständnis aus. »Vorhin, auf dem Hof, war ich mir meiner Sache sicher. Ich musste es wohl auch einfach mal wissen, ob ich es kann. Ob ich es schaffe, meine Angst zu überwinden und der Vernunft zu gehorchen. Jetzt aber hab ich eine Todesangst ...«
    »Das ist gut so, denn für dein Leben kann ich nicht garantieren, Laura. Wenn ihm danach ist, wird er dich töten. Schnell oder langsam. Und du wirst nichts dagegen tun können.«

19
     
    Der Meister
     
    H anin führte Laura in einen Seitenflügel der Festung, der bereits dicht an den Felsen »klebte«, links unüberwindliche Wand, rechts der phänomenale Ausblick auf weites Land. Leider konnte Laura nicht die Cyria Rani erkennen; sie musste sich demnach an einer anderen Flanke des Berges befinden.
    Die Assassinin klopfte an eine kunstvoll geschnitzte Holztür. Obwohl Laura keinen Laut gehört hatte, öffnete Hanin nach kurzem Lauschen die Tür und trat vor dem Gast ein.
    »Ich bringe dir die Aufrührerische, Sayasi«, sagte sie in einer tiefen Verbeugung mit ehrerbietiger Stimme.
    Laura trat hinter ihr in das dämmrige Gemach, das nicht groß war und überaus gemütlich eingerichtet mit vielen Sitzkissen, Teppichen, Wandverkleidungen. Das Fenster besaß keine Scheibe, doch war ein hölzerner Schmuck davor angebracht, der die Sonne nur in wenigen Strahlen hindurchließ und dieses weiche, stimmungsvolle Dämmerlicht zauberte.
    »Danke, Hanin«, erklang eine tiefe, überraschend sanfte Stimme von gegenüber, seitlich vom Fenster. Laura erkannte die Konturen einer auf einem großen Kissen im Schneidersitz ruhenden Gestalt, deren Oberkörper und Kopf im Schatten verborgen lagen. Wasserdampf stieg von einer Shisha auf, und die Luft duftete nach Gewürzen und berauschenden Substanzen, die Lauras aufgewühltes Gemüt sofort beruhigten.
    Hanin zog sich zurück und schloss leise die Tür.
    »Komm näher«, forderte die Stimme Laura auf. »Nimm Platz.« Eine hagere Hand mit langen Fingern und Krallen kam ins Licht und deutete auf ein Sitzkissen vor einem kleinen Tischchen, auf dem die Shisha und einige Kleinigkeiten sowie ein Krug mit einer dampfenden Flüssigkeit und zwei farbigen, mit Goldornamenten bedeckten Gläsern standen.
    Laura kam langsam näher, unwillkürlich ein wenig gebeugt, und ließ sich auf dem Sitzkissen nieder. Ach, tat das gut. Am liebsten hätte sie sich lang ausgestreckt und ein paar Tage lang geschlafen.
    »Bitte, bediene dich«, sagte der Meister und wies auf das Tischchen. »Du bist erschöpft und brauchst Kräfte. Hab keine Furcht, es wird dir nichts davon schaden.«
    Also, höflich und zuvorkommend war er. Laura kam dem Angebot gern nach und spürte schon nach wenigen Bissen und Schlucken, wie es sie aufbaute. Und ein wenig lustig im Kopf machte. Aber sie verlor die Kontrolle nicht, und auch ihre Gedanken blieben klar.
    »Du hast für eine Menge Aufruhr gesorgt. Ich habe Salik selten derart aufgebracht erlebt.« Die Stimme klang amüsiert.
    »Ich war nicht sehr höflich und ein bisschen aufdringlich, glaube ich«, antwortete sie verlegen. »Ich danke dir, dass du mich empfängst.«
    »Nun, ich bin natürlich neugierig. Hat man dir denn nicht

Weitere Kostenlose Bücher