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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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was soll’s!«, schrie er den Wind an. »Du tust sowieso, was du willst, also bleibe ich ein Dieb! Und behalte den Dolch!«
    »Halt endlich die Klappe!«, hörte er undeutlich Glorias Stimme. »Du machst alles nur noch schlimmer.«
    »Schlimmer als was? Nichts kann schlimmer sein!«
    Doch, das konnte es.

    Der Wind drehte schlagartig. Er schien die beiden Diebe mit fester Hand zu packen, holte aus - und schleuderte sie fort.
    Gloria hörte Ruairidh schreien, und sie schrie selbst. Von den Gewalten fortgerissen, wurden sie zum Spielball des Sturmes. Er blies sie hierhin, dorthin und wirbelte sie im Kreis. Gloria flatterte verzweifelt, doch sie hatte keinerlei Chance, sie auf Kurs zu bringen. Sie konnte sich nur bemühen, die Flügelstellungen so anzupassen, dass sie ihr nicht ausgerissen wurden. Allerdings musste sie einige Federn lassen, und sie stöhnte vor Schmerz über das Zerren und Reißen in den Muskeln, welche die Flügel spannten.
    Wäre sie nur rechtzeitig gelandet! Andererseits wären sie dann wahrscheinlich vom Blitz erschlagen worden. So schleuderten sie derart ruckartig hin und her, dass nicht einmal die rasend schnellen Blitze folgen konnten. Ein Wunder, dass Ruairidh und Gloria noch nicht getrennt worden waren; als wären sie miteinander verwachsen ...
    Sie hörte den Rotschopf heulen und fluchen. Den Diebstahl bezahlten sie nun teuer - andererseits wären sie vermutlich auch so in diesen Sturm geraten. So war nun einmal ihre Glückslage. Hoffentlich war der Dolch das alles wert ... und hoffentlich überlebten sie, um das festzustellen ...
    Gloria hörte auf zu kämpfen; sie hatte keine Kraft mehr und konnte ohnehin nichts ausrichten. Ganz anlegen konnte sie die Flügel nicht, doch sie achtete nur noch darauf, dass sie nicht verletzt wurden.
    Kreiselnd und wirbelnd wurden sie davongeschleudert, es schien kein Ende zu nehmen. Sie wurden in eine Wolkenballung gerissen, und dort kreiste ein gewaltiger Strudel, der sie sofort an sich riss und um sein Zentrum kreisen ließ.
    »Das ist das Ende!«, greinte Ruairidh. »Der Wirbel wird uns fressen, verschlingen, zerquetschen und unsere Überreste ausspucken!«
    »Was für ein Jammerlappen du bist!«, rief Gloria erbost. Sie war versucht, ihn abzuwerfen. Andererseits klammerte er sich so verkrampft an sie, dass sie seinen Griff nicht hätte lösen können.
    »Jaa-aa-aa!«, wehklagte er. »Das bin ich!«
    »Dieses Mal werde ich dich verlassen! Ich werd’s tun! Für immer! Ich trenne mich von dir und suche mir einen ruhigen Platz! Und dann suche ich mir einen anständigen Biber und mache kleine Biber mit ihm!«
    »Ich will nicht ste-e-e-rben!«, heulte er.
    Ich doch auch nicht, dachte Gloria.
    Sie wurden auf einem zusehends kleiner werdenden Radius um den Kern des Strudels gerissen. Gloria blickte auf ein pechschwarzes Inneres mit einem glühenden Kern in der Mitte, der sie anstarrte wie ein böses Auge.
    Und dann klappte ein Lid darüber zu und wieder auf, und es war ein böses Auge.
    Das war der Zeitpunkt, als die ehemals edle Dame Gloria jegliche Würde verlor und laut loskreischte. Ein weiteres - letztes? - Mal nahm sie ihre Kräfte zusammen und schlug so mächtig wie noch nie mit den Flügeln, um sie beide aus dieser tödlichen Spirale hinauszubringen.
    »Ja!«, brüllte Ruairidh über den Orkan hinweg. »Du schaffst es! Du bist die Beste, Gloria! Niemand kann es mit dir aufnehmen!«
    Einerseits spornte es sie an, und sie wollte sein Vertrauen nicht enttäuschen. Andererseits machte es das böse Auge wütend, denn es war ganz bestimmt der Ansicht, es sehr wohl mit Gloria aufnehmen zu können. Wozu sonst all die Mühe?
    Gloria verdoppelte ihre Anstrengungen. Sie wusste nicht, wie, aber es gelang ihr tatsächlich, sie beide ein Stück weit von dem Zentrum wegzubringen und nach und nach den Radius zu vergrößern.
    Der Blick des bösen Auges folgte ihnen. Und dann, als Gloria erkannte, dass sie nur noch eine einzige Chance hatten, mit einem Ruck nach draußen zu kommen, weil sie mit ihren Kräften endgültig am Ende war ...
    ... war es vorbei.
    Es gab ein schlürfendes Geräusch, und Gloria schrie vor Schmerz auf, als sie mit einem gewaltigen Sog nach innen gerissen wurden. Sie spürte, wie einige Muskelfasern rissen; in der nächsten Zeit würde sie wohl kaum fliegen können.
    Falls es ein nächstes Mal gab, denn auf einmal befanden sie sich im Zentrum des Wirbels, und dort sah Gloria nicht nur das große böse Auge noch größer und noch böser, sondern

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